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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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ein. Die Türen schlossen sich, und der Fahrstuhl fuhr ein Stockwerk tiefer, ehe er erneut hielt. Die Türen öffneten sich. Tony Gahan stand im Flur, eine Einkaufstüte in der Hand. Er schien ebenso überrascht, mich zu sehen, wie ich es war, ihn zu sehen.
    »Was machen Sie denn hier?« fragte er. Er stieg ein, und wir fuhren nach unten.
    »Ich mußte jemanden oben sprechen«, antwortete ich. »Und du?«
    »Ein Termin bei meinem Psychotherapeuten. Er war nicht in der Stadt, und jetzt hat sich sein Rückflug verzögert. Seine Sekretärin soll ihn in einer Stunde abholen. Deshalb hat sie mir gesagt, ich soll um fünf noch mal kommen.«
    Wir kamen in der Halle an.
    »Wie kommst du heim? Soll ich dich fahren?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bleib einfach hier.« Er deutete auf eine Spielhalle gegenüber, in der ein paar Jugendliche aus der High-School herumhingen.
    »Bis später dann«, sagte ich.
    Wir trennten uns, und ich kehrte zum Parkplatz hinter dem Haus zurück. Ich stieg in meinen Wagen und fuhr die vier Blocks zu meinem Büro. Ich parkte und ließ den Rock und die Schuhe erst einmal auf dem Rücksitz liegen.
    Auf dem Anrufbeantworter war keine Nachricht aufgezeichnet, aber die Post war gekommen, und ich blätterte sie durch und fragte mich, was ich sonst mit meiner Zeit anfangen sollte. Ich war richtig erschöpft, nachdem die emotionelle Energieladung von Jonah aufgebraucht war. Ich bin nicht daran gewöhnt, viel zu trinken, und da ich allein bin, schlafe ich sonst viel mehr. Er war um fünf Uhr gegangen, ehe es hell wurde, und ich hatte es gerade noch geschafft, eine Stunde zu schlafen, ehe ich schließlich aufstand, joggte, duschte und mir etwas zu essen machte.
    Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück, legte die Füße auf den Tisch und hoffte, daß mir niemand ein Nickerchen übelnehmen würde. Als ich wieder zu mir kam, hatten die Zeiger der Uhr sich auf wundersame Weise von 12 Uhr 10 auf 2 Uhr 50 bewegt, und mein Kopf dröhnte. Ich kam taumelnd auf die Füße und trottete den Gang entlang zur Damentoilette. Ich pinkelte, wusch mir Gesicht und Hände, spülte mir den Mund und starrte mein Spiegelbild an. Mein Haar war hinten platt gedrückt und stand dafür überall sonst steif nach oben. Das fluoreszierende Licht im Raum ließ meine Haut krank erscheinen. Waren das die Folgen von Sex mit einem verheirateten Mann? »Nun, das will ich doch wohl hoffen«, sagte ich. Ich hielt den Kopf unters Wasser und trocknete mein Haar dann mit acht Runden Heißluft aus der Maschine an der Wand, die (wie ein Schild verkündete) montiert worden war, um vor den Gefahren von Krankheiten zu schützen, die durch den Abfall bei Papierhandtüchern übertragen werden könnten. Ich überlegte, welche Krankheiten damit wohl gemeint sein könnten. Typhus? Diphtherie?
    Ich konnte hören, wie das Telefon in meinem Büro am Ende des Ganges läutete, und fing an zu rennen. Ich schnappte es beim sechsten Klingeln, riß den Hörer hoch und schnaufte ein atemloses »Hallo« hinein.
    »Hier ist Lovella«, sagte eine bedrückte Stimme. »Ich habe die Nachricht gekriegt, daß ich Sie anrufen soll.«
    Ich holte tief Luft. »Richtig. Ich dachte, wir sollten miteinander sprechen. Das haben wir nicht mehr getan, seit ich Sie in L. A. besucht habe.« Ich ging um meinen Schreibtisch herum und setzte mich, noch immer bemüht, zu Atem zu kommen.
    »Ich bin wütend auf Sie, Kinsey«, erklärte sie. »Warum haben Sie mir nicht erzählt, daß Sie Daggetts Geld hatten?«
    »Wozu denn? Ich hatte einen Kassenscheck, aber er war nicht auf Sie ausgestellt. Warum hätte ich ihn also erwähnen sollen?«
    »Weil ich da stand und Ihnen erzählt habe, daß ich mit ‘nem Kerl verheiratet war, der mich fast umgebracht hätte, und Sie erzählen mir, ich soll mich ans Frauenhaus wenden und all so ‘n Quatsch! Und die ganze Zeit hatte Daggett Tausende von Dollar.«
    »Aber er hat das Geld gestohlen. Hat Billy Ihnen das nicht erzählt?«
    »Mir ist es egal, woher es kommt. Ich hätte nur gern ein bißchen was für mich. Jetzt ist er tot, und sie kriegt alles.«
    »Wer, Essie?«
    »Die und ihre Tochter.«
    »Ach, hören Sie auf, Lovella. Er kann denen kaum genug hinterlassen haben, um sich deshalb Gedanken zu machen.«
    »Jedenfalls mehr, als er mir hinterlassen hat. Wenn ich von dem Geld gewußt hätte, hätte ich ihn vielleicht überreden können, mir was abzugeben.«
    »Ja, richtig, so großzügig, wie der war«, bemerkte ich trocken. »Wenn Sie das

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