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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos
Autoren: Sue Grafton
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einer Pfanne mit Deckel.
    Ich schloß den Wagen auf und stieg ein, während sie zu ihrem weiterging und über die Schulter zurückrief: »Versuchen Sie, mich im Büro zu erreichen, sobald Sie etwas gehört haben. Ich bin wohl gegen zwei dort.«
    Das Haus, in dem ich mein Büro habe, lag verlassen da. California Fidelity ist an den Wochenendtagen geschlossen, also waren ihre Büros dunkel. Ich schloß mir auf, hob den Packen Morgenpost auf, der durch den Schlitz geschoben worden war. Auf meinem Anrufbeantworter gab es keine Nachrichten. Ich zog einen Vertrag aus meiner Schreibtischschublade und verbrachte ein paar Minuten damit, ihn auszufüllen. Ich schaute auf Barbara Daggetts Visitenkarte nach, ob die Adresse stimmte, schloß dann wieder ab und ging über die Vordertreppe nach unten.
    Ich ging die drei Blocks zu Fuß und gab den Vertrag in ihrem Büro ab, ehe ich zum Polizeirevier von Floresta fuhr. Die Kombination aus Wochenende und schlechtem Wetter verlieh dem Gebäude dasselbe verlassene Aussehen wie meinem Bürohaus. Verbrechen halten sich nicht an die Vierzigstundenwoche, aber es gibt Tage, an denen selbst den Verbrechern nicht danach ist, was auf die Beine zu stellen. Auf dem Linoleum zeichnete sich ein Muster aus nassen Fußabdrücken ab, das aussah wie Tanzschritte, die zu schwierig waren, um sie zu lernen. Es roch nach Zigarettenrauch und feuchten Uniformen. Ich konnte einen Regenhut sehen, den jemand aus Zeitungspapier gefaltet hatte und der jetzt auf der Holzbank gleich hinter der Tür lag.
    Einer der Beamten rief Jonah an, und er kam zur verschlossenen Eingangstür und ließ mich ein.
    Er sah nicht gut aus. Im Laufe des Sommers hatte er zwanzig Pfund Übergewicht abgebaut, und er hatte mir erzählt, daß er noch immer in der Sporthalle arbeitete, daran konnte es also nicht liegen. Aber sein dunkles Haar wirkte schlecht geschnitten, und die Falten unter seinen Augen traten deutlich hervor. Außerdem strahlte er Kummer aus.
    »Was ist denn mit dir passiert?« fragte ich, als wir in sein Büro zurückgingen. Er lebt seit Juni wieder mit seiner Frau zusammen, nach einem Jahr Trennung, aber nach allem, was ich sah, schien es nicht gut zu laufen.
    »Sie will eine offene Beziehung«, erklärte er.
    »Ach, hör auf«, meinte ich ungläubig.
    Das brachte mir ein müdes Lächeln ein. »Das sind die Worte der Dame.« Er hielt mir die Tür auf, und wir traten in einen L-förmigen Raum, der mit großen, hölzernen Schreibtischen ausgestattet war.
    Die Vermißten-Abteilung gehört zur Abteilung »Delikte am Menschen«, die ihrerseits zusammen mit der Abteilung »Eigentumsdelikte, Rauschgiftkriminalität und Sonderkommissionen« zur Fahndung gehört. Der Raum war im Augenblick verlassen, aber in Abständen kamen und gingen Leute. Aus dem Verhörraum konnte ich eine schrille Frauenstimme hören, mal leiser, mal lauter, und ich vermutete, daß ein Verhör im Gange war. Jonah schloß die Flurtür, schirmte automatisch die internen Angelegenheiten ab.
    Er füllte zwei Kunststoffbecher mit Kaffee, brachte sie rüber und gab mir Tütchen mit Milch und Zucker. Das war genau das, was ich jetzt brauchte, eine Tasse mit heißen Chemikalien. Wir vollzogen die nötigen Handgriffe, um den Kaffee aufzupäppeln, der roch, als hätte er zu lange auf der Platte gestanden.
    Dann nahm ich mir ein paar Minuten, um die Daggett-Angelegenheit darzustellen. Zu dieser Zeit hatten wir noch keine Ergebnisse der Autopsie vorliegen, und so war die Vermutung eines Mordes reine Theorie. Trotzdem erzählte ich Jonah, was bislang geschehen war, und gab ihm eine kurze Beschreibung der wichtigsten Charaktere. Ich sprach zu ihm als zu einem Freund, nicht zu einem Polizisten, und er hörte als interessierter, aber nicht offizieller Teilnehmer zu.
    »Wie lange war er also hier, ehe er starb?« wollte Jonah wissen.
    »Vermutlich seit Montag. Es ist möglich, daß er erst woanders war, aber Lovella schien zu glauben, daß er sich direkt an Billy Polo wenden würde, wenn er Hilfe brauchte.«
    »Hat die Information über Polo dir weitergeholfen?«
    »Noch nicht, aber das kommt noch. Ich will nur abwarten, was wir bereits in der Hand haben, ehe ich weitermache. Selbst wenn sein Tod ein Unfall war, vermute ich, daß Barbara Daggett wünscht, daß ich ihn untersuche. Ich meine, mal zuallererst, was hat er mitten in einem Sturm in einem Boot gemacht? Und wo hat er die ganze Zeit gesteckt?«
    »Wo hast du gesteckt?« fragte Jonah.
    Ich starrte ihn an und begriff,
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