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Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Titel: Kinsey Millhone 02- In aller Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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zweimal täglich einkaufen gehen«, meinte sie. »Sind Sie wegen mir hier?«
    »Ja, doch nachdem Sie nicht da waren, bin ich hochgegangen und hatte statt dessen eine kurze Plauderei mit Wim. Ich wußte gar nicht, daß Elaine eine Katze hatte.«
    »Oh, sie hatte Ming schon seit Jahren. Ich weiß gar nicht, warum ich nicht daran gedacht habe, das zu erwähnen. Was hat sie wohl mit ihm gemacht?«
    »Sie sagten, sie habe eine Menge Gepäck bei sich gehabt, als sie an jenem Abend zum Taxi ging. Könnte Mingus im Katzenkorb dabeigewesen sein?«
    »Tja, muß er wohl. Groß genug war er ja, und sie hat den Kater überall hin mitgenommen. Vermutlich wird er auch vermißt. Wollten Sie nicht darauf hinaus?«
    »Weiß ich selbst noch nicht, aber wahrscheinlich. Schade, daß er nicht an einer seltenen Katzenkrankheit leidet, dann könnte ich ihn über einen Tierarzt aufspüren«, sagte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Kann ich nicht mit dienen. Er war immer in guter Verfassung, so weit ich weiß. Er müßte leicht wiederzuerkennen sein. Großes, altes, graues, langhaariges Viech. Er muß fast zwanzig Pfund gewogen haben.«
    »War er reinrassig?«
    »Nein, und sie hat ihn früh kastrieren lassen, also wurde er auch nicht für Zuchtzwecke oder Ähnliches benutzt.«
    »Nun«, meinte ich, »ich kann genausogut auch ihn suchen, da ich im Moment keine weiteren Anhaltspunkte habe. Haben Sie gestern mit der Polizei gesprochen?«
    »Oh ja, und ihnen gesagt, daß wir dachten, die Frau könnte Elaines Rechnungen gestohlen haben, als sie einbrach. Der Officer hat mich angesehen, als dachte er, ich sei übergeschnappt, aber er hat es notiert.«
    »Ich werde Ihnen noch etwas erzählen. Wim schwört, Elaines Schwester Beverly sei zur Weihnachtszeit hier gewesen und in einen dicken Streit mit ihr geraten. Wußten Sie davon?«
    »Nein, und Elaine hat mir gegenüber davon auch nichts erwähnt«, erwiderte sie und bewegte sich unruhig. »Ich muß reingehen, Kinsey. Ich habe Sorbet gekauft, das mir gleich ausläuft, wenn ich es nicht in die Truhe packe.«
    »In Ordnung. Ich werde später wiederkommen, wenn ich noch etwas brauche«, sagte ich. »Danke, Tillie.«
    Tillie durchquerte die Halle und schleppte ihren Einkaufswagen, und ich ging zu meinem Wagen und schloß ihn auf. Wie gewöhnlich sah ich zu Grices Haus hinüber. Meine Aufmerksamkeit wurde fast unwiderstehlich von dieser halb verkohlten Ruine angezogen, wo der Mord stattgefunden hatte. Impulsiv verschloß ich den Wagen wieder und ging zu Snyders Eingangstür. Er mußte mich durch das Fenster gesehen haben, denn die Tür wurde geöffnet, als ich gerade meine Hand zum Klopfen gehoben hatte. Er trat auf die Veranda hinaus.
    »Ich sah Sie den Weg heraufkommen. Sie waren doch gestern schon hier«, begann er. »Ich kann mich nicht mehr an Ihren Namen erinnern.«
    »Kinsey Millhone. Ich habe gestern mit Mr. Grice draußen in dem Haus seiner Schwester gesprochen. Er sagte, Sie hätten einen Schlüssel für sein Haus und könnten mich einlassen, damit ich mich umsehen kann.«
    »Ja, das stimmt. Ich hab ihn hier irgendwo.« Mr. Snyder schien sich selbst zu filzen und fischte schließlich einen Schlüsselring aus der Tasche. Er durchkämmte die Schlüssel.
    »Das isser«, sagte er. Er nestelte den Schlüssel von dem Ring und gab ihn mir. »Der ist für die Hintertür. Vorne ist ja alles verriegelt, wie man sehen kann. Für ’ne Weile hatten sie das ganze Haus abgesperrt, bis die Burschen von der Spurensicherung alles untersucht hatten.«
    Aus dem Hintergrund hörte ich: »Was ist los, Orris? Mit wem sprichst du da?«
    »Nun reiß dich zusammen! Dummes Huhn. Ich muß gehen«, meinte er mit zitterndem Kiefer.
    »Ich bring ihn zurück, wenn ich fertig bin«, rief ich noch, aber er schleppte sich schon zum hinteren Teil des Hauses. Ich dachte, daß sie erstaunlich gut hörte für jemanden, der behauptete, taub wie Brot zu sein.
    Ich ging über Snyders Hof, und der Efeu raschelte unter meinen Füßen. Der Vorgarten der Grices war vernachlässigt und verwelkt und der Gehweg mit Schutt verunreinigt. Es sah nicht so aus, als hätte hier jemand sauber gemacht, nachdem die Feuerwehrwagen das Feld geräumt hatten. Ich drückte mir die Daumen, daß die Bergungsmannschaften noch keine Aufräumarbeiten im Haus durchgeführt hatten. Ich ging ums Haus herum und an den mit Vorhängeschlössern versehenen Doppeltüren vorbei, die schräg zum Haus geneigt waren und in den Keller führten. Auf der Rückseite stieg ich

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