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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos
Autoren: Sue Grafton
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vorübergehenden Kennzeichen an der Windschutzscheibe. Ich konnte nicht viel von dem Knaben erkennen, der ausstieg, aber ich beobachtete interessiert, wie er mit zwei Sätzen die Verandastufen erreichte und klopfte.
    Betty Christopher ließ ihn ein. Alle beide verschwanden. Einen Moment später sah ich Schatten vor dem Küchenlicht. Ich stellte mir vor, daß sie sich hinsetzten, um ein paar Bier zu trinken und sich zu unterhalten. Doch schon öffnete sich die Haustür wieder, und er kam heraus. Ich rutschte auf dem Autositz nach unten, bis meine Augen auf einer Höhe mit der Unterkante des Fensters waren. Die Wolkendecke war noch immer schwer, verdunkelte den Mond, und die Wagen am Straßenrand schufen noch tiefere Schatten. Er starrte auf die Straße hinaus, musterte die Reihe der geparkten Autos eines nach dem anderen. Ich spürte, wie mein Herz zu hämmern anfing, als ich beobachtete, wie er langsam die Treppe herabkam und in meine Richtung ging.
    Mitten auf der Straße blieb er stehen. Er trat an einen Lieferwagen, der zwei Wagen vor meinem stand. Er ließ eine Taschenlampe aufleuchten und öffnete die Tür auf der Fahrerseite, scheinbar, um das Kennzeichen zu überprüfen. Ich verlor ihn aus den Augen. Einige Zeit verstrich. Ich beobachtete die Schatten, fragte mich, ob er sich auf die andere Seite geschlichen hatte und zu meiner Rechten auftauchen würde. Ich hörte ein ersticktes Geräusch, als er die Tür des Lieferwagens schloß. Der Strahl seiner Taschenlampe glitt über den Wagen vor mir, blitzte gegen meine Windschutzscheibe, aber das Licht war zu zerstreut, um viel zu erhellen, als es mich erreichte. Er schaltete die Lampe aus. Wartete, beobachtete die Straße auf beiden Seiten. Offensichtlich entschied er, daß es keinen Grund zur Beunruhigung gab. Er ging zum Haus zurück. Als er die Veranda erreichte, kam sie heraus, hielt einen Morgenmantel vor sich zusammen. Sie sprachen ein paar Minuten miteinander, und dann stieg er in seinen Wagen und fuhr davon. Sobald sie ins Haus ging, ließ ich meinen VW an, wendete und machte mich an die Verfolgung. Ich hoffte, daß nicht nur alles eine kunstvolle List war, um mich aus der Deckung zu locken.
    Er war bereits nach links abgebogen, dann wieder rechts, als ich ihn endlich zwei Blocks vor mir entdeckte. Wir fuhren durch Nebenstraßen, in denen es keine Ampeln gab, nur hin und wieder ein Stop-Schild, um unser Vorankommen zu verlangsamen. Ich mußte aufschließen oder riskierte, ihn aus den Augen zu verlieren. Eine »einsame« Verfolgung ist praktisch sinnlos, außer Sie wissen, wem Sie folgen und wohin er will. Um diese Zeit waren nur wenige Autos unterwegs, und wenn er weit fuhr, würde er schnell begreifen, daß die Gegenwart meines VW kein Zufall war.
    Ich dachte, sein Ziel wäre die Schnellstraße, aber ehe er die nördliche Auffahrt erreichte, verlangsamte er schon das Tempo und bog nach rechts ab. Da war ich nur noch einen halben Block von ihm entfernt, also schoß ich an den Randstein und parkte, würgte den Motor ab. Ich schloß den Wagen ab und ging zu Fuß, lief schräg über das Eckgrundstück. Einen halben Block weiter vorn sah ich gerade noch die Heckleuchten. Der Wagen machte eine Linkskurve in eine schäbige Wohnwagenstadt.
    Puente ist eine schmale Straße, die parallel zum Highway 101 auf der Ostseite der Stadt verläuft. Die Wohnwagenstadt selbst quetschte sich in den freien Platz zwischen den beiden Straßen, vom Highway durch einen drei Meter hohen Bretterzaun und Unmengen von Oleander geschützt. Ich hastete weiter. Die Häuser, an denen ich vorüberkam, waren dunkel, alte Autos standen in den Auffahrten, die meisten von ihnen hatten Beulen. Die Straßenbeleuchtung war spärlich, aber vor mir bemerkte ich Spuren von Licht, das von den Wohnanhängern herüberkam. Über dem Eingang zur Wohnwagenstadt hing eine Reihe bunter Glühbirnen.
    Als ich endlich den Eingang erreichte, war von dem Chevrolet nichts mehr zu sehen. Aber der Platz war klein, und ich hielt es nicht für schwer, den Wagen zu finden. Die Straße, die sich zwischen den Anhängern hindurchwand, war zweispurig. Der Asphalt schimmerte noch feucht vom Regen, und Wasser tropfte aus den Eukalyptusbäumen, die in Abständen emporragten. Überall standen Schilder: LANGSAM FAHREN. PARKEN NUR FÜR MIETER. DURCHGANG FREIHALTEN.
    Die meisten Anhänger waren viereinhalb bis sechs Meter lang, von der Art, wie man sie früher tatsächlich an sein Auto hängen und darin herumreisen konnte. Nomad,
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