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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos
Autoren: Sue Grafton
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Hoffnung, mein Buch zu Ende zu lesen. Ich hatte gerade frischen Kaffee gemacht und mich unter die Decke gekuschelt, als das Telefon klingelte. Als er es mir erzählte, war ich verwirrt, aber ich war nicht überzeugt. Ich wartete auf die Pointe, aber es kam keine.
    »Ich begreife das nicht. Kennt Yee den Hintergrund?«
    »Baby, Daggetts Alkoholspiegel lag bei drei-fünf. Das bedeutet akute Alkoholvergiftung, fast schon Koma.«
    »Und das war die Todesursache?«
    »Na ja, nein, er ist ertrunken, aber Yee erklärt, es gibt keine Anzeichen für Foul Play. Überhaupt keine. Daggett ist im Boot aufs Meer gefahren, hat sich in einem Fischernetz verfangen und ist über Bord gefallen, zu betrunken, um sich selbst in Sicherheit zu bringen.«
    »Quatsch!«
    »Kinsey, es gibt Leute, die durch einen Unfall sterben. Das ist eine Tatsache.«
    »Ich glaube es nicht. Nicht in diesem Fall.«
    »Die Spurensicherung hat nichts erbracht. Nicht einmal einen Hinweis. Was kann ich noch dazu sagen? Du kennst die Jungs. Die sind so gut wie nur was. Wenn du glaubst, es wäre Mord, dann mußt du Beweise liefern. Solange nennen wir es einen Unfall. Was uns angeht, so ist der Fall abgeschlossen.«
    »Was hat er stockbesoffen auf einem Boot gemacht?« fragte ich. »Der Mann war pleite, und es regnete in Strömen. Von wem soll er da das Boot gemietet haben?«
    Ich konnte Jonah seufzen hören. »Hat er ja nicht. Anscheinend hat er ein kleines Skiff am Dock von Marina Eins entwendet. Der Hafenmeister hat das Boot identifiziert, und man kann deutlich sehen, wo die Leine durchgeschnitten worden ist.«
    »Wo haben sie es gefunden?«
    »Am Strand, in der Nähe des Piers. Es gab keine brauchbaren Abdrücke.«
    »Das gefällt mir nicht.«
    »Hör mal, ich verstehe ja, was du sagen willst, und du könntest auch recht haben. Ich neige sogar dazu, dir zuzustimmen, wenn du dich dann besser fühlst, aber wer fragt uns schon? Sieh es doch als Geschenk an. Wenn man es für Mord halten würde, könntest du nicht einmal in die Nähe kommen. Aber so hast du einen Freischein für deine Erkundungen... in Grenzen natürlich.«
    »Weiß Dolan, daß ich interessiert bin?« Lieutenant Dolan war ein leitender Angestellter der Division und ein alter Gegner von mir. Er haßte es, wenn sich Privatdetektive in polizeiliche Untersuchungen einmischten.
    »Es ist Feldmanns Fall. Dem ist das egal. Soll ich mit ihm reden?«
    »Ja, mach das. Und wenn du schon dabei bist, klär es mit Dolan. Ich hab es satt, daß mir immer auf die Finger geklopft wird.«
    »Okay. Ich ruf dich gleich Montag morgen wieder an«, versprach Jonah. »Wenn sich irgendwas Neues ergibt, ruf mich an, ja?«
    »Mach ich. Danke.«
    Ich rief Barbara Daggett an und wiederholte die Information, die ich soeben erhalten hatte. Als ich fertig war, blieb sie stumm.
    »Was meinen Sie dazu?« fragte sie mich schließlich.
    »Lassen Sie es mich mal so ausdrücken: Ich bin nicht zufrieden, aber es ist Ihr Geld. Wenn Sie wollen, kann ich noch ein paar Tage herumschnüffeln, und wenn sich nichts ergibt, lassen wir die ganze Sache fallen, und Sie müssen eben einfach damit leben.«
    »Wie stehen die Chancen?«
    »Keine Ahnung. Ich kann nur einen Faden aufnehmen und sehen, wohin er führt. Vielleicht haben wir sechs Sackgassen vor uns, aber zumindest wüßten Sie, daß wir es versucht haben.«
    »Dann machen wir’s.«
    »Prima. Ich melde mich.«
    Ich schob die Decke beiseite und stand auf. Ich hoffte, daß Billy Polo noch in der Gegend war. Ich wußte nicht, wo ich sonst anfangen sollte.
    Ich zog den Stecker der Kaffeemaschine heraus, füllte den Rest Kaffee in eine Thermoskanne, machte mir dann ein Sandwich mit Erdnußbutter und Dill Pickle, das ich in eine braune Papiertüte schob wie ein Schulkind. Ich hatte auch fast dasselbe Gefühl im Bauch... diese dumpfe Angst, die ich gespürt habe, als ich mit acht Jahren zur Woodrow-Wilson-Grundschule getrabt bin. Ich wollte nicht in den Regen hinaus. Ich wollte nicht mit Billy Polo zusammentreffen, der wahrscheinlich ein Mann war, vor dem mir schaudern würde. Er hörte sich genauso an wie einer der Jungs aus der höheren Klasse, vor dem ich solche Angst gehabt hatte... böse und gemein, außerhalb jeder Kontrolle.
    Ich wühlte in meinem Kleiderschrank, bis ich meinen Regenmantel und einen Schirm gefunden hatte. Ich ließ meine warme Wohnung hinter mir und fuhr zu Billy Polos alter Adresse in der Merced Street hinüber. Es war Viertel nach vier und wurde schon vorzeitig dunkel. Die
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