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Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Titel: Kinsey Millhone 02- In aller Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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daß sie die Scheidungspapiere bestimmt noch nicht eingereicht hatte, was die ganze Sache jetzt erleichterte. Die tiefgefrorenen Dinners gingen ihm jetzt sowieso aus, und wahrscheinlich hatte sie inzwischen herausgefunden, wie gering die Auswahl da draußen im Single-Land ist.
    Plötzlich fühlte ich, wie ich selbst ein bißchen verlegen wurde. »Tja. Ich werde jetzt besser hiermit weitermachen. Vielen Dank. Sie waren eine große Hilfe.«
    »Aber immer«, meinte er. »Spillman wird in der Zeit, in der ich weg bin, an meinem Schreibtisch sitzen, falls Sie irgendwas brauchen. Ich werde ihn instruieren, damit er Bescheid weiß, aber ich möchte, daß Sie auf sich aufpassen.« Er hielt mir seinen ausgestreckten Zeigefinger entgegen wie eine Waffe.
    »Nur keine Sorge. Ich riskiere nichts, wenn ich nicht muß«, erwiderte ich. »Hoffentlich klappt alles bei Ihnen im Norden. Wir hören voneinander, wenn Sie zurück sind.«
    »Auf jeden Fall. Das werden wir. Viel Glück.«
    »Ihnen auch. Bestellen Sie den Kindern einen schönen Gruß von mir.«
    Das war blödsinnig. Ich hatte sie nie kennengelernt, und mir fiel der Name der anderen sowieso nicht mehr ein. Sarah?
    Ich ging durch das Türchen.
    »Äh, Kinsey?«
    Ich drehte mich um.
    »Wo haben Sie diesen Hut gelassen? Der hat mir gefallen. Sie sollten ihn immer tragen.«
    Ich lächelte, winkte und ging hinaus. Ratschläge in Kleidungsfragen hatte ich nicht nötig.

22

    Es war jetzt später Vormittag, und plötzlich starb ich fast vor Hunger. Ich ließ den Wagen vor der Polizeiwache stehen, wo ich ihn geparkt hatte, und ging zu der kleinen Imbißbude hinüber, die »Das Ei und ich« hieß. Ich bestellte mein Standardfrühstück, bestehend aus Schinken, Rühreiern, Toast, Konfitüre und Orangensaft, mit jeder Menge Kaffee dazu. Das ist das einzige Essen, dem ich beständig treu bleibe, weil es alle Elemente enthält, nach denen sich mein Körper sehnt: Koffein, Salz, Zucker, Cholesterin und Fett. Wie soll man da widerstehen? In Kalifornien mit all seinen Gesundheitsfreaks wird das Essen einer solchen Mahlzeit schon als Selbstmordversuch angesehen.
    Während des Essens las ich die Zeitung und brachte mich über die örtlichen Ereignisse auf dem laufenden. Gerade hatte ich es bis zum zweiten Stück Roggentoast geschafft, als Pam Sharkey hereinkam, zusammen mit Daryl Hobbs, der Managerin von Lambeth and Creek. Ihr Blick fiel auf mich, und ich winkte. Ich legte nicht gerade meine ganze Energie in dieses Winken hinein. Es war ein beiläufiges, lässiges Winken, um anzudeuten, daß ich ein netter Kerl war und mich ihr gegenüber nicht aufspielen würde, bloß weil ich sie, als wir uns das letzte Mal getroffen hatten, übervorteilt hatte. Ihr Gesichtsausdruck wurde unsicher, sie brach den Blickkontakt ab und ging ohne ein Wort an meinem Tisch vorbei. Der Verweis war so offensichtlich, daß selbst Daryl peinlich berührt zu sein schien. Ich war verwirrt, aber nicht gerade bis ins Mark getroffen, und zuckte philosophisch mit den Achseln. Vielleicht hatte sich der Raumfahrtingenieur als Flop herausgestellt.
    Als ich mit dem Frühstück fertig war, bezahlte ich die Rechnung und ging das Auto holen. Ich wollte schnell mal am Büro vorbeifahren und das Material hinbringen, das ich von Jonah mitgenommen hatte. Ich war gerade dabei, die Bürotür aufzuschließen, als Vera aus den California-Fidelity-Räumen auf den Flur hinaustrat.
    »Kann ich mit dir reden?« fragte sie.
    »Klar. Komm rein.« Ich machte die Bürotür auf und sie folgte mir hinein. »Wie geht’s?« meinte ich und dachte immer noch, dies wäre eine normale Plauderei. Sie strich sich eine Strähne kastanienbraunen Haares hinters Ohr und sah mich durch die großen, hellblau getönten Linsen an, die ihre Augen riesig und ernst erscheinen ließen.
    »Hm, paß mal auf. Bloß ein kleiner Tip«, begann sie unbehaglich. »Die Hölle ist los, wegen dieser Geschichte mit Leonard Grice.«
    Ich blinzelte sie an. »Zum Beispiel?«
    »Pam Sharkey muß ihn angerufen haben, nachdem du mit ihr gesprochen hattest. Ich weiß nicht, was sie ihm erzählt hat, aber er ist total in Aufruhr. Er hat sich einen Anwalt genommen, der einen Brief an die CF vom Stapel gelassen hat, in dem er droht, uns fast zu Tode zu klagen. Hier geht es um Millionen.«
    »Weswegen?«
    »Sie behaupten üble Nachrede, Rufmord, Vertragsbruch, Belästigung. Andy ist fuchsteufelswild. Er sagt, er hatte ja keine Ahnung, daß du da drinsteckst. Er sagt, du warst weder von

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