King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)
Lorbeeren zu verdienen.«
»Sie haben leicht reden«, sagte Billy. »Sie haben ihre Karriere hinter sich.«
»Oh, vielen Dank«, meinte Wade.
»Unsere einzige Möglichkeit, hier rauszukommen, besteht darin, dass wir ein paar aufsehenerregende Verhaftungen vornehmen«, versuchte Charlotte es etwas diplomatischer.
»Sie sind noch nicht mal eine Woche hier und planen schon Ihren Ausstieg?«
»Wir wollen nur nicht, dass Sie all die guten Fälle weggeben«, sagte Charlotte. »Eines Tages wollen wir diese Uniformen gern ausziehen.«
»Ich würde dir deine am liebsten gleich heute ausziehen«, meinte Billy.
»Schwein«, erwiderte Charlotte.
Wenn er die Sache von dem Standpunkt der beiden aus betrachtete, konnte er ihren Ärger verstehen. Sie wollten Karriere machen, während er selbst daran kein Interesse mehr hatte. Ihm ging es darum, für seine Prinzipien einzustehen. Die beiden waren noch auf der Suche nach dem für sie richtigen Weg. Ihre Einwände waren daher durchaus berechtigt.
»Also gut«, sagte er. »Bevor ich in Zukunft eine Entscheidung treffe, werde ich mir überlegen, welche unbeabsichtigten Konsequenzen sie für Ihre Karriere haben könnte.«
»Vielleicht sollten Sie das auch für sich selbst in Erwägung ziehen«, schlug Charlotte vor.
Er schüttelte den Kopf. »Habe ich nie und werde ich auch nie.«
»Erinnern Sie mich bitte daran, falls ich Sie mal um Rat bitte, was meine Karriere angeht«, sagte Billy. »Übrigens, dieses Lewinsky-Ding, stimmte das?«
»Ja, Präsident Clinton hat eine Affäre mit Monica Lewinsky gehabt«, erwiderte Wade.
»Nein, ich meinte, ob auf dem Slip von Glory Littleton wirklich Samenspuren waren«, sagte Billy.
Wade zuckte die Achseln. »Kann sein. Ich weiß es nicht.«
»Sie haben gelogen«, stellte Billy fest.
»Ich habe spekuliert«, entgegnete Wade.
»Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen«, sagte Charlotte. »Irgendwie hab ich das Gefühl, immer alles zu verpassen.«
»Das kommt daher, dass du nachts arbeitest«, sagte Billy. »Während der Tagesschicht wird die eigentliche Polizeiarbeit gemacht.«
Sie waren auf Streife und fuhren auf der Clements Street durch das Wohngebiet des Viertels. Wade saß am Steuer und schob immer noch das Unvermeidliche vor sich her.
Es war eine heiße Nacht mit hoher Luftfeuchtigkeit. Charlotte hatte das Fenster heruntergekurbelt, doch auch der Fahrtwind brachte nur wenig Kühlung.
Sie hörte eine Stimme aus einem Lautsprecher, aber sie konnte nicht verstehen, was gesagt wurde.
»Was ist das?«, fragte Charlotte.
Wade lächelte und steuerte eine Seitenstraße an. »Das wird Mrs Copeland sein.«
Im Scheinwerferlicht des Streifenwagens tauchte Terrill Curtis auf. Er hatte Mrs Copelands Zaun den Rücken zugewandt. Ihm gegenüber standen zwei Männer, die eine ausgemergelte Frau zwischen sich stützten. So wie die Frau und die beiden Männer schwankten, waren sie entweder betrunken oder high oder unter ihren Füßen tobte gerade ein heftiges Erdbeben.
Im Garten hinter Terrill stand Dorothy Copeland in einem gelben geblümten Hauskleid. Eine Hand hatte sie in die Hüfte gestemmt, mit der anderen hielt sie sich ein Megafon vor den Mund und zielte damit wie mit einer Waffe auf die Seitenstraße.
»Verschwinde, du dreckige Nutte«, dröhnte Dorothys Stimme durch die Nacht. »Und nimm deinen Müll mit.«
Charlotte grinste Wade an. »Sie liebt das Megafon.«
Wade hielt an, stieg aus dem Wagen und ging auf Terrill zu, der sofort zurückwich und die Hände hob.
»Was ist hier los, Mr Curtis?«
»Nichts«, jammerte er. »Ich mache überhaupt nichts und ich sorge nur dafür, dass die es auch nicht tun.«
Terrill deutete auf die drei Gestalten, die mit einem dämlichen Grinsen im Gesicht hin- und herschwankten.
»Wir machen nur einen Spaziergang«, sagte einer der Männer. Er hatte schmieriges Haar, wässrige Augen und Fieberbläschen im Durchmesser der Zigarette auf den Lippen, die er gerade rauchte.
»Wir feiern eine kleine Party«, erklärte die Frau. Sie trug ein Tank-Top, das locker von ihren knorrigen Schultern hing, kurze Jeans von der Größe einer Unterhose und hochwertige Schuhe.
»Sieht wirklich sehr festlich aus«, meinte Wade, dann wandte er sich wieder Terrill zu. »Und was ist das Problem?«
»Sie«, erwiderte Terrill. »Wenn die sich in die Blumen erleichtern, pissen Sie mich dafür an.«
»Stimmt«, sagte Wade.
»Ehrlich?«, fragte Charlotte.
Wade ignorierte sie und wandte sich an die drei Nachtschwärmer.
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