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Kings of Cool: Roman (German Edition)

Kings of Cool: Roman (German Edition)

Titel: Kings of Cool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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geblieben. Du bist wie mein eigenes Fleisch und Blut. Ich will dich ins Boot holen. Scheiße, ich muss dich ins Boot holen.«

276
    Wenn du einfach so weitermachst wie früher, dann kackst du ab, erklärt ihm der Doc. Deshalb sind wir aufgeflogen, damit haben wir uns in die Scheiße geritten.
    Das ist ein Spiel für Verlierer, es endet immer so.
    Wir handeln nicht mehr mit Drogen.
    Wir handeln mit Gebieten.

277
    »Und wofür brauchst du mich?«, fragt John, nachdem es ihm der Doc erklärt hat.
    »Ich brauche jemanden, dem ich da oben trauen kann«, sagt der Doc. »Jemanden, der sich ums Tagesgeschäft kümmert. Ich meine, ich kann nicht nach el norte kommen, ich lebe hier unten wie ein scheiß Napoleon.«
    »Ich bin vorbestraft«, sagt John.
    »Als John McAlister«, sagt der Doc. »Besorg dir eine neue Identität. Fünf von mir aus, wen interessiert's? Ist ganz einfach. Zieh eine Scheinfirma auf, lass es aussehen, als würde sie Gewinn abwerfen, und bleib unterhalb des Radars. John, wir reden hier von richtig viel Geld.«
    »Und wie kommt das Geld zu dir?«, fragt John. »Ich kann nicht nach Mexiko fahren, ohne dass es auffällt.«
    »Das System steht längst«, sagt der Doc. »Es wird eine Art Unternehmensvorstand geben  – ein paar von den alten Leuten  – die sich um die wichtigen Entscheidungen kümmern. Aber du wirst der Geschäftsführer. Ist alles schon in die Wege geleitet. Du musst nur einsteigen.«
    John steigt ein.

278
    Kaum ist Johns Wagen abgefahren, kommt Kim aus dem Haus. Sie sieht wunderschön aus in dem weißen Kaftan mit den aufgestickten Blumen, den langen Haaren, den nackten Füßen.
    »Was hat er gesagt?«, fragt sie.
    »Was glaubst du wohl?«, fragt der Doc zurück.
    Kim schüttelt den Kopf.
    »Was?«
    »Ich mag ihn nicht«, sagt Kim. »Konnte ihn noch nie leiden.«
    »Ich liebe ihn, er ist wie ein Sohn für mich.«
    »Du hast ein Kind.«
    »Das ich nie sehe.«
    »Ich will nicht in Mexiko leben«, sagt Kim. »Ich würde wahnsinnig werden.«
    »Ich würde sie gerne mal sehen.«
    »Es ist besser so«, sagt Kim, »ich muss bald wieder zurück. Wollen wir reingehen?«
    Sie gehen ins Haus und nach oben ins Schlafzimmer. Die Jalousien sind unten, und dank der dicken Mauern bleibt es relativ kühl.
    Trotzdem sind sie glitschnass vor Schweiß, als sie sich lieben.

Baja, Mexiko
2005
    »Well, Papa, go to bed now, it's getting late,
Nothing we can say will change anything now.«
    Bruce Springsteen, »Independence Day«

279
    Der Raum ist groß und befindet sich auf einem Felsvorsprung mit Blick auf den Ozean.
    Scheinwerfer erleuchten den Strand und die Brandung.
    Eine Fußspur führt vom Gelände runter zum Strand, und John sieht auf der Terrasse einige Long-Boards an der Wand lehnen.
    Der Doc trägt ein Hawaii-Hemd zu alten khakifarbenen Shorts und Sandalen. Außerdem ein Basecap, mitten in der Nacht.
    Er ist eitel, denkt John, will seine hohe Stirn verstecken.
    »Wie geht's?«, fragt John.
    »Alles wie immer«, erwidert der Doc. »Luxusexil. Ich surfe, ich angle, ich grille Fisch, gucke beschissenes mexikanisches Fernsehen und gehe ins Bett. Mindestens einmal werde ich nachts wach und muss pissen. Ich frag dich lieber nicht, wie's dir geht.«
    »Bei uns ist ein bisschen was aus dem Ruder gelaufen.«
    »Ach, wirklich?«, sagt der Doc.
    Der Doc ist tiefbraun und wirkt dank seines schneeweißen Haars noch dunkler.
    Es hängt ihm bis auf die Schultern, aber es ist weiß. Tiefe Falten, vor allem an den Augen, vom vielen In-die-Sonne-Blinzeln.
    Er sieht aus wie ein alter Surf-Dude.
    »Ich hab hier unten schon genug verfluchte agita «, sagt der Doc. »Die ganze Sache mit dem Kartell.«
    »Ich denke immer noch, es war ein Fehler, zu den Berrajanos zu wechseln.«
    »Die werden gewinnen«, sagt der Doc, »und ich muss hier unten leben, egal wer auf dem scheiß Thron sitzt. Willst du was trinken? Ich hab Pepsi light und Cola light.«
    »Ich bin okay.«
    »Wann hat das angefangen, dass man das sagt?«, fragt der Doc, geht zum Kühlschrank und holt eine Cola light raus. » Ich bin okay statt Nein, danke .«
    John hat keine Ahnung. Es ist ihm auch egal.
    Doc knackt die Dose und nimmt einen langen Schluck. Dann setzt er sich auf die Couch und sagt: »Wir haben ganz schön was zusammen erlebt, hab ich recht, Johnny?«
    »Haben wir, Doc.«
    »Das waren vielleicht Zeiten«, sagt der Doc, schüttelt den Kopf und lächelt.
    »Gute Zeiten. Dein Sohn, wie nennt der sich?«
    Chon.

280
    » John war ihm wohl nicht gut

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