Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Titel: Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
nicht dauernd so analysieren, aber einiges davon kam bei ihrem Therapeuten heraus, und es scheint zu stimmen. Ich glaube, sie kann das zum großen Teil jetzt selber aussprechen — sie tut es sogar—, also begehe ich wohl keinen Vertrauensbruch.«
    Sie wählte ein paar Schmuckbänder unter etwa zwanzig Spulen aus, die an einer Lochplatte an der Wand über dem Trimmtisch hingen. Sie legte ein blaues und ein orangefarbenes auf Wuffels Kopf. »Was meinst du, Wuffa? Blau oder orange?«
    Wuffel hob seine (oder vielmehr ihre) Augen und hechelte glücklich. Gwen entschied sich für das orangefarbene, und ich mußte zugeben, daß es Wuffels silbergrauem Haarschopf eine kecke Note verlieh. Der Hund war fügsam, voller Vertrauen, genoß jede Bewegung, obwohl Gwens Aufmerksamkeit doch halb mir zugewandt war.
    »Gregory nahm eine Zeitlang Drogen«, sagte Gwen im Plauderton. »Das hat wohl seine Generation so gemacht, während meine trautes Heim spielte. Aber er ist ein guter Kerl, und ich glaube, jetzt ist er mit sich im reinen. Oder soweit im reinen, wie er eben sein kann. Er ist glücklich, und das ist doch mehr, als die meisten von sich behaupten können — ich meine, ich bin glücklich, aber eine Menge Leute, die ich kenne, sind es nicht.«
    »Wird ihm das Bootfahren nicht zu langweilig?«
    »Hoffen wir’s«, sagte Gwen vergnügt. »Er kann es sich leisten, zu tun, was er will, und wenn der Müßiggang erst an Reiz verliert, wird er sich eine nützliche Beschäftigung suchen. Er ist sehr klug, ein sehr fähiger Junge, auch wenn er im Augenblick faulenzt. Manchmal beneide ich ihn darum.«
    »Glauben Sie, es ginge den Kindern zu nahe, wenn ich mal mit ihnen rede?«
    Darüber erschrak Gwen; zum erstenmal schien sie etwas aus der Fassung gebracht zu haben. »Über ihren Vater?«
    »Irgendwann muß ich’s vielleicht«, sagte ich. »Ich möchte es nicht ohne Ihr Wissen tun, aber es könnte wirklich weiterhelfen.«
    »Es würde wohl auch gehen«, meinte sie, aber ihr Ton war voller Zweifel.
    »Wir können später noch darüber sprechen. Vielleicht ist es gar nicht nötig.«
    »Ach so. Gut. Ich wüßte nicht, was es schaden sollte. Aber ich muß schon sagen, eigentlich verstehe ich nicht, warum Sie sich mit der ganzen Sache noch mal befassen.«
    »Wahrscheinlich, um zu sehen, ob der Gerechtigkeit Genüge getan wurde«, sagte ich. »So melodramatisch es klingt, darauf läuft’s hinaus.«
    »Gerechtigkeit für wen? Laurence oder Nikki?«
    »Vielleicht sollten Sie mir sagen, wie Sie dazu stehen? Ich nehme an, daß Sie und die beiden nichts füreinander übrig hatten, aber sind Sie der Meinung, er hat seine »gerechte Strafe< bekommen?«
    »Sicher, warum nicht? Bei ihr weiß ich’s nicht so. Ich denke, sie hatte einen fairen Prozeß, und wenn das dabei herausgekommen ist, tja, dann muß sie’s auch getan haben. Aber es gab Zeiten, da hätte ich es selbst getan, wenn ich gewußt hätte wie.«
    »Falls sie ihn umgebracht hat, würden Sie’s ihr also nicht verübeln?«
    »Ich nicht, und ein halbes Dutzend andere auch nicht. Laurence hat eine Menge Leute zurückgestoßen«, sagte sie gleichgültig. »Wir hätten einen Verein gründen und ein monatliches Info rausgeben können. Ich treffe immer noch welche, die sich an mich ranpirschen und sagen: »Gott sei Dank, daß er tot ist.< Buchstäblich. So aus dem Mundwinkel.« Gwen lachte wieder. »Tut mir leid, wenn das respektlos klingt, aber er war kein netter Mensch.«
    »Aber was denn für Leute?«
    Sie legte die Hand in die Hüfte und warf mir einen müden Blick zu. »Wenn Sie eine Stunde warten wollen, gebe ich Ihnen eine Liste.«
    Darüber lachte ich. Ihr Humor war anscheinend nicht zu unterdrücken, oder vielleicht fühlte sie sich auch nur unbehaglich. Gespräche mit Privatdetektiven zehren vielfach an den Nerven.
    Gwen tat Wuffel in einen leeren Käfig, dann ging sie in den anderen Raum und holte einen großen Bobtail heraus. Sie hob erst seine Vorderbeine an, stellte sie auf den Tisch und schob die Hinterbeine nach, während der Hund ängstlich winselte. »Ach komm, Duke«, schnappte sie. »Was ist das für ein Feigling.«
    »Meinen Sie, wir könnten uns bald noch mal unterhalten?« fragte ich.
    »Klar, würde ich gern. Ich schließe hier um sechs. Wenn Sie dann Zeit haben, können wir was trinken gehen. Nach Feierabend bin ich reif dafür.«
    »Ich auch. Dann bis nachher«, sagte ich.
    Ich hüpfte von meinem Hocker herunter und ging hinaus. Als die Tür ins Schloß fiel, war

Weitere Kostenlose Bücher