King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)
Kompetenzen weit überschritten haben.« Sie deutete auf die Verwahrzellen. »Ich weise Sie hiermit an, diese beiden Deputys sofort auf freien Fuß zu setzen.«
Wade biss in sein Milky Way und nickte Charlotte zu, die hinüber zu den Zellen ging und sie aufschloss. Der Geschmack der Schokolade machte seinen Kopf etwas klarer, obwohl ihm bewusst war, dass er jederzeit problemlos wieder einschlafen konnte.
Lefcourt kam einen Schritt auf ihn zu. Sie schien Mitte dreißig, ihr dunkles Kostüm war perfekt gebügelt, ihre Seidenbluse gerade so weit geöffnet, dass man eine Spur von Sommersprossen sehen konnte, die sich in ihrem Dekolleté verlor. Ihr Haar war straff zurückgebunden, was ihr Gesicht noch ernster wirken ließ, als es ohnehin schon war.
»Was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht, die beiden festzunehmen?«
»Ich habe mir gedacht, wenn man Menschen in der einen Stadt von der Straße fängt und sie dann gegen ihren Willen in eine andere Stadt verfrachtet, ist das Kidnapping.«
»Sie mischen sich in Dinge ein, die so weit über ihrer Gehaltsgruppe liegen, dass es sich dabei auch um eine ferne Galaxie handeln könnte.«
»Weit, weit und fern, fern«, sagte Wade. »Junge, Junge.«
Er biss erneut von seinem Milky Way ab, als die beiden Deputys ihn angrinsten und ihre Waffen von Charlottes Schreibtisch nahmen, wo sie gelegen hatten.
»Mir gefällt Ihre Art nicht«, sagte Lefcourt.
»Das sollte sie aber. Ich lasse die beiden lediglich aus reiner Freundlichkeit Ihnen gegenüber hier rausmarschieren«, sagte Wade. »Aber ich werde auch weiterhin jeden festnehmen, den ich dabei ertappe, wie er Menschen hier ablädt.«
»Dazu besitzen Sie kein Recht.«
»Ich denke schon. Aber wenn Sie möchten, können wir gern mit einem Richter darüber sprechen. Ich bin sicher, wenn ich wieder in einem Gerichtssaal auftauche, um über illegale Aktivitäten der Polizei zu berichten, wird das nicht allzu viel Aufmerksam erregen«, meinte Wade. »Oder ich folge einfach dem Beispiel der beiden und fange an, Obdachlose in die Vororte zu kutschieren. Wie man hört, sind die Parks dort sehr groß und schön.«
Lefcourts Wangen röteten sich und sie blähte ihre Nasenflügel. Er gestattete sich einen erneuten Blick auf die Sommersprossen zwischen ihren Brüsten. Auch ihr Dekolleté war leicht gerötet. Er war sich nicht völlig sicher, ob sie einfach wütend war oder gerade einen Orgasmus hatte.
»Ich werde mich in dieser Sache mit Chief Reardon in Verbindung setzen«, sagte sie.
»Bitte tun Sie das.« Er aß den Rest des Schokoladenriegels. Aber auch der kleine Zuckerkick kam nicht gegen seine Müdigkeit an. »Bestellen Sie ihm schöne Grüße.«
Sie marschierte zur Tür und die beiden Deputys folgten ihr. Wade sah ihnen nach, gähnte und tappte ohne ein weiteres Wort zu Charlotte wieder nach oben, um weiterzuschlafen.
Er schloss die Tür hinter sich, legte sich auf die Matratze und zog sich die Decken über den Kopf, um sich vor dem Sonnenlicht zu schützen. Während er dort in seiner dunklen Höhle lag, stieg ihm Mandys Duft aus der Matratze in die Nase. Aller Ärger schien sich in Luft aufzulösen und im nächsten Moment war er bereits wieder eingeschlafen.
Als Wade aufwachte, lag er fest in die Decken gewickelt auf dem Fußboden und wieder klingelte das Handy. Als er diesmal das Gespräch annahm, war er nicht mehr so müde.
»Ja?«
»Sie hatten Recht«, meldete sich Billy.
»Womit?« Ein kurzer Blick zeigte Wade, dass es 15 Uhr war.
»Bei unserem ersten Einsatz geht es um eine Leiche«, erklärte er.
Wade war sofort hellwach und setzte sich auf. »Wo sind Sie?«
»Vor dem alten Stahlwerk«, erwiderte Billy.
»Rühren Sie sich nicht von der Stelle. Ich bin unterwegs.«
Er legte auf und rief die Zentrale an, wo er darum bat, einen Krankenwagen, die Mordkommission, den Gerichtsmediziner und ein Team der Spurensicherung zum Tatort zu schicken.
Wade streifte seine Uniform über, eilte die Treppen in die Wache hinunter und holte die Schlüssel für einen der Streifenwagen aus der Schublade in seinem Schreibtisch.
Er fuhr vom Parkplatz, stieg wieder aus und schloss das Tor hinter sich ab. Dann schaltete er die Sirene und sämtliche Lichter ein und raste davon.
Die Sirene benutzte Wade nicht etwa, weil er es eilig hatte und er sich deswegen freie Fahrt verschaffen wollte. Er tat es, um Aufmerksamkeit zu erregen. Um die Leute wissen zu lassen, dass die Polizei da war und reagierte. Er wollte, dass sich die Menschen
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