Kings of Cool: Roman (German Edition)
und deshalb kämpfen sie wie die Teufel.
Und sie sind gut.
Sie sind Veteranen der langen mexikanischen Drogenkriege, einige von ihnen haben in Bosnien, im Kongo und in Tschetschenien gekämpft. Kurz gesagt, sie sind Überlebende, und jetzt kämpfen sie wieder ums Überleben, darum, die Nacht zu überstehen, noch mal frühstücken zu dürfen, eine Zigarette zu rauchen, eine Frau zu ficken, ihre Kinder zu umarmen, ein Bier zu trinken, Fußball zu gucken, die Sonne im Gesicht zu spüren – aus dieser dunklen, kalten Nacht herauszukommen.
Aber Lado hat andere Pläne.
Andere Befehle.
Töte den Mann, den sie den Doc nennen, der der Ermordung Filipos zugestimmt hat.
Knall die Berrajanos ab, die ihn bewachen.
Hinterlass eine Nachricht.
Er gibt knappe Anweisungen, obwohl sie überflüssig sind – seine Männer wissen, was sie zu tun haben, sie haben mehr als ein Dutzend solcher Aufträge ausgeführt, sie bewegen sich in kleinen Grüppchen nach vorne, geben kurze effiziente Salven ab, und das geschulte Ohr kann die beiden Seiten anhand der Schusssequenzen unterscheiden, da einige Berrajanos von der Mauer aus schießen und drüberklettern, um zu versuchen, sich durchs Unterholz in Sicherheit zu bringen, während sich andere ins Haus zurückziehen und von den Fenstern aus feuern, in der Hoffnung, das Haus in ein Fort zu verwandeln, das sich verteidigen lässt.
Lado hat nicht die Absicht, dies zuzulassen. Er wird keine unnötigen Opfer unter seinen Leuten in Kauf nehmen, aber notwendige schon, und jetzt schickt er Männer mit Sprengladungen zur Haustür. Zwei erwischt es auf offener Strecke direkt vor der Tür, aber einer schafft es, befestigt die Sprengladung, entfernt sich im Krebsgang und legt sich flach auf den Boden, als das Ding explodiert und die schwere Holztür zertrümmert.
Sie hängt in den Scharnieren wie ein Betrunkener im Türrahmen, und Lados Team stürmt ins Haus.
290
Schneider und Pérez kommen in der Brooks Street die Treppe hoch und stehen vor Bens Wohnung.
Pérez schickt Schneider nach hinten und tritt selbst an die Tür.
Hinter dem Rücken hält er die Pistole.
Er klingelt.
291
Chon robbt über den Boden.
Indem er seinen Blick fünfzehn Grad nach links wendet, schneidet er den Hinterhauptnerv ab, der verantwortlich ist für die Unterscheidung von Farben, so dass er jetzt im Dunkeln ein bisschen besser sehen kann, gerade gut genug, um Boland auf dem Boden zu entdecken, die Hände an seiner Maschinenpistole.
Chon erreicht ihn, wirft ein Bein über den Mann, als wollte er ein Pferd besteigen, und rollt dann herum, so dass er auf dem Rücken liegt und Boland auf ihm. Chon legt ihm den Unterarm auf die Kehle, mit der anderen Hand fixiert er sein Genick. Er schlingt die Füße wie eine Schlange um Bolands Knöchel, zieht sie anschließend nach hinten und dehnt ihn wie auf einer Streckbank.
Dann erwürgt er ihn.
Chons Muskeln spannen sich an und ermüden rasch, während Boland bockt, um sich schlägt und die Arme wegzuziehen versucht, aber Chon hält fest, bis Bolands Schließmuskel und Blase nachgeben und der Mann zur Leiche wird.
Chon nimmt die Glock, bewaffnet fühlt er sich besser, aber wogegen kämpft er? Gegen wen? Kugeln zischen über seinen Kopf hinweg, er hört sie ins Holz und in den Putz schlagen, hört Schreie und Stöhnen, das alles ist ihm vertraut, nur ist er es gewohnt, auf der anderen Seite der tödlichen Gleichung zu stehen, von draußen hereinzukommen, nicht drinnen zu sein und in der Falle zu sitzen wie ein Zivilist, ein Kollateralschaden in einem Krieg zweier unbekannter Gegner. Er kann keinen Berrajano von einem Lauter unterscheiden, für ihn sind sie alle Mexikaner, und so tappt er in jeder Hinsicht im Dunkeln. Er weiß nur, dass er dadurch vielleicht eine Chance hat, irgendwie hier rauszukommen, doch dann fällt ihm ein, dass er gar nicht alleine ist in diesem Chaos, und er erkennt seinen Vater, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden liegt, die Arme über den Kopf gelegt, um sich vor den Holzsplittern und Glasscherben zu schützen, die hier rumfliegen, die Pistole immer noch in der rechten Hand, reflexhaft den Finger am Abzug, sinnlos lösen sich Schüsse, wieder und wieder, und das Mündungsfeuer blitzt rot, und Chon denkt, sein Vater bringt ihn am Ende noch aus Versehen um, und er kriecht rüber, reißt ihm die Waffe aus der Hand, drückt ihm den Lauf seitlich an den Kopf und sagt:
292
»Pfeif sie zurück.«
John zieht sein Handy aus der
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