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Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Titel: Kinsey Millhone 02- In aller Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Muster, das rammelnde Karnickel darstellte. Der andere zeigte Elefanten bei der gleichen Beschäftigung. Ich versuchte, nicht hinzusehen. Seit Jahren schon denke ich darüber nach, wie Dinosaurier sich wohl gepaart haben, besonders diese riesengroßen, stacheligen. Jemand sagte mal, sie hätten es im Wasser getan, was ihnen geholfen hätte, das ganze Gewicht zu tragen. Aber ich kann nicht glauben, daß Dinosaurier so clever waren. Es kommt mir nicht sehr wahrscheinlich vor bei ihren winzigen, schmalen Köpfen. Ich schubste mich in die Realität zurück.
    »Wie nennen Sie sich? William? Bill?«
    »Wim«, antwortete er. Er nahm eine Packung Milch aus dem Kühlschrank und besorgte einen Löffel für die Zuckerdose. Ich kippte mir Milch in den Kaffee und beobachtete mit Interesse, wie er zwei gehäufte Eßlöffel Zucker in seinen schüttete. Er sah meinen Blick.
    »Ich versuche, ein bißchen zuzunehmen«, erklärte er. »Ich weiß, Zucker ist schlecht für die Zähne. Aber ich bin diese mörderischen Proteindrinks morgens leid — Sie kennen das Zeug — mit Ei und Banane und Weizenkeimen. Bah. Den Nachgeschmack wird man nicht mehr los. Außerdem hasse ich es, vor zwei Uhr nachmittags zu essen, also muß ich mich wohl damit abfinden, dünn zu sein. Ja, jedenfalls packe ich mir deshalb den Kaffee voll. Ich denke, irgend etwas muß doch helfen. Sie scheinen auch eher zur Twiggy-Fraktion zu gehören.«
    »Ich laufe jeden Tag, und ich vergesse das Essen.« Ich nippte an meinem Kaffee, der leicht mit Minze gewürzt war. Er schmeckte ganz ausgezeichnet.
    »Wie gut kannten Sie Elaine?« fragte ich.
    »Wir unterhielten uns, wenn wir uns zufällig im Flur trafen«, erwiderte er. »Wir sind seit Jahren Nachbarn. Was wollen Sie von ihr? Hat sie ihre Rechnungen nicht bezahlt?«
    Ich erzählte ihm kurz von ihrem scheinbaren Verschwinden und fügte hinzu, daß das zwar nichts Schlimmes heißen müsse, aber trotzdem rätselhaft war. »Können Sie sich daran erinnern, wann Sie sie zuletzt gesehen haben?«
    »Nicht genau. Irgendwann, bevor sie gefahren ist. Ich glaube Weihnachten. Nein, das nehme ich zurück. Ich habe sie am Silvesterabend gesehen. Sie sagte, sie würde zu Hause bleiben.«
    »Wissen Sie zufällig, ob sie eine Katze besaß?«
    »Na klar. Ein prachtvolles Tier. Ein riesiger grauer Perser namens Mingus. Eigentlich ist er ursprünglich mein Kater gewesen, aber ich war so selten zu Hause und dachte, er sollte Gesellschaft haben. Also gab ich ihn ihr. Da war er noch ein Kätzchen. Ich hatte keine Ahnung, daß er sich zu einer solchen Schönheit entwickeln würde, sonst hätte ich ihn nicht abgegeben. Ich meine, seitdem könnte ich mich ständig ohrfeigen, aber was soll man machen? Geschäft ist Geschäft.«
    »Was war das für ein Geschäft?«
    Er zuckte interesselos die Achseln. »Sie mußte mir schwören, daß sie niemals seinen Namen ändern würde. Charlie Mingus. Nach dem Jazzpianisten. Außerdem mußte sie versprechen, ihn nicht allein zu lassen; denn was hätte es sonst für einen Sinn gehabt, ihn wegzugeben? Dann hätte ich ihn auch selbst behalten können.«
    Wim zog vorsichtig an seiner Zigarette, wobei er den Ellbogen auf dem Tisch liegen ließ. Irgendwo im hinteren Teil des Apartments hörte ich die Dusche laufen.
    »Hat sie ihn jedes Jahr nach Florida mitgenommen?«
    »Na klar. Manchmal sogar als Handgepäck, wenn die Fluggesellschaft genügend Platz hatte. Sie sagte, er liebte es, dort unten zu sein. Dächte, ihm gehöre die ganze Wohnung.« Er nahm eine Serviette und faltete sie halb.
    »Tja, es ist seltsam, daß er nirgendwo aufgetaucht ist.«
    »Wahrscheinlich ist er bei ihr, wo immer sie ist.«
    »Haben Sie mit ihr gesprochen, nachdem der Mord nebenan geschehen war?«
    Wim schüttelte den Kopf und schnippte seine Asche säuberlich in die gefaltete Serviette. »Ich habe mit der Polizei gesprochen, oder vielmehr sie mit mir. Mein Wohnzimmerfenster führt genau zu dem Haus hinaus, und es interessierte sie, was ich gesehen hatte. Was rein gar nichts war, wie ich hinzufügen darf. Dieser Detective war das größte Macho-Arschloch, das mir jemals begegnet ist; seine feindselige Art hat mir gar nicht gepaßt. Soll ich Ihnen den aufwärmen?«
    Er stand auf und nahm den Kaffee.
    Ich nickte, und er füllte unsere Becher aus einer Thermoskanne nach. Das Geräusch des laufenden Wassers war abrupt abgebrochen, und Wim registrierte es genau wie ich. Er ging zum Spülbecken zurück und löschte seine Zigarette unter dem

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