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Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Titel: Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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hineinrauschen, das ich später bereuen könnte.«
    Ein kurzes Schweigen trat ein. Dann zupfte Jonah mich am Ärmel. »Warst du in der letzten Zeit mal wieder auf dem Schießplatz?«
    »Seitdem wir zusammen dort waren, nicht mehr«, erwiderte ich.
    »Möchtest du mal wieder hin?«
    »Jonah, das können wir nicht machen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es aussehen könnte wie ein Rendezvous und uns beide durcheinanderbrächte.«
    »Ach, hör auf. Ich dachte, wir seien Freunde.«
    »Sind wir auch. Wir können bloß nicht zusammensein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil du zu gut aussiehst und ich zu klug bin«, erklärte ich scharf.
    »Womit wir wieder bei Camilla wären, stimmt’s?«
    »Stimmt. Ich werde mich da nicht einmischen. Du bist schon so lange mit ihr zusammen.«
    »Ich werde dir mal etwas sagen. Ich könnte mich immer noch ohrfeigen. Ich hätte schließlich ebensogut die andere Junior-Highschool besuchen können, verstehst du? Siebte Klasse. Woher hätte ich wissen sollen, daß ich eine Entscheidung traf, die mich noch mein Leben lang verfolgt?«
    Ich lachte. »Das Leben ist voll mit solchem Quatsch. Du mußtest dich zwischen Metall und Holz entscheiden, richtig? Du hättest genausogut Automechaniker werden können. Statt dessen bist du ein Cop. Weißt du, welche Wahl ich hatte? Kinderpsychologie oder Hauswirtschaftslehre. Beides interessierte mich einen Dreck.«
    »Ich wollte, ich hätte dich nicht wiedergesehen.«
    Ich fühlte, wie mein Lächeln verschwand. »Tja, tut mir leid. Es war mein Fehler.« Mir war klar, daß wir uns schon viel zu lange angesehen hatten, also stand ich auf und klopfte mir das Gras von den Jeans. »Ich muß jetzt gehen.«
    Er stand ebenfalls auf, und wir wechselten ein paar Abschiedsworte, Kurz darauf trennten wir uns. Ich ging einige Schritte zurück und beobachtete dann, wie er wieder zum Revier ging. Dann setzte ich meinen Weg in Richtung Büro fort und wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Thema Henry Pitts zu. Mir wurde klar, daß es keinen Sinn hatte, erst mit Rosie darüber zu sprechen. Natürlich mußte ich der Polizei mitteilen, wo sich Lila aufhielt. Sie war seit fast zwanzig Jahren eine Betrügerin und würde sich jetzt nicht mehr bessern und Henry auf seine alten Tage zu einem glücklichen Mann machen. Sie würde ihn total ausnehmen und ohnehin sein Herz brechen. Was machte es da noch für einen Unterschied, wie sie erwischt wurde oder wer sie hochgehen ließ? Besser, es sofort zu tun, bevor sie ihn jeden Cents beraubt hatte, den er besaß.
    Ich war schnell und mit gesenktem Kopf gegangen, doch als ich zur Ecke Floresta und Anaconda kam, drehte ich mich abrupt nach links und ging zum Polizeirevier.

24

    Eine Stunde und fünfundvierzig Minuten lang war ich auf dem Polizeirevier. Glücklicherweise lagen die Vermißten- und die Betrugsabteilung nicht allzu nah beieinander, so daß ich nicht befürchten mußte, noch einmal auf Jonah zu treffen. Erst war Whiteside zum Essen weg, und dann mußte er an einem kurzen Meeting teilnehmen. Dann, nachdem ich ihm die Sachlage auseinandergelegt hatte, meldete er ein Ferngespräch zu einem Bezirk im nördlichen New Mexico an, wo drei der Haftbefehle ausgestellt worden waren. Während er auf die Antwort auf seine Anfrage wartete, wandte er sich noch an den County Sheriff einer kleinen Stadt in der Nähe von San Francisco und versuchte, eine Bestätigung für einen Haftbefehl ohne Kautionsmöglichkeit zu erhalten, der aus Marin stammte. Der Vorwurf auf dem fünften Haftbefehl aus Boise, Idaho, stellte sich als ein minderes Delikt heraus, und der Detective aus der Betrugsabteilung sagte, er könne es sich ohnehin nicht leisten herzukommen, um sie abzuholen. Der sechste Haftbefehl aus Twin Falls war aus nicht näher angegebenen Gründen rückgängig gemacht worden. Bis jetzt befand sich Fila Sams immer noch auf freiem Fuß.
    Um 15.20 Uhr reagierte Marin County schließlich auf den Anruf Whitesides. Man bestätigte den Haftbefehl ohne Kautionsmöglichkeit und deutete an, daß jemand zur Verfügung stehe, um sie mitzunehmen, sobald sie sich in Gewahrsam befand. Ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit uns war zum größten Teil dem Umstand zu verdanken, daß einer ihrer Deputys sich sowieso gerade auf Urlaub in Santa Teresa befand und sich bereit erklärt hatte, sie nach Marin zurückzubegleiten. Whiteside sagte, sobald eine Kopie des Haftbefehls über Telex hereingekommen sei, schicke er den Officer des Bezirkes herüber, um sie verhaften zu

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