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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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faltig, die Augen halb zusammengekniffen wie in einer Zeitungsanzeige für Schnupfenmittel. Ihre Nase war so verstopft, daß sie gezwungen war, durch den Mund zu atmen. Trotz allem brachte sie es fertig zu rauchen, sie zündete sich eine Virginia Slim an, kaum daß wir saßen.
    »Sie sollten daheim im Bett liegen«, meinte ich und fragte mich dann, warum ich so etwas vorgeschlagen hatte. Billy und Lovella waren derzeit da draußen und sorgten wahrscheinlich dafür, daß der Wohnwagen in seinen Grundfesten erschüttert wurde. Wer hätte dabei schlafen können?
    Coral legte ihre Zigarette hin und zog ein Tempo heraus, um sich die Nase zu putzen. Ich habe mich immer gefragt, wo die Leute die Technik des Nasenputzens erlernen. Sie gab der Doppel-Finger-Methode den Vorzug, legte ein Taschentuch über ihre Hände, steckte die Knöchel beider Zeigefinger in die Nasenlöcher und ließ sie nach jedem Schnauben heftig rotieren. Ich hielt den Blick abgewandt, bis sie fertig war, und fragte mich nebenbei, ob sie wohl wußte, wo sich Lovella derzeit aufhielt.
    »Was ist mit Lovella los? Sie schien ja völlig außer sich zu sein bei der Beerdigung.«
    Coral unterbrach ihre Bemühungen und sah mich an. Zu spät begriff ich, daß sie wahrscheinlich gar nicht wußte, was »außer sich« bedeutete. Ich konnte sehen, wie sie eine Erklärung suchte.
    »Ihr geht es gut. Sie hatte keine Ahnung, daß sie nicht richtig verheiratet waren. Deshalb ist sie zusammengebrochen. Das hat sie umgeworfen.« Sie gab ihrer Nase einen letzten Stoß und nahm dann schniefend ihre Zigarette wieder auf.
    »Man sollte meinen, sie wäre erleichtert gewesen«, sagte ich. »Nach allem, was ich gehört habe, hat er sie geprügelt.«
    »Anfangs nicht. Sie war verrückt nach ihm, als er rauskam. Ist sie eigentlich immer noch.«
    »Deshalb hat sie ihn auf der Beerdigung wohl auch das größte Arschloch der Welt genannt«, bemerkte ich.
    Coral warf mir einen kurzen Blick zu und zuckte dann die Achseln. Sie war klüger als Billy, aber nicht viel. Ich hatte hier dasselbe Gefühl wie bei ihm. Ich rührte da an etwas, was sie ruhen lassen wollten, aber ich wußte nicht genug, um die Sache weiter zu verfolgen.
    Ich versuchte es auf gut Glück. »Ich dachte, Lovella und Billy hätten mal was miteinander gehabt.«
    »Vorjahren. Als sie siebzehn war. Das zählt nicht.«
    »Sie hat mir erzählt, Billy hätte sie mit Daggett zusammengebracht.«
    »Ja, mehr oder weniger. Er hat Daggett von ihr erzählt, und Daggett hat geschrieben und gefragt, ob sie keine Brieffreundschaft haben könnten.«
    »Zu dumm, daß er seine Frau nie erwähnt hat«, meinte ich. »Ich würde gern mit Lovella reden. Wenn Sie sie sehen, sagen Sie ihr bitte, sie soll sich mit mir in Verbindung setzen.« Ich gab ihr eine Visitenkarte mit meiner Büronummer, die sie achselzuckend entgegennahm.
    »Ich werde Lovella nicht sehen«, sagte sie.
    »Das glauben Sie.«
    Corals Aufmerksamkeit wanderte zu dem Barkeeper hinüber, der einen Finger hochhielt. »Warten Sie.«
    Sie ging zur Bar, holte ein paar Drinks und brachte sie an den einzigen anderen Tisch, der besetzt war. Ich versuchte sie mir vorzustellen, wie sie Daggett rücklings aus einem Ruderboot warf, aber es klappte nicht so recht. Sie paßte zu der Beschreibung, aber irgend etwas fehlte noch.
    Als sie zu der Nische zurückkam, hielt ich die Schuhe hoch. »Sind das Ihre?«
    »Ich trag kein Wildleder«, meinte sie nur.
    Das gefiel mir. Es war fast, als ob Wildleder gegen ihren persönlichen Kleiderkodex verstieß. »Was ist mit dem Rock?«
    Sie zog ein letztes Mal an ihrer Zigarette und drückte sie in dem Metallascher aus, stieß dann eine Rauchwolke aus. »Nee. Wem gehört der?«
    »Ich glaube, die Blondine, die Daggett umgebracht hat, trug ihn Freitag abend. Billy sagt, sie hat ihn hier aufgelesen.«
    Verspätet heftete sie den Blick auf den Rock. »Ja, das stimmt. Ich hab sie gesehen«, sagte sie.
    »Sieht der aus wie der Rock, den sie angehabt hat?«
    »Könnte sein.«
    »Wissen Sie, wer sie ist?«
    »Mh-mh.«
    »Ich will nicht grob werden, Coral, aber ich könnte ein bißchen Hilfe gebrauchen. Wir sprechen hier von Mord.«
    »Ich bin auch ganz aufgewühlt deswegen«, erklärte sie gelangweilt.
    »Ist Ihnen das denn alles egal?«
    »Sind Sie verrückt? Warum sollte ich mich denn um Daggett kümmern? Er war Abschaum.«
    »Und was ist mit der Blonden?«
    Coral schüttelte eine weitere Zigarette aus der Packung. »Warum lassen Sie das nicht ruhen,

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