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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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war das einzige Lebenszeichen hier. Die Wände waren mit Bücherregalen vollgestellt. Ich sah einen Schreibtisch aus massiver Eiche, einen Schreibmaschinentisch mit Drehstuhl und einen Kopierapparat, aber keine Sekretärin. Der Bildschirm des Computers war dunkel, und auf der Schreibtischplatte lagen wohl geordnet juristische Schriftsätze und Unterschriftsmappen. Einer der Knöpfe am Telefonapparat leuchtete, und in der Luft hing frischer Zigarettenrauch, der aus dem rückwärtigen Teil des Hauses zu kommen schien. Ansonsten wirkte das Gebäude völlig verlassen.
    Ich setzte mich in eine alte Kirchenbank. Im Fach für die Gesangbücher steckten Jahrbücher der juristischen Fakultät der Columbia-Universität, in denen ich gelangweilt zu blättern begann. Dann hörte ich Schritte. Clemson tauchte auf.
    »Miss Millhone? Ich bin Jack Clemson. Freut mich, Sie kennen zu lernen. Entschuldigen Sie den Empfang. Aber meine Sekretärin ist krank, und die Aushilfe ist beim Essen. Kommen Sie mit nach hinten.«
    Wir schüttelten uns die Hand, und ich folgte ihm. Clemson war circa fünfzig Jahre alt und korpulent, einer jener Männer, die von Geburt an rundlich sind. Klein, vierschrötig, mit breiten Schultern und einer Halbglatze. Er hatte ein volles Kindergesicht mit spärlichen Brauen und einer sanft geschwungenen Allerweltsnase mit roten Druckstellen auf dem Nasenrücken. Die Hornbrille hatte er über die Stirn ins Haar geschoben, sodass dahinter einige Strähnen steil in die Höhe standen. Er hatte den Hemdkragen aufgeknöpft, die Krawatte gelockert. Zum Rasieren war die Zeit offenbar zu knapp gewesen, und er kratzte sich prüfend am Kinn, als wolle er feststellen, um wie viel seine Bartstoppeln gewachsen waren. Er trug einen gut geschnittenen, nur leicht verknitterten tabakbraunen Anzug.
    Sein Büro nahm den gesamten rückwärtigen Teil des Hauses ein, eine Glastür führte auf eine sonnige Terrasse. Auf zwei Lederstühlen, die offensichtlich für Besucher vorgesehen waren, stapelten sich Kanzleiakten. Clemson legte einen Stoß Akten auf den Fußboden und machte mir ein Zeichen, mich zu setzen, während er hinter seinen Schreibtisch ging. Dabei fiel sein Blick in einen Spiegel links an der Wand, und er griff sich unwillkürlich erneut an die Bartstoppeln. Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch, zog einen elektrischen Rasierapparat aus einer Schublade und begann sich zu rasieren. Der Apparat summte wie ein Flugzeug aus der Ferne.
    »Ich habe in einer halben Stunde einen Gerichtstermin. Tut mir Leid, dass ich heute Nachmittag nicht länger für Sie Zeit habe.«
    »Macht nichts«, erwiderte ich. »Wann wird Bailey hierher verlegt?«
    »Eigentlich müsste er schon da sein. Unser Deputy ist heute Morgen runtergefahren, um ihn zu holen. Ich habe für Viertel nach drei eine Sprecherlaubnis für Sie erwirkt. Heute ist zwar kein Publikumsverkehr, aber Quintana hat eine Ausnahme gemacht. Es ist übrigens sein Fall. Damals war Quintana noch ein blutiger Anfänger.«
    »Wann erfolgt offiziell die Anklageerhebung?«
    »Um halb neun Uhr morgen früh. Wenn Sie dabei sein wollen, kommen Sie doch hierher, dann gehen wir gemeinsam zum Gericht rüber. Dabei könnten wir unsere Informationen austauschen.«
    »Prima. Ich werde da sein.«
    Clemson machte sich eine Notiz in seinem Tischkalender. »Gehen Sie heute Nachmittag noch mal in die Ocean Street?«
    »Natürlich.«
    Er legte den Rasierapparat zurück und machte die Schublade zu. Dann griff er nach einem Schriftstück, faltete es und steckte es in einen Umschlag, auf den er Royces Namen schrieb. »Sagen Sie Royce, er braucht es nur noch zu unterschreiben«, erklärte er.
    Ich steckte das Kuvert in meine Handtasche.
    »Wie viel Hintergrundinformationen haben Sie über den Fall?«
    »Nicht viel.«
    Er zündete sich eine Zigarette an und hustete hinter vorgehaltener Hand, was ihn zu ärgerlichem Kopfschütteln veranlasste. »Ich habe mich heute Vormittag ausführlich mit Clifford Lehto unterhalten. Das ist der Pflichtverteidiger, der mit Fowlers Fall befasst war. Er hat sich mittlerweile zur Ruhe gesetzt. Netter Mann. Hat sich einen Weinberg in der näheren Umgebung gekauft. Angeblich hat er Chardonnay- und Pinot-Noir-Trauben. So ein Leben würde mir offen gestanden auch Zusagen. Jedenfalls hat er für mich die alten Akten durchgesehen und mir die Protokolle beschafft.«
    »Aha. Und was steht da drin? Weshalb hat sich der Staatsanwalt auf diesen Kompromiss eingelassen?«
    Clemson machte

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