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Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Titel: Kinsey Millhone 02- In aller Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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tun? Das würde mir wirklich Zeit sparen. Ich glaube zwar nicht, daß Sie etwas herausfinden, aber dann haben wir es zumindest versucht. Ich werde sehen, ob ich das Taxi aufspüren kann, das sie benutzt hat, um zum Flughafen zu kommen. Vielleicht finde ich heraus, ob sie den Kater bei sich hatte. Hat Pat Usher ihn jemals erwähnt?«
    »Kann mich nicht erinnern. Sie ist jetzt weg, wissen Sie. Mit Sack und Pack ausgezogen.«
    »Ach wirklich? Nun, das überrascht mich nicht, aber ich würde gern wissen, wo sie ist. Könnten Sie ihre Nachsendeadresse von den Makowskis besorgen? Ich werde dann in ein oder zwei Tagen noch mal mit Ihnen telefonieren, aber unterstehen Sie sich, Pat selbst anzurufen. Ich will nicht, daß sie von Ihrer Beteiligung erfährt. Ich könnte Sie später noch mal brauchen, um ein bißchen herumzuschnüffeln, und ich will nicht, daß Ihre Tarnung vorher auffliegt. Wie geht es Ihnen sonst?« fügte ich hinzu.
    »Oh, mir geht es gut, Kinsey. Sie brauchen sich um mich keine Sorgen zu machen. Ich nehme nicht an, daß Sie eine Partnerschaft in Erwägung ziehen, nachdem wir diesen Fall aufgeklärt haben?«
    »Ich habe schon schlechtere Angebote bekommen«, sagte ich.
    Julia lachte. »Ich werde jetzt anfangen, Mickey Spillane zu lesen, einfach um mich in Form zu bringen. Ich kenne nämlich nicht sehr viele grobe Wörter, wissen Sie.«
    »Ich glaube, in dieser Hinsicht reicht es bei mir für uns beide. Ich werde später mit Ihnen darüber sprechen. Lassen Sie mich wissen, wenn Sie in der Zwischenzeit etwas Überraschendes herausfinden. Ach ja — ich sende Ihnen einen Vertrag zur Unterschrift zu. Wir können das genausogut offiziell machen.«
    »Roger. Over and out«, sagte sie und hängte ein.

    Ich ließ meinen alten VW auf dem Parkplatz hinter dem Büro stehen und ging zu Fuß zum Tip-Top-Taxiunternehmen auf der Delgado hinüber. Die Geschäftsräume liegen in einer schmalen Reihe von Läden, die für ihre Ausverkäufe bekannt sind: ein stetiger Kreislauf von Discountschuhen, Autoradios, Imbißbars, Motorradgeschäften und gelegentlich mal ein Schönheitssalon oder ein Schnellfoto-Unternehmen. Es ist keine sehr reizvolle Gegend. Die Einbahnstraße verläuft in der falschen Richtung, der Parkplatz ist zu klein. Und offensichtlich meint der Besitzer des Gebäudes, weil er keine unverschämten Mieten fordert, könne er auch die Räumlichkeiten unter der abgeblätterten Farbe und den zerrissenen Bodenbelägen verkommen lassen.
    Zwischen einem Verwaltungsbüro der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger und einem Big N’ Tall Men’s Shop mit einem Anzug im Fenster, der für Steroidenthusiasten entworfen war, hatte sich Tip Top gequetscht. Das Büro selbst war lang und schmal und in der Mitte durch eine Preßspanwand mit einer hineingeschnittenen Tür unterteilt. Der Raum war wie ein Kinderversteck möbliert, samt zweier zusammengebrochener Sofas und einem Tisch mit einem zu kurzen Bein. An den Wänden waren mit Klebestreifen Zeichnungen und handgeschriebene Notizen angebracht, in einer Ecke stapelte sich Abfall, und an der Eingangstür waren mit Eselsohren versehene Ausgaben der Road and Track -Zeitschrift unregelmäßig geschichtet. An die gegenüberliegende Wand war der Notsitz eines Autos gelehnt, dessen Lederpolsterung an einer Stelle aufgeschlitzt und mit altem, mit Sternchen gemustertem Heftpflaster repariert war. Der Diensthabende thronte auf einem Hocker und hatte einen Ellbogen auf die Theke gelehnt, die unaufgeräumt wie eine Werkbank war. Er war vielleicht fünfundzwanzig und hatte lockige schwarze Haare und einen kleinen dunklen Schnurrbart. Er trug eine Baumwollhose und ein hellblaues T-Shirt mit einem verblichenen Emblem der Grateful Dead darauf und eine Schirmmütze, die seine Haare an den Seiten hochstehen ließ. Der Kurzwellenfunk quäkte Unverständliches, und er nahm das Mikro.
    »Sieben-null«, sagte er und heftete die Augen sofort auf eine Straßenkarte, die an der Wand über der Theke angebracht war. Ich sah einen Aschenbecher voller Zigarettenstummel, eine Flasche Aspirin, einen Pappkalender der Kirche Unsere Liebe Frau der Leiden, einen Ventilatortreibriemen, Plastiktütchen voll Ketchup und eine große, handgeschriebene Notiz, auf der stand: »Hat jemand meine rote Taschenlampe gesehen?« An der Wand hing eine Liste mit den Adressen von Kunden, die ungedeckte Schecks abgegeben hatten oder des öfteren mehr als ein Taxi riefen, um zu sehen, welches zuerst da war.
    Es gab eine kurze

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