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Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Titel: Kinsey Millhone 02- In aller Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Schlösser auswechseln sollte. Die Fensterscheibe konnte ich selbst erneuern. Schnell nahm ich die Maße und lief dann zum Parkplatz. Glücklicherweise war niemand in mein Auto eingebrochen, aber mir gefiel der Gedanke nicht, daß es jemand versucht haben könnte. Ich nahm meine .32er aus dem Handschuhfach und steckte sie mir hinten in den Bund meiner Jeans. Ich würde sie in den Aktenschrank im Büro einschließen müssen und sie vorläufig dalassen. Mein Büro war sicher, dessen war ich mir ziemlich gewiß. Da es im zweiten Stock liegt und einen Balkon hat, der mitten in die offene Landschaft führt, glaubte ich nicht, daß jemand von diesem Aussichtspunkt aus einen Einbruch riskieren würde. Nachts wird das Gebäude verschlossen gehalten. Die Tür zum Flur besteht aus solider Eiche, sechs Zentimeter dick, und hat einen Zweibolzenriegel, der nur aufgebrochen werden kann, wenn das Schloß selbst mit einer Kreissäge herausgetrennt wird. Doch ich hatte trotzdem noch Bedenken, als ich auf dem Parkplatz hinter dem Büro hielt. Das führte dazu, daß ich die Hintertreppe hinaufrannte und immer zwei Stufen auf einmal nahm. Ich beruhigte mich erst, als ich die Bürotür aufgeschlossen und mit eigenen Augen gesehen hatte, daß niemand dagewesen war.
    Ich packte die Waffe weg und nahm die Akte Elaine Boldt heraus. Ich brachte alles auf den neuesten Stand, indem ich zusätzliche Notizen tippte. Innerlich kochte ich noch immer vor Wut darüber, daß jemand in meinem Apartment gewesen war. Ich hätte die Polizei rufen und Bericht erstatten sollen, aber ich wollte nicht in meiner Arbeit unterbrochen werden. Die naheliegenden Dinge waren es, auf die ich mich jetzt zu konzentrieren versuchte. Es gab eine Menge unbeantworteter Fragen, und mir war nicht mal klar, welche davon zu diesem Zeitpunkt wichtig waren. Warum, zum Beispiel, hatte Pat Usher den Laden in Boca so schnell nach meiner ersten Fahrt runter dichtgemacht? Ich mußte annehmen, daß sie von dem Moment an, da sie von meiner Suche nach Elaine wußte, ihre Pläne rasch ändern mußte. Natürlich ging ich davon aus, daß sie in Tillies Wohnung eingebrochen und diesen Stapel Rechnungen gestohlen hatte. Aber zu welchem Zweck? Die Rechnungen waren weiterhin angekommen, und wenn aus ihrer Durchsicht auf sachdienliche Informationen geschlossen werden konnte, dann brauchten wir nichts weiter zu tun, als auf den nächsten Schwung zu warten.
    Dann hatte ich noch Mikes Bericht über das, was er an dem Abend der Ermordung seiner Tante gesehen hatte. Ich war immer noch nicht sicher, wie das da hinein paßte. Es blieb die Tatsache, daß seine Schätzung von Marty Grices Todeszeit dreißig Minuten von dem Zeitpunkt abwich, zu dem ihr Ehemann und ihre Schwägerin angeblich mit ihr gesprochen hatten. Steckten Leonard und Lily unter einer Decke?
    Dann gab es auch noch die weniger wichtige Sache mit May Snyder von nebenan, die von dem hämmernden Geräusch im Haus der Grices an jenem Abend berichtet hatte. Orris schwor zwar, sie sei taub und habe das alles mit etwas anderem verwechselt, aber ich war nicht bereit, sie einfach so abzuschreiben.
    Als das Telefon klingelte, fuhr ich zusammen und schnappte automatisch nach dem Hörer. Es war Jonah. Er machte sich nicht mal die Mühe, sich mit Namen zu melden. Er sagte nur: »Ich habe die Antwort von der Verkehrszulassungsbehörde in Tallahassee hier. Wollen Sie sie anschauen?«
    »Ich komme sofort«, erwiderte ich, hängte ein und rannte raus.

    Als ich zur Polizeiwache kam, wartete Jonah in dem kleinen Eingangsraum auf mich. Durch die verschlossenen Türen brachte er mich auf den Flur, der zur Vermißtenabteilung führte.
    »Wie sind Sie so schnell an die Informationen gekommen?« fragte ich. Er hielt mir das Türchen auf, und ich ging an ihm vorbei in den Käfig, wo sein Schreibtisch stand.
    Er lächelte leicht. »Darum sind wir Cops in diesem Geschäft so viel besser als ihr Privatdetektive«, meinte er. »Wir haben Zugang zu Informationen, an die ihr nicht mal von weitem kommt.«
    »Hören Sie mal, ich war diejenige, die die ursprüngliche Anfrage gestellt hat! Das ist ein öffentliches Register. Ich kann da genauso schnell wie Sie rankommen, aber ich war auf der richtigen Spur, und das wußten Sie.«
    »Regen Sie sich nicht so auf«, meinte er. »Ich wollte Sie nur ein bißchen aufziehen.«
    »Sehr freundlich. Zeigen Sie her.« Ich streckte die Hand aus. Er reichte mir einen Computerausdruck, die Kopie eines Führerscheins, im Januar auf

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