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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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vorsichtig.
    »Weil ich hinfahren will!«
    »Ich glaube nicht, daß ich es Ihnen sagen sollte.«
    »Lovella, tun Sie mir das nicht an.«
    »Nun, er hat nicht gesagt, daß ich das könnte.«
    »Sie haben mir schon soviel erzählt, warum da nicht auch den Rest? Er könnte in Schwierigkeiten sein.«
    Sie zögerte, dachte darüber nach. »Irgendwo unten am Strand. Er ist nicht blöd, wissen Sie. Er hat dafür gesorgt, daß es ein öffentlicher Ort ist. Er hat sich gesagt, am hellichten Tag würde es keine Probleme geben, schon gar nicht mit anderen Leuten in der Nähe.«
    »An welchem Strand?«
    »Was, wenn er wütend auf mich wird?«
    »Das bringe ich selbst mit ihm in Ordnung. Ich werde schwören , daß ich die Information aus Ihnen herausgepreßt habe.«
    »Es wird ihm nicht gefallen, wenn Sie auftauchen und alles verderben.«
    »Ich werde nichts verderben. Ich halte mich im Hintergrund und sorge dafür, daß er okay ist. Das ist alles.«
    Stille. Sie war so langsam, daß ich dachte, ich müßte schreien. »Sehen Sie es doch mal so«, sagte ich. »Er könnte über Hilfe froh sein. Wenn er nun Rückendeckung braucht?«
    »Billy würde keine Rückendeckung von einer Frau brauchen.«
    Ich schloß die Augen, versuchte, meine Wut zu zügeln. »Geben Sie mir wenigstens einen Tip, Lovella, oder ich komme zum Wohnwagen und reiße Ihnen das Herz aus der Brust.« Das verstand sie.
    »Verraten Sie ihm bloß nicht, wer es Ihnen erzählt hat«, warnte sie.
    »Ich schwöre es bei meinem Leben. Kommen Sie schon.«
    »Ich glaube, es ist der Parkplatz in der Nähe des Bootssteges...«
    Ich knallte den Hörer hin und schnappte meine Handtasche. Hastig schloß ich das Büro ab und rannte den Gang entlang, nahm immer zwei, drei Stufen auf einmal die Treppe hinab. Ich hatte meinen Wagen am anderen Ende vom Parkplatz abstellen müssen, und als ich jetzt zum Aufseher kam, standen drei andere Wagen vor meinem. »Macht schon, macht schon«, murmelte ich und trommelte auf das Steuerrad.
    Endlich war ich an der Reihe. Ich zeigte dem Mann meine Parkerlaubnis und schoß durchs Tor, sobald der Balken hochging.
    Chapel ist Einbahnstraße, vom Strand landeinwärts, also mußte ich nach rechts abbiegen, dann nach links auf die Einbahnstraße zum Strand. Die Ampel an der 101. stand auf Rot, und das hielt mich auf. Aber ich wollte nicht zwei Minuten zu spät auftauchen und die einzige Chance verderben, die ich vielleicht hatte. Ich sah mich schon im Gefängnis... und Billy Polo.
    Die Ampel wurde grün, und ich überquerte den Highway. Noch zwei Blocks und ich erreichte die Cabana, bog nach rechts ab. Der Eingang zu dem Parkplatz, zu dem ich wollte, befand sich ganz am anderen Ende, hinter der Kurve, in der Nähe vom Santa Teresa City College. Ich holte mir eine Karte aus dem Automaten und überflog den Parkplatz. Ich hoffte, einen Blick auf Billys weißen Chevy zu erhaschen. Der Jachthafen lag zu meiner Rechten, die Sonne wurde von den weißen Segeln eines eleganten Bootes reflektiert, das soeben aus dem Hafen glitt. Der Bootsslip war am Ende des Parkplatzes, jenseits eines zweiten Tores. Ich zog ein zweites Ticket, und die Schranke ging hoch. Ich fand eine Parklücke, stellte meinen Wagen ab und ging zu Fuß weiter.
    Vier Jogger kamen an mir vorbei. Ich sah Leute bei den Booten, Leute auf dem Weg, bei dem Snack Shop und den öffentlichen Einrichtungen. Ich wurde schneller, suchte die Gegend vor mir nach einem Zeichen von Billy oder der Blondine ab. Ich hörte es direkt vor mir dreimal schnell und hohl knallen. Ich rannte. Niemand sonst reagierte, aber ich hätte schwören können, daß es Schüsse gewesen waren.
    Ich erreichte den Bootsslip, wo sich der Parkplatz ins Wasser senkt. Niemand war zu sehen. Niemand rannte, niemand verließ hastig die Szene. Die Luft war still, das Wasser leckte leise über den Asphalt. Zwei Piers erstreckten sich ungefähr neun Meter weit ins Wasser, aber beide waren leer, keine Boote oder Fußgänger zu sehen. Ich machte eine Kehrtwendung um dreihundertsechzig Grad, musterte jeden Zentimeter der Gegend. Und dann entdeckte ich ihn. Er lag auf der Seite, neben einem Bootsanhänger, einen Arm sonderbar verrenkt unter sich. Er keuchte, kämpfte, drehte sich selbst auf den Rücken. Hastig lief ich über den Teer.
    Ein Mann in abgeschnittener Hose kam aus dem Snack Shop und starrte mich an, als ich vorbeilief. »Ist der Knabe in Ordnung?«
    »Rufen Sie die Polizei. Einen Krankenwagen«, fuhr ich ihn an.
    Ich kniete neben Billy,

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