King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)
»Vielleicht sollten Sie Ihre Party woanders feiern.«
»Klar«, sagte die Frau. »Soll ich dir einen blasen?«
»Nein, danke«, erwiderte Wade.
Die drei stolperten davon. Misstrauisch sah Charlotte ihnen nach.
»Die sind high«, stellte sie fest.
»Und wie«, sagte Wade.
»Sollten wir sie nicht festnehmen?«
»Sie tun doch niemandem etwas.«
»Sie haben sich unter Drogeneinfluss in die Öffentlichkeit begeben«, wandte sie ein. »Sie könnten für sich und andere eine Gefahr darstellen.«
»Das stimmt«, sagte er. »Aber das Risiko gehe ich ein.«
Dorothy kam an den Zaun, das Megafon hatte sie gesenkt. »Vielen Dank, aber das war wirklich nicht nötig«, sagte sie und lächelte Terrill zu. »Mr Curtis hat meinen Garten in letzter Zeit immer äußerst erfolgreich bewacht. Mit mir zusammen.«
Sie hob kurz das Mikrofon an, um deutlich zu machen, wie sie ihren Teil dazu beitrug.
»Freut mich zu hören«, sagte Wade.
»Mögen Sie Nusstorte?«, erkundigte sich Dorothy bei Terrill.
»Ich mag jede Art von Torte«, erwiderte Terrill.
»Dann kommen Sie herein. Ich habe ein Stück für Sie«, sagte sie.
Terrill war sichtlich verblüfft. »Wirklich?«
»Aber Sie müssen ihre Schuhe ausziehen und sich die Hände waschen«, erklärte sie.
»Ja, Ma’am«, sagte Terrill.
Dorothy wandte sich an die beiden Polizisten. »Sie können auch gern mit hereinkommen.«
»Vielen Dank, aber das müssen wir verschieben, Mrs Copeland. Ich muss heute Nacht noch einen Besuch machen.«
Dorothy öffnete das Vorhängeschloss am Tor und ließ Terrill in den Garten. »Morgen gibt es Bananencreme.«
»Das merke ich mir«, sagte Wade.
Er und Charlotte stiegen wieder in den Wagen.
»Sie können die Lampen, die Sie für sie gekauft haben, genauso gut wieder zurückbringen«, meinte Charlotte. »Das Megafon gibt sie Ihnen sowieso nicht wieder zurück.«
»Ich werde es verschmerzen«, erwiderte er. Dann fuhren sie davon.
FÜNFUNDZWANZIG
Die Feldbetten waren aufgebaut, und die Mission Possible war voll belegt – mit einem unfreiwilligen Publikum für Bruder Ted, der auf einem Klappstuhl saß und laut aus der Bibel vorlas. Niemand schien zuzuhören. Alle unterhielten sich miteinander und manche sprachen auch mit sich selbst, doch Ted schien das nicht zu stören. Der Prediger schloss das Buch, als er Wade und Charlotte hereinkommen sah.
»Die Leute schenken Ihnen nicht besonders viel Aufmerksamkeit«, stellte Wade fest.
»Aber ich bin sicher, dass Sie mir zuhören«, entgegnete Ted und stand auf, um seine Gäste zu begrüßen. »Gottes Wort findet immer einen Weg zu den Menschen, auch zu jenen, die glauben, taub dafür zu sein. Ich bin der lebende Beweis.«
»Ich bewundere Sie dafür, dass Sie es zumindest versuchen«, sagte Charlotte.
»Es kann wenigstens nichts schaden«, meinte Ted. »Aber ich fürchte, mit den Fotos habe ich kein Glück gehabt.«
»Das ist schon okay«, sagte Wade. »Deswegen bin ich nicht hier. Mir ist heute ein Mann über den Weg gelaufen, der sich den dreiundzwanzigsten Psalm auf den Arm tätowiert hat, und da habe ich an Sie gedacht.«
»Und wenn ich auch wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir; dein Stecken und Stab trösten mich«, zitierte Ted aus dem Gedächtnis.
»Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde«, fuhr Wade fort. »Du salbest mein Haupt mit Öl, mein Becher fließt über.«
Ted lächelte. »Es freut mich, dass Sie ihn so genau kennen, und ich bin mir sicher, dass bestimmte Teile Ihnen großen Trost spenden bei ihrem Job, ganz besonders hier. Aber ich verstehe nicht, warum Sie dabei an mich gedacht haben.«
»Nun ja, seit zwei Jahren versorgen Sie hier Obdachlose mit Essen, Trost und einem Dach über dem Kopf«, sagte Wade, »und versuchen Ihnen zu zeigen, dass der einzige Weg, um wirklich zufrieden zu sein und sich sicher zu fühlen, der Weg zu Gott ist.«
»Ich wünschte, mehr Menschen hätten das so gut verstanden wie Sie«, sagte Ted.
»Das glaube ich Ihnen«, erklärte Wade. »Und es muss ungeheuer frustrierend für Sie sein, wenn sie es nicht tun.«
»Ich kann ihnen den Weg zu Gott nur weisen. Beschreiten müssen sie ihn selbst.«
»Die Zeilen haben mich auch an die Morde an all den Frauen erinnert, die sich hier seit zwei Jahren ereignen«, sagte Wade. »Die Opfer sind alle mit derselben Waffe erschossen und dann mit einer Decke oder einem Stück Pappe zugedeckt worden.«
»Eine letzte Geste des Anstands«, sagte
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