Kings of Cool: Roman (German Edition)
Fahrzeugpapiere oder nicht?«, fragt Ben.
»Steigen Sie aus, Sir.«
»Ach, kommen Sie schon«, sagt Ben. Weil er einfach nicht anders kann, es steckt in seiner scheiß DNA . »Warum haben Sie mich angehalten? Gibt es einen hinreichenden Verdacht?«
»Ich habe Marihuanarauch aus dem Fenster auf der Fahrerseite steigen sehen«, sagt der Cop. »Und jetzt kann ich ihn auch riechen.«
Ben lacht. »Sie haben mitten in der Nacht Marihuanarauch aus dem Fenster eines fahrenden Autos aufsteigen sehen? Und Sie riechen gar nichts – ich rauche nie im Wagen.«
»Steigen Sie bitte aus, Sir.«
»Das ist Blödsinn.«
Der Cop reißt die Tür auf, packt Ben am Handgelenk, zerrt ihn raus und zwingt ihn auf den Boden.
Darauf folgen Tritte.
Ben will in Embryohaltung gehen, aber die Tritte treffen ihn an den Rippen, den Schienbeinen, den Nieren, in die Eier.
»Sie widersetzen sich der Festnahme!«, schreit der Cop. »Geben Sie den Widerstand auf!«
»Ich widersetze mich nicht.«
Zwei weitere feste Tritte, dann drückt der Cop Ben ein Knie in den Nacken und Ben spürt den Pistolenlauf in seinem Genick.
»Wer ist jetzt das Arschloch?«, fragt der Cop.
Eine verdammt seltsame Frage, aber Ben kann sich nicht darauf konzentrieren.
Weil er den Hahn zurückschnappen hört.
Er hat einen Kloß im Hals.
Dann drückt der Bulle ab.
52
O geht ins Bad, schaltet das Gebläse ein und zündet sich den Rest von einem Joint an.
Sie ist ja bereit, Zugeständnisse zu machen und auf die Empfindlichkeiten ihrer Mutter Rücksicht zu nehmen, aber Pakus Scheinheiligkeit in Bezug auf Drogen ist absolut abenteuerlich und in ihrer dreisten Verlogenheit fast schon bewundernswert.
Pakus Medikamentenschrank hinter dem Spieglein Spieglein an der Wand des Badezimmers ist ein ganzes Arzneibuch verschreibungspflichtiger, stimmungsverändernder Drogen, wofür O nichts als Verachtung übrig hat, weil das ein Klischee ist und sie sich selbst auch in eins verwandelt: Ständig rennt sie for the shelter of her mother's little helper , wenn das Kraut nicht genug knallt.
»Könnt ihr keine Spezialmischung erfinden?«, hat sie Ben gefragt, »für Mädchen aus Orange County, wenn Battlestar Galactica einfach nicht reicht?«
»Wir arbeiten dran«, hatte Ben erwidert.
Aber bislang ohne Ergebnis.
Deshalb durchsucht O immer mal wieder Pakus Hausapotheke nach
Valium
Oxy
Zanex
oder irgendeinem anderen Antidepressivum, das Pakus Vorträge über Os Marihuanakonsum erträglicher macht,
die sie ihr regelmäßig hält, wenn sie aus der Entzugsklinik kommt, gestärkt mit neuen Argumenten und einer frischen Schar an 12-Schritte-Freunden, die auf der Terrasse rumhängen und über ihre »Programme« palavern, bis Paku die Sache zu langweilig wird und sie auf Yoga, Radfahren, Jesus oder Scrapbooking umschwenkt.
(Die Scrapbooking-Phase war ganz besonders qualvoll: Paku klebte unzählige Bilder von sich selbst in nach Jahren sortierte Bände ein, die sie zeigen, wie sie O fotografiert.)
Einmal fragte die 16-jährige O einen traurig wirkenden Mann aus Pakus »Freitagsgruppe«, der gleichzeitig ihr Liebhaber war: »Bist du auch trocken?«
»Dreißig Tage hab ich geschafft«, sagte der Mann.
»Vierzig werden es nicht werden«, erwiderte O.
Was prophetisch war, wie sich ungefähr an Tag 36 herausstellte, als O aus ihrem Zimmer kam und sah, wie sich Paku und der Typ quer durchs Wohnzimmer mit (leeren) Wodkaflaschen bewarfen, bevor sie sich in (verschiedene) Entgiftungskliniken verabschiedeten und O alleine im Haus zurückließen, wo sie wilde Partys feierte mit der Begründung, das Haus fürsorglich vor der Rückkehr ihrer Mutter von jeglichen Alkoholresten befreien zu wollen.
Aber wie Eishockey-Goalies und Quarterbacks ist auch Paku mit einem schlechten Gedächtnis gesegnet, und deshalb hält sie das alles nicht davon ab, O wegen ihrer Kifferei auf den Zeiger zu gehen.
Heute Abend ist O nicht in Stimmung dafür, also setzt sie sich zum Rauchen aufs Klo unter das Gebläse, und wenn Paku schnüffeln kommt, sagt sie, sie habe Verstopfung, was dann eher damit endet, dass sie ein rein pflanzliches Heilmittel und nicht ordentlich was aufs Dach bekommt.
Weil sie nämlich das Gefühl hat, heute schon genug aufs Dach bekommen zu haben, und zwar von Chon, als er sie mit ihrer aufdringlichen (und zugegebenermaßen plumpen) Anmache abblitzen ließ.
Ein bisschen was von Bambi?
Gott.
Ich würde auch nicht mit mir ficken.
53
Ben hört das trockene Klicken.
Sein Herz
Weitere Kostenlose Bücher