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Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Titel: Kinsey Millhone 02- In aller Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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darüber, wie man alle Leichenteile zusammensammeln und identifizieren konnte, wenn wir erst mal abgestürzt und verbrannt waren. Eine Frau hinter mir hatte zwei heulende und schreiende Kinder, und sie verbrachte den größten Teil des Fluges damit, lange, wirkungslose Gespräche über ihr Benehmen mit ihnen zu führen. »Kyle, Schätzchen, weißt du noch, daß Mami dir gesagt hat, daß sie nicht will, daß du ins Brett beißt, weil das Brett weh tut? Also, wie würde es dir gefallen, wenn Mami dich beißen würde?« Ich dachte, eine schnelle Ohrfeige würde dem elterlichen Durchsetzungsvermögen genügen, aber sie fragte mich nicht um Rat.
    Jedenfalls, als ich nach Hause kam, ging ich schnurstracks zur Couch und schlief, immer noch angezogen, ein. Und das ist der Grund dafür, daß ich bis zum nächsten Morgen brauchte, um herauszufinden, daß jemand in meinem Apartment gewesen war und unauffällig nach Gott weiß was gesucht hatte. Ich stand um acht Uhr auf und machte einen Lauf. Dann kam ich nach Hause, duschte und zog mich an. Ich setzte mich an den Schreibtisch und machte mich daran, die oberste Schublade zu öffnen. Ich habe einen Büroschreibtisch der Standardausführung, mit einem Schloß an der obersten Schublade, das die ganze Reihe der Schubladen auf der rechten Seite öffnet. Offensichtlich hatte jemand eine Messerklinge in das Schloß geschoben und es aufgebrochen. Die Erkenntnis, daß jemand hier gewesen war, gab mir ein Gefühl im Nacken, als hätte ich gerade einen Eisbeutel draufgelegt.
    Ich schob mich vom Tisch zurück, stand auf und drehte mich abrupt um, so daß ich den Raum absuchen konnte. Ich untersuchte die Eingangstür, aber es gab keinerlei Hinweis darauf, daß sich jemand an dem Zweibolzenriegel zu schaffen gemacht hatte. Möglicherweise hatte sich jemand einen Nachschlüssel machen lassen. Dann müßte ich das Schloß erneuern lassen. Nie habe ich mir Gedanken über Sicherheit gemacht, und ich habe mir auch nie Tricks ausgedacht, um sicherzugehen, daß mein Reich uneinnehmbar war — kein Talkumpuder auf dem Fußboden in der Nähe des Eingangs, keine über einem Fensterspalt angebrachten Haarsträhnen. Ich ärgerte mich über die Tatsache, daß ich mich mit diesem Einbruch beschäftigen mußte und ein Sicherheitsgefühl aufgeben sollte, das ich immer für selbstverständlich gehalten hatte. Ich untersuchte die Fenster und ging vorsichtig am Rand des Zimmers herum. Nichts. Ich ging ins Bad und untersuchte das Fenster dort. Gleich über dem Schloß war mit einem Glasschneider eine kleine viereckige Öffnung in die Scheibe geschnitten worden. Offenbar war Isolierband benutzt worden, um jegliches Geräusch zerbrechenden Glases zu vermeiden. Wo die Klebestreifen abgenommen worden waren, konnte ich Reste von Klebstoff erkennen. Der Aluminiumrahmen saß in einer Ecke schief. Wahrscheinlich war er herausgedrückt und hinterher wieder eingefügt worden. Die Arbeit war so sauber gemacht, daß ich möglicherweise wochenlang nichts gemerkt hätte. Das Loch war groß genug, um es jemandem zu ermöglichen, das Fenster aufzuschließen, hochzuschieben, und es dann als Ein- und Ausgang zu benutzen. Vor dem Fenster war eine Gardine, und wenn die Streifen richtig saßen, war das Loch im Glas nicht mal sichtbar.
    Ich ging in den anderen Raum zurück und machte mich an eine gründliche Durchsuchung. Es schien nichts zu fehlen. Ich konnte erkennen, daß jemand heimlich durch meine gefalteten Sachen in der Kommode gefummelt und geschickt die Akten durchwühlt hatte. Alles war fast so hinterlassen worden, wie es gewesen war, nur mit ganz leichten Unordentlichkeiten hier und da. Ich haßte das. Ich haßte die List und die Sorgfalt, mit der das alles gemacht worden war, und die Befriedigung, die jemand dabei empfunden haben mußte. Und wozu? Um nichts in der Welt konnte ich mir vorstellen, was fehlen sollte. Ich besitze nichts Wertvolles, und die Akten allein gaben auch nicht viel her. Die meisten von denen, die ich zu Hause aufbewahre, sind sowieso aussortiert, und meine Notizen über Elaine Boldt waren im Büro. Was hatte ich sonst noch, das jemanden interessieren konnte? Was mir ebenfalls Sorgen machte, war der Verdacht, daß dies Pat Ushers Handschrift tragen könnte. Irgendwie schien sie noch viel gefährlicher, wenn sie außer zur Wildheit auch zu Schlauheit und Heimlichkeit fähig war.
    Ich rief einen Schlüsseldienst an und verabredete für später am Tag einen Termin, zu dem jemand kommen und alle

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