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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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einsteckte. Von vierzig verfügbaren Zimmern waren fünfzehn belegt, aber die Namen sagten mir gar nichts. Ich wusste selbst nicht mehr, was ich mir davon versprochen hatte.
    »Hoffentlich wollen Sie nicht schon wieder ein anderes Zimmer«, bemerkte er schließlich. »In diesem Fall müssten wir Ihnen das nämlich berechnen.«
    »Ach wirklich? Und weshalb?«
    »Anweisung der Hotelleitung«, antwortete er und rückte seine Hose zackig zurecht.
    Womit reizte ich ihn so? Er sah aus, als würde er jeden Augenblick wieder von den vorbildlichen Managementmethoden anfangen im »Tides«. Ich wünschte ihm eine gute Nacht und kehrte in mein Zimmer zurück.
    An Schlaf war nicht mehr zu denken. Das Telefon begann leise, klagende Geräusche von sich zu geben, als sei es krank, sodass ich den Hörer auflegte und dafür den Stecker aus der Buchse zog. Genau wie in der vorhergegangenen Nacht kroch ich angezogen ins Bett. Dort lag ich wach, starrte zur Decke und hörte auf die gedämpften Geräusche hinter der Wand: ein Husten, das Rauschen einer Toilettenspülung. Die Leitungsrohre dröhnten metallen und ächzten wie ein ganzer Clan von Gespenstern in Ritterrüstung. Allmählich löste Sonnenschein die Straßenbeleuchtung ab, und ich merkte, dass ich hin und wieder eindöste. Gegen sieben Uhr stand ich auf, schleppte mich ins Badezimmer und unter die Dusche, wo ich mein Kontingent an heißem Wasser restlos ausschöpfte.
    Fürs Frühstück testete ich das Ocean Street Café, wo ich eine Tasse schwarzen Kaffees nach der anderen in mich hineinschüttete, während ich mich hinter einer Zeitung verschanzte, um die Gespräche der Stammgäste ungestört belauschen zu können. Allmählich waren mir einige Gesichter bekannt. Die Frau, die den Waschsalon betrieb, saß an der Theke neben Ace, der wieder seine Exfrau Betty fertig machte. Und es waren noch zwei Männer anwesend, die ich schon in Pearls Kneipe gesehen hatte.
    Mein Tisch stand in einer Nische vor dem großen Panzerglasfenster, durch das ich auf den Strand hinausschauen konnte. Jogger trabten über den nassen, festen Sandstreifen. Ich selbst war viel zu müde, um eine Runde zu laufen, obwohl das meinen Kreislauf vielleicht wieder in Schwung gebracht hätte. Hinter mir unterhielten sich die Gäste, wie sie das vermutlich schon seit Jahren jeden Tag taten.
    »Was glaubst du, hat er vor?«
    »Das weiß der Himmel. Ich hoffe nur, dass er Kalifornien verlassen hat. Ich würde ihm sofort eine Schrotladung draufbrennen, wenn er mir unter die Augen käme.«
    »Wetten, dass du jeden Abend erst mal unter dein Bett guckst?«
    »Da schau ich jeden Abend drunter. Es ist schließlich das einzig Aufregende an meinem Leben. Und ich hoffe immer, dass mir da mal jemand entgegenschaut.« In dem folgenden schrillen Gelächter schwang Angst mit.
    »Ich komme gern mal rüber, um dir zu helfen.«
    »‘ne schöne Hilfe wärst du.«
    »Wär ich auch. Ich hab ‘ne Pistole«, sagte Ace.
    »Da erzählt Betty aber was anderes.«
    »Ja, der hat immer geladen, aber das heißt noch lange nicht, dass seine Pistole funktioniert.«
    »Wenn Bailey Fowler auftaucht, denkst du anders«, bemerkte Ace.
    »Nicht wenn ich ihn zuerst erwische«, warf einer der Männer ein.
    Auf der ersten Seite der Lokalzeitung stand eine Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse. Der Tenor war dazu angetan, die Stimmung anzuheizen. Fotos von Jean. Ein altes Zeitungsfoto vom Tatort, Einwohner von Floral Beach im Hintergrund. Ihre Gesichter verschwommen und undeutlich; sechzehn Jahre jünger als heute. Jeans Leiche, kaum erkennbar, von einer Decke verhüllt. Niedergetrampelter Sand. Betonstufen in der rechten äußeren Bildhälfte. Darunter stand ein Zitat von Quintana, der schon damals den Mund zu voll genommen hatte. Vermutlich war er von Anfang an auf den Sheriffposten aus gewesen. Er schien der Typ zu sein.
    Ich verschlang hastig mein Frühstück und kehrte ins Motel zurück.
    Als ich die Außentreppe hinaufging, sah ich, wie eines der Zimmermädchen an die Tür von Nummer 20 klopfte. In ihrer Nähe standen ein Wagen mit frischer Bettwäsche und der Staubsauger.
    »Zimmerservice!«, rief sie. Niemand antwortete.
    Das Zimmermädchen war klein und mollig. Beim Lächeln entblößte sie einen Zahn mit Goldkrone. Ihr Hauptschlüssel passte offenbar nicht, und sie ging zum nächsten Zimmer weiter. Es war das Zimmer, das ich bewohnt hatte, bis Bert gnädig einem Wechsel zugestimmt hatte. Ich schloss Zimmer 24 auf, ging hinein und machte die

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