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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Krankheit als Druckmittel. Ihre Beine lagen auf der Bettdecke wie Fleischklumpen mit Fettschicht. Die dicken Füße waren nackt und ihre Zehen grau.
    Ich trat ans Bett und streckte ihr die Hand entgegen. »Hallo, wie geht es Ihnen? Ich bin Kinsey Millhone«, begann ich. Wir schüttelten uns die Hand. Ihre Finger waren kalt und fühlten sich gummiartig an wie gekochte Rigatoni. »Ihr Mann hat schon angedeutet, dass es Ihnen nicht gut geht«, fuhr ich fort.
    Sie hob das Taschentuch vor den Mund und brach prompt in Tränen aus. »O Kenny, entschuldigen Sie. Ich kann nicht anders. Seit Bailey wieder aufgetaucht ist, bin ich völlig durcheinander. Wir hatten ihn für tot gehalten, und jetzt lebt er! Seit Jahren bin ich krank, aber das hat mir den Rest gegeben.«
    »Ich verstehe, wie Ihnen zu Mute sein muss. Aber ich heiße Kinsey.«
    »Sie heißen wie?«
    »Mein Vorname ist Kinsey. Man hat mich nach meiner Mutter benannt. Ich dachte, Sie hätten mich falsch verstanden und vorhin >Kenny< gesagt.«
    »Ach herrje! Entschuldigen Sie. Ich bin fast taub, und meine Augen sind auch miserabel. Ann, Liebes, hol doch einen Stuhl. Was sind das für Manieren?« Damit griff sie nach einem Papiertaschentuch und putzte sich geräuschvoll die Nase.
    »Halb so schlimm«, wehrte ich ab. »Ich habe die ganze Fahrt von Santa Teresa hierher im Auto gesessen und stehe ganz gern ein bisschen.«
    »Kinsey ist die Privatdetektivin, die Pop gestern engagiert hat.«
    »Weiß ich«, entgegnete Mrs. Fowler. Dann begann sie an ihrer Baumwolldecke herumzuzupfen, als machten Themen sie nervös, die sie nichts angingen. »Eigentlich hatte ich gehofft, mittlerweile angezogen und zurechtgemacht zu sein, aber Ann hatte angeblich so viel zu tun. Ich nehme sie ja nur ungern mehr als unbedingt nötig in Anspruch, aber seit meine Arthritis so schlimm geworden ist, kann ich manches einfach nicht mehr alleine. Sehen Sie nur meinen Aufzug an! Ich bin übrigens Ori. Das ist die Kurzform von Oribelle. Sie finden sicher, dass ich unmöglich aussehe.«
    »Überhaupt nicht.« Lügen gehen mir leicht über die Lippen. Und auf eine mehr oder weniger kam es nicht an.
    »Ich bin Diabetikerin«, fuhr Oribelle fort, als hätte ich sie danach gefragt. »Schon ein Leben lang, und das hat natürlich seinen Tribut gefordert. Durchblutungsstörungen in Armen und Beinen, eine Nierenschwäche, geschwollene Füße und jetzt auch noch Arthritis.« Sie hielt mir zum Beweis eine Hand hin. Ich erwartete die geschwollenen Knöchel eines Preisboxers zu sehen, konnte jedoch zu meinem Erstaunen keine Missbildungen erkennen.
    »Ein hartes Schicksal«, murmelte ich.
    »Trotzdem will ich mich nicht beklagen«, sagte Oribelle. »Wenn ich was nicht ausstehen kann, dann Menschen, die mit ihrem Schicksal nicht fertig werden.«
    »Mutter, wolltest du vorhin nicht eine Tasse Tee?«, warf Ann ein. »Was ist mit Ihnen, Kinsey? Auch eine Tasse?«
    »Nein, danke. Für mich nicht.«
    »Für mich auch nicht, Liebes. Ich habe keine Lust mehr auf Tee. Aber mach dir ruhig eine Tasse, Ann.«
    »Ich setze Wasser auf.«
    Damit entschuldigte sich Ann und verließ das Zimmer. Ich stand da und wünschte, es ihr gleichtun zu können. Was ich von der Wohnung sah, wirkte wie das Empfangsbüro: goldbrauner Teppichboden, Möbel im Stil der Kolonialzeit. Gegenüber dem Fußende des Bettes ein Jesusbild an der Wand. Jesus mit ausgestreckten Händen und nach oben gewandtem Blick... vermutlich war Oris Geschmack Ursache seines schmerzlichen Ausdrucks. Sie fing meinen Blick auf.
    »Das Bild hat Bailey mir geschenkt. So war der Junge eben.«
    »Sehr hübsch«, erklärte ich und benutzte die Gelegenheit, Ori auszufragen. »Wie ist er nur in diese Mordsache verwickelt worden?«
    »Das war nicht seine Schuld. Er ist in schlechte Gesellschaft geraten. Er war kein guter Schüler in der Highschool, und hinterher konnte er keinen Job finden. Dann hat er Tap Granger kennen gelernt. Mir ist dieser Kerl von Anfang an zuwider gewesen. Die beiden waren unzertrennlich und haben dauernd was angestellt. Royce hat getobt!«
    »War Bailey damals schon mit Jean Timberlake befreundet?«
    »Ich glaube schon«, antwortete sie unsicher. Nach so langer Zeit schien sie sich nicht mehr genau erinnern zu können. »Jean war ein liebes Mädchen... was immer auch über ihre Mutter geredet wurde.«
    In diesem Augenblick klingelte das Telefon auf dem Nachttisch, und sie griff nach dem Hörer. »Motel«, meldete sie sich. »Hm, richtig. Diesen oder

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