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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Spielregeln, die das Leben der restlichen Bevölkerung bestimmen. Der Anruf war reine Taktik gewesen, um Panik zu erzeugen. Ich nahm die Todes- und Verstümmelungsdrohung nicht weiter ernst. Wo konnte man sich schon um diese Nachtzeit eine Kettensäge ausleihen? Ich zog die Tür hinter mir ins Schloss und schlich die Treppe hinunter.
    In der Rezeption brannte Licht, die Tür zum Wohntrakt der Fowlers war geschlossen. Bert schlief. Er saß auf seinem Stuhl hinter dem Tresen, das Kinn auf der Brust, und schnarchte. Sein Jackett hing ordentlich auf einem Drahtbügel an der Wand. Er trug eine Strickjacke und Papiermanschetten, die durch Gummibänder gehalten wurden und das Hemd schonen sollten. Wovor allerdings, war mir rätselhaft. Außer den Aufgaben als Nachtportier schien Bert keine weiteren Arbeiten verrichten zu müssen.
    »Bert«, begann ich. Keine Antwort. »Bert?«
    Er richtete sich auf und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Dann starrte er mich schlaftrunken an und blinzelte.
    »Offenbar sind die Anrufe, die ich gerade gekriegt habe, nicht über die Vermittlung reingekommen«, sagte ich. Ich sah zu, wie seine kleinen grauen Zellen allmählich zu arbeiten begannen.
    »Wie bitte?«
    »Ich habe gerade zwei Anrufe bekommen. Und ich muss wissen, woher.«
    »Die Telefonvermittlung ist geschlossen«, erklärte er. »Nach zehn Uhr werden keine Anrufe mehr durchgestellt.« Seine Stimme war heiser vor Schlaf, er räusperte sich.
    »Das ist ja was ganz Neues«, entgegnete ich. »Bailey hat mich gestern Nacht um zwei Uhr morgens angerufen. Wie hat er das denn geschafft?«
    »Ich hab ihn durchgestellt. Er hat darauf bestanden. Sonst hätte ich’s nicht getan. Hoffentlich verstehen Sie, dass ich den Sheriff benachrichtigen musste. Er ist ein entsprungener...«
    »Ich weiß, was er ist, Bert. Könnten wir jetzt über die beiden Anrufe reden, die gerade reingekommen sind?«
    »Da muss ich passen. Davon weiß ich nichts.«
    »Könnte jemand in meinem Zimmer anrufen, ohne über die Vermittlung durchgestellt zu werden?«
    Er kratzte sich am Kinn. »Nicht, dass ich wüsste. Sie können direkt nach draußen telefonieren... aber wenn Sie angerufen werden, läuft das nur über die Vermittlung. Das ganze System ist sowieso Krampf. Drüben im >Tides< haben sie noch nicht mal Telefon auf dem Zimmer. Das kostet alles mehr, als es bringt. Wir haben die Anlage erst vor ein paar Jahren installieren lassen, und die Hälfte der Zeit funktioniert sie nicht. Was soll das also?«
    »Kann ich mir die Anlage mal ansehen?«
    »Bitte, jederzeit. Aber ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass kein Anruf reingekommen ist. Ich bin seit neun Uhr im Dienst, und da war kein einziger Anruf. Ich habe nur Rechnungen fertig gemacht. Das Telefon hat keinen Pieps von sich gegeben.«
    Mein Blick fiel auf den Stapel Briefkuverts, die im Postkorb lagen. Ich duckte mich unter dem Empfangstresen durch. Die Telefonvermittlungsanlage befand sich auf der anderen Seite. Auf dem Tastenfeld war jedem Zimmer eine nummerierte laste zugeordnet. Nur über der Taste 24, meiner Zimmernummer, brannte ein Lämpchen, weil ich den Hörer nicht aufgelegt hatte. »Das Licht zeigt also an, wann ein Teilnehmer spricht?«
    »Ja, das Licht«, sagte Bert. »Ganz richtig.«
    »Was ist, wenn von Zimmer zu Zimmer telefoniert wird? Kann ein Gast die Vermittlung umgehen und einen anderen Teilnehmer im Haus direkt anwählen?«
    »Wenn er Ihre Zimmernummer weiß.«
    Ich dachte an all die Leute, denen ich in den vergangenen Tagen meine Visitenkarte gegeben hatte. Auf die Rückseite hatte ich fein säuberlich die Telefonnummer des Ocean Street Motels — und in einigen Fällen auch meine Zimmernummer — notiert. »Wenn auf einem Apparat gesprochen wird, können Sie anhand der Lämpchen nicht erkennen, ob der Anruf von außen gekommen ist, ob von Zimmer zu Zimmer gesprochen wird oder ob einfach der Hörer nicht aufgelegt worden ist?«
    »Nein. Ich könnte aber den Schalter hier bedienen und einfach mithören, das wäre natürlich gegen die Vorschrift.«
    Ich studierte das Tastenfeld. »Wie viele Zimmer sind belegt?«
    »Darüber darf ich keine Auskunft geben.«
    »Wie bitte? Steht vielleicht die nationale Sicherheit auf dem Spiel, oder was?«
    Er starrte mich einen Moment wortlos an, dann bedeutete er mir indigniert, dass ich ja in der Zimmerkartei selbst nachsehen könne. Während ich die Kartei durchblätterte, drückte er sich in meiner Nähe herum, um sicherzugehen, dass ich nichts

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