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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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im Hals stecken, doch Haws schien das nicht weiter zu stören.
    Er steckte die Hände in die Hosentaschen und rückte dezent seine Hose zurecht. »Schade, dass Sie schon fortmüssen. Vielleicht kommen Sie Sonntag zum Elf-Uhr-Gottesdienst und essen anschließend mit uns. June kocht aus Gesundheitsgründen zwar nicht mehr selbst, aber wir laden Sie gern ins Apple Farm Restaurant ein.«
    »Ich wünschte, ich könnte das annehmen, aber ich weiß nicht, ob ich übers Wochenende hier bin. Vielleicht ein andermal.«
    »Sie kriegt man wohl wirklich schwer zu fassen, Lady, was?«, bemerkte er. Der Reverend wirkte leicht gereizt, und ich schloss daraus, dass er es nicht gewohnt war, bei seinen schmierigen Annäherungsversuchen einen Korb zu bekommen.
    »Stimmt«, sagte ich und zog meine Jacke an, während ich in den Gang hinausging. Reverend Haws trat zur Seite, war mir jedoch noch immer näher, als mir lieb sein konnte. Ich zog die Tür hinter mir zu und schloss sorgfältig ab. Dann lief ich die Treppe hinunter. Er folgte mir.
    »Tut mir Leid, aber ich habe eine Verabredung«, erklärte ich in gerade noch freundlich christlichem Umgangston.
    »Tja, dann muss ich Sie wohl ziehen lassen.«
    Als ich noch einmal zurücksah, stand er auf dem obersten Absatz der Außentreppe und sah mit einem kalten Ausdruck in den Augen auf mich herab, der seine oberflächlich betuliche Freundlichkeit Lügen strafte. Ich ließ den Motor meines Wagens an und wartete auf dem Parkplatz, bis er an mir vorbei zu den Fowlers zurückgegangen war. Die Vorstellung, er könnte sich während meiner Abwesenheit auch nur in der Nähe meines Zimmers aufhalten, gefiel mir überhaupt nicht.
    Dann fuhr ich etwa einen halben Kilometer weit die doppelspurige Ausfallstraße entlang, die Floral Beach mit dem Highway, einen guten Kilometer weiter nördlich, verband und bog in die Zufahrt zu den Eucalyptus Mineral Hot Springs ein. Ich hielt auf dem Parkplatz. Aus dem Prospekt, der im Motel auslag, war zu entnehmen, dass die Schwefelquellen im späten neunzehnten Jahrhundert von zwei Männern entdeckt worden waren, die eigentlich nach Öl gebohrt hatten. Statt der Ölbohrtürme errichtete man dann ein Heilbad, das als Kurzentrum für kränkelnde Kalifornier diente, die mit dem Zug anreisten bis zu dem kleinen Bahnhof, der dem Kurgelände direkt gegenüberlag. Ein Team von Ärzten und Pflegepersonal stand den Heilungssuchenden zur Verfügung, es wurden Schlammbäder, homöopathische Therapien, Kräuterkuren und hydroelektrische Therapien angeboten. Das Unternehmen erlebte eine kurze Blütezeit, lag dann jedoch brach bis in die dreißiger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts, als das gegenwärtige Hotel auf dem Areal erstellt wurde. In den frühen siebziger Jahren kam es zu einem neuen Boom, als sich Kurbäder wieder wachsender Beliebtheit erfreuten. Mittlerweile gab es abgesehen von den etwa fünfzig gefassten heißen Quellen, die über das Hanggebiet hinter dem Hotel verstreut unter Eichen und Eukalyptusbäumen lagen, noch Tennisplätze und ein geheiztes Schwimmbad. Außerdem wurden Aerobic-Kurse, kosmetische Behandlungen, Massage, Yogaunterricht und eine Ernährungsberatung angeboten.
    Das Hotel selbst war zweistöckig und ein Paradebeispiel für die Architektur der dreißiger Jahre; spanisches Art déco mit Türmchen, abgerundeten Ecken und Wänden aus Glasbausteinen. Ich ging auf dem überdachten Fußweg auf das Hotelbüro zu. Hier im tiefen Schatten, den kein Sonnenstrahl erwärmte, war die Luft empfindlich kalt. Aus der Nähe besehen, zeigte der Putz an der gesamten Front von den Grundmauern bis unter das Ziegeldach Blasen und Risse. In den Schwefelgeruch der Quellen mischte sich der Modergestank von feuchten Blättern. Es roch, als ob die Leitungen leck wären und die Abwässer den Boden durchtränkten, und ich fragte mich, ob später möglicherweise Giftmüll in Fässern von diesem Areal abgetragen werden müsste.
    Ich machte einen kurzen Rundgang und stieg die Holztreppen hinauf, die den Hang hinter dem Hotel erschlossen. Hier gab es in regelmäßigen Abständen überdachte, in Holzplateaus eingelassene heiße Schwefelbäder. Verwitterte Holzpaneele waren so platziert, dass sie die Badenden vor den Blicken Neugieriger schützten. Jeder dieser Alkoven trug einen Namen, vermutlich um die Erstellung eines Belegplanes zu erleichtern. Ich kam an Quellen wie »Serenity«, »Meditation«, »Sunset« und »Peace« vorbei und registrierte mit leichtem Gruseln, wie sehr

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