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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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sich eine andere Möglichkeit bietet. Es war, wie gesagt, ein Glücksspiel.«
    »Ich dachte, wenn die Anklage einmal auf Mord gelautet habe, könnte auch die Staatsanwaltschaft nicht ohne weiteres dahinter zurück.«
    »Theoretisch nicht. Aber die Praxis sah anders aus. Es lag durchaus im Ermessen des Staatsanwalts, wie die Anklage im Endeffekt lautete. Lehto hat das Übliche getan, ist zu De Witt gegangen, hat gesagt: >Hör mal, George, ich habe Beweise, dass mein Klient zur Tatzeit unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen stand. Die Beweise haben sogar deine Leute gelieferte Er zog den Polizeibericht heraus. >Da steht, dass der Beamte, der ihn verhaftet hat, aussagt, er sei benommen gewesen...< Und so weiter, und so weiter. Clifford zog alle Register, und George geriet natürlich ins Schwitzen. Sein Ruf steht auf dem Spiel, und er will nicht mit einem Fall vor Gericht gehen, der nicht bombensicher für ihn ist. Von einem Staatsanwalt erwartet man eine neunzigprozentige... wenn nicht sogar noch höhere Erfolgsquote.«
    »Bailey hat also auf Totschlag plädiert, und der Richter hat ihm die Höchststrafe verpasst«, bemerkte ich.
    »Ganz recht. Sie haben’s erfasst. Aber die Höchststrafe war sechs Jahre. Unter Anrechnung der Untersuchungshaft und mit guter Führung hätte er vermutlich nur die Hälfte absitzen müssen. Also was soll’s? Fowler war der Meinung, reingelegt worden zu sein, und hat nicht mal begriffen, welches Glück er hatte. Clifford Lehto hat verdammt gute Arbeit geleistet. Ich an seiner Stelle hätte nicht anders gehandelt.«
    »Und wie soll’s jetzt weitergehen?«
    Clemson zuckte mit den Schultern und machte seine Zigarette aus. »Das hängt davon ab, wie Bailey sich zu seiner Flucht aus der Flaftanstalt äußert. Worauf wird er plädieren? Auf mildernde Umstände? Er kann immer behaupten, er habe sich von einem der Wärter bedroht gefühlt und um sein Leben gefürchtet. Allerdings erklärt das kaum, dass er all die Jahre untergetaucht ist. Bailey hätte sich schon in der ersten Runde einen gewitzten Anwalt nehmen sollen. Jetzt wird ihm das nicht mehr viel nützen. Natürlich werde ich mit Haken und Ösen für ihn kämpfen, aber welcher Richter lässt einen Burschen auf Kaution frei, der sechzehn Jahre auf der Flucht gewesen ist?«
    »Und was erwarten Sie in der Zwischenzeit von mir?«
    Clemson stand auf und begann die Aktenstapel auf seinem Schreibtisch durchzuwühlen. »Ich habe meine Sekretärin gebeten, sämtliche Zeitungsausschnitte über den Mord von damals in einer Akte zu sammeln. Vielleicht interessieren Sie die Berichte ja. Lehto hat mir angeblich alle Unterlagen geschickt, die er besitzt: Polizeiberichte, Zeugenlisten. Reden Sie mit Bailey und kriegen Sie raus, was er noch ergänzend sagen kann. Sie wissen, worauf’s ankommt. Schnüffeln Sie rum, und finden Sie einen neuen Verdächtigen für mich. Vielleicht graben wir Beweise aus, die einen anderen belasten und Bailey entlasten. Anderenfalls stehen ihm noch etliche Jahre im Knast bevor; es sei denn, ich kann den Richter davon überzeugen, dass eine neuerliche Haftstrafe völliger Unsinn ist. Und genau das versuche ich natürlich. Bailey hat sich all die Jahre über nichts zu Schulden kommen lassen, und ich persönlich sehe keinen Sinn darin, ihn wieder einzusperren. Ah, hier ist es!«
    Er zog eine Akte aus dem Stapel und reichte sie mir. Ich stand auf, wir schüttelten uns die Hand, und er geleitete mich in die vorderen Büroräume zurück. Die Aushilfssekretärin saß mittlerweile hinter ihrem Schreibtisch und versuchte den Anschein von Kompetenz zu verbreiten. Dabei wirkte sie sehr jung und unsicher und schien sich in der Welt der »Habeaskorpus« und anderer juristischer Finessen überhaupt nicht zu Hause zu fühlen.
    »Herrje, eines hätte ich beinahe vergessen«, sagte Clemson unvermittelt, als wir schon an der Veranda standen.
    »Den Grund dafür, dass Jean in jener Nacht so aufgebracht gewesen war: Sie war schwanger. Im zweiten Monat. Bailey schwört Stein und Bein, dass das Kind nicht von ihm war.«

5

    Bis zu dem Termin in der Haftanstalt blieb mir noch eine Stunde Zeit. Ich nahm den Stadtplan zur Hand und fand das kleine schwarze Viereck mit dem Fähnchen, das Gelände der Central-Coast-Highschool. San Luis Obispo ist keine große Stadt, und die Schule lag nur knapp acht Blocks weit entfernt. Ein auf den Hauptstraßen aufgemalter durchgehender weißer Streifen kennzeichnete einen historischen Stadtrundgang, den ich mir

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