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Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Titel: Kinsey Millhone 02- In aller Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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gearbeitet?«
    Beverly lachte über diese Frage. »Sie haben offensichtlich noch keine klare Vorstellung von Elaine. Elaine hat niemals in ihrem Leben auch nur einen Finger gerührt.«
    »Aber sie hat eine Sozialversicherungskarte«, beharrte ich. »Wenn sie auch nur irgendwann einmal gearbeitet hätte, wäre das ein weiterer Weg, den man verfolgen könnte. Selbst wenn sie nur aus Spaß irgendwo als Bedienung gejobbt hat.«
    »Nun, ich glaube nicht, daß sie jemals einen Job hatte, und wenn es so gewesen wäre, würde sie ihn nicht noch mal machen«, sagte Beverly steif. »Elaine war verwöhnt. Sie meinte, sie müsse alles bekommen, und was sie nicht bekam, schnappte sie einem vor der Nase weg.«
    Ich war wirklich nicht in der Laune, Beverlys Klagen über ihre Vergangenheit zu lauschen. »Hören Sie, wir sollten in diesem Falle ganz unten anfangen. Ich meine, es wäre das beste, erst mal eine Vermißtenanzeige aufzugeben. Auf diese Art vergrößern wir unseren Spielraum. Außerdem würden zumindest einige Möglichkeiten ausgeschlossen, und, glauben Sie mir, wo wir uns jetzt befinden, hilft alles.«
    Die Stille war so total, daß ich dachte, sie hätte aufgelegt.
    »Hallo?«
    »Nein, ich bin noch dran«, sagte sie. »Ich verstehe bloß nicht, warum Sie ausgerechnet mit der Polizei sprechen wollen.«
    »Weil das der nächste logische Schritt ist. Sie könnte natürlich einfach irgendwo in Florida sein, aber nehmen Sie mal an, sie ist es nicht. Warum sollen wir nicht einen umfassenderen Bereich abdecken? Sollen die Cops eine Vermißtenfahndung herausgeben. Soll das Police Department von Boca Raton eine Untersuchung in Sarasota starten, und wir werden sehen, was sie herausfinden. Sie können eine Beschreibung innerhalb der Landes- und Gemeindepolizei da unten verbreiten und zumindest klarstellen, daß sie nicht krank oder tot oder in Haft ist.«
    »Tot?«
    »Oh, entschuldigen Sie bitte. Ich weiß, es klingt alarmierend, und möglicherweise liegt nichts dergleichen vor, aber die Cops haben eben Zugang zu Informationen, die ich nicht bekommen kann.«
    »Ich glaube nicht daran. Ich wollte doch bloß ihre Unterschrift. Ich habe Sie engagiert, weil ich dachte, es wäre der schnellste Weg, sie zu finden. Ich denke nicht, daß das eine Sache für die Polizei ist. Ich meine, ich will einfach nicht, daß Sie das tun.«
    »In Ordnung. Was dann? Sie können mich nicht beauftragen, Ihre Schwester für Sie zu finden, und dann alle Möglichkeiten der Nachforschung beschneiden.«
    »Ich wüßte nicht, warum ich das nicht könnte, wenn ich sie nicht als angemessen empfinde. Ich verstehe nicht, warum Sie nicht einfach so weitermachen können.«
    Dieses Mal war ich es, die schwieg. Ich wunderte mich über die Ursache ihrer Unruhe. »Beverly, habe ich Sie jetzt richtig verstanden? Wollen Sie mir sagen, ich soll aufhören?«
    »Nun ja, ich weiß nicht recht. Lassen Sie mich darüber nachdenken, dann werde ich Sie wieder anrufen. Ich habe eben nicht gedacht, daß es so problematisch werden könnte, und ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie so weitermachen lassen will. Vielleicht kann Mr. Wender auch ohne sie klarkommen. Vielleicht findet er ja eine Lücke, die es ihm erlaubt, ihren Anteil an dem Vermögen auszusparen, bis sie auftaucht.«
    »Vor zwei Tagen schienen Sie diese Hoffnung nicht zu haben«, meinte ich.
    »Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht«, erwiderte sie. »Aber wir wollen jetzt nicht weiter darüber nachdenken, okay? Ich werde mich melden, wenn ich möchte, daß Sie weitermachen. Warum schicken Sie mir nicht in der Zwischenzeit einen Bericht und eine aufgelistete Rechnung? Ich muß mit meinem Mann darüber reden, was jetzt weiter zu tun ist.«
    »Einverstanden«, sagte ich verwirrt, »aber ich muß Ihnen sagen, daß ich beunruhigt bin.«
    »Nun, das müssen Sie nicht sein«, entgegnete sie, und das Telefon klickte in meinem Ohr.
    Ich starrte auf den Hörer. Was sollte das Ganze bloß? Ihre Unruhe war unüberhörbar gewesen, aber ich konnte die Konsequenzen nicht ignorieren. Sie hatte mich zwar nicht geradewegs gefeuert, aber sie hatte mich auf Eis gelegt, und technisch gesehen durfte ich nicht Weiterarbeiten, bevor sie mich nicht entsprechend instruiert hatte.
    Widerwillig las ich mir meine Karteikarten nochmals durch und tippte einen Bericht. Ich wollte Zeit schinden, und ich wußte es, aber ich war noch nicht in der Lage, die Sache fallenzulassen. Ich heftete einen Durchschlag in meine Akten und steckte das Original in

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