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Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Titel: Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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mit ihm hatte. Die Polypen sind um mich herumgeschlichen, als wäre ich ein schwieriges Baby, das endlich schläft. Und wer hat das von ihnen verlangt? Ich hätte denen alles erzählt. Zum Teufel, es war mir schietegal. Außerdem hatten sie schon ihre Verdächtige.«
    »Nikki?«
    »Klar, Nikki«, sagte sie freundlich. Ihre Gesten waren entspannt, die Hand mit der Zigarette wedelte träge, während sie sprach. »Wenn Sie mich fragen, die war viel zu zimperlich, um jemand umzubringen. Nicht, daß irgendwer auf meine Meinung großen Wert legt. Ich bin bloß die Klatschtante vom Dienst. Beschickert. Was weiß die schon? Wer hört auf die? Ich könnte Ihnen über jeden in dieser Stadt was erzählen, aber wer gäbe was drauf? Und wissen Sie, wie ich’s erfahre? Ich sag es Ihnen. Sie wird’s interessieren, weil Sie das gleiche machen, nämlich Leute auf die Schliche kommen, stimmt’s?«
    »Mehr oder weniger«, murmelte ich, bemüht, den Redefluß nicht zu unterbrechen. Charlotte Mercer war der Typ, der munter drauflosquatschen würde, wenn sie nichts ablenkte. Sie nahm einen langen Zug von ihrer Zigarette, blies den Rauch in zwei grimmigen Stößen durch die Nase. Sie hustete kopfschüttelnd.
    »Verzeihen Sie, wenn ich ersticke«, sagte sie und hielt inne, um erneut zu husten. »Man verrät Geheimnisse«, nahm sie den Faden ihrer Rede wieder auf. »Man erzählt das Allerdreckigste, was man weiß, und in neun von zehn Fällen kriegt man etwas noch Schlimmeres zu hören. Probieren Sie’s mal aus. Ich sage alles. Ich erzähle Geschichten über mich, bloß um zu sehen, was ich dafür bekomme. Wenn Sie Tratsch wollen, Süße, dann sind Sie hier richtig.«
    »Was erzählt man sich denn über Gwen?« fragte ich, behutsam vorfühlend.
    Charlotte lachte. »Mit Ihnen wär’s kein Tausch«, sagte sie. »Sie haben nichts zu bieten.«
    »Na ja, das stimmt. Ich würde nicht lange im Geschäft bleiben, wenn ich meinen Mund nicht hielte.«
    Sie lachte wieder. Das schien ihr zu gefallen. Meine Einschätzung war, daß sie sich mit ihrem Wissen wichtig vorkam. Ich hoffte auch, daß sie gern ein bißchen damit angab. Es war gut möglich, daß sie von Gwens Affäre gehört hatte, aber ich konnte nicht danach fragen, ohne meine Karten aufzudecken, also wartete ich einfach ab und hoffte, soviel wie möglich aufzuschnappen.
    »Gwen war der größte Dummkopf, der je gelebt hat«, sagte sie ohne sonderliches Interesse. »Ich mag den Typ nicht, und ich verstehe nicht, wie sie ihn überhaupt solange halten konnte. Laurence Fife war ein ganz eiskalter Bursche, deshalb war ich auch so verrückt auf ihn, falls Sie’s noch nicht erraten haben. Ich kann Männer nicht ab, die schöntun , verstehen Sie? Ich kann’s nicht ab, wenn ein Mann mir in den Arsch kriecht, aber er gehörte zu dem Schlag, der eine Frau gleich auf dem Fußboden nimmt und sie hinterher noch nicht mal ansieht, wenn er sich den Reißverschluß hochzieht.«
    »Das klingt ja ganz schön derb«, sagte ich.
    » Sex ist derb, deswegen laufen wir doch alle rum und tun’s, und deswegen paßte ich zu ihm auch so gut. Er war so derb wie er gemein war, und das ist die Wahrheit über ihn. Nikki war zu kultiviert, zu fein. Gwen genauso.«
    »Dann mochte er vielleicht beide Extreme«, tippte ich an.
    »Na ja, das bezweifle ich nicht. Wahrscheinlich. Vielleicht hat er die Zickigen geheiratet und mit den Schamlosen herumpoussiert.«
    »Wie steht’s mit Libby Glass? Haben Sie von ihr schon mal gehört?«
    »Nein. Daneben. Wer noch?«
    Gott, die Frau ließ mich wünschen, ich hätte eine Liste. Ich überlegte rasch, wollte sie aushorchen, solange sie dazu in Stimmung war. Ich hatte das Gefühl, es konnte nicht ewig dauern, dann würde sie wieder mürrisch werden.
    »Sharon Napier«, sagte ich, als wäre es ein Gesellschaftsspiel.
    »Und ob. Die habe ich mir selber vorgeknöpft. Sobald mir diese kleine Schlange zum erstenmal unter die Augen kam, wußte ich, daß was im Busch war.«
    »Sie glauben, er hatte was mit ihr?«
    »O nein, noch besser. Nicht mit ihr. Mit ihrer Mutter. Ich nahm mir einen Schnüffler, um das abzuklopfen. Er hatte ihr Leben zerstört, und Sharon wußte davon, also taucht sie Jahre später auf und hängt sich an ihn. Ihre Eltern gingen seinetwegen auseinander, und Mami hatte einen Nervenzusammenbruch oder fing an zu trinken, irgend so ein Drama. Ich kenne nicht sämtliche Einzelheiten, außer daß er ihnen allen übel mitspielte, und dafür hat Sharon jahrelang

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