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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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anrichten, als das Wasser in unseren Swimmingpools überschwappen zu lassen.
    Die Straße führte in sanfter Neigung ins Tal hinab und kreuzte nach gut zehn Kilometern den Highway 101. Gegen halb elf nahm ich die Ausfahrt nach Floral Beach und fuhr in westlicher Richtung durch eine liebliche grüne Hügellandschaft dem Meer entgegen. Ich konnte den Pazifik riechen, lange bevor ich ihn sah. Schreiende Möwen kündigten ihn an, und doch war ich wieder einmal überrascht vom Anblick dieser weiten, glatten blauen Fläche. Schließlich bog ich nach links auf die Hauptstraße von Floral Beach ein. Rechts lag die Küste. Schon auf eine Entfernung von drei Blocks war das Motel sichtbar, das einzige dreistöckige Gebäude an der Ocean Street. Ich stellte den Wagen auf dem Kurzzeitparkplatz vor dem Empfang ab, nahm meine Reisetasche und ging hinein.

3

    Das Empfangsbüro war klein, und die Theke versperrte den Zugang zu einem Trakt, in dem ich die Privatwohnung der Fowlers vermutete. Beim Übertreten der Schwelle hatte ich ein leises Klingelzeichen ausgelöst.
    »Komme sofort!«, rief jemand aus dem Hintergrund. Die Stimme klang nach Ann.
    Ich trat an die Theke und sah nach rechts. Durch eine geöffnete Tür erkannte ich flüchtig ein Krankenhausbett. Ich hörte Stimmengemurmel, aber niemand war zu sehen. Schließlich hörte ich gedämpft das Rauschen einer Toilettenspülung und das laute Knacken von Abflussrohren. Im nächsten Augenblick erfüllte der widerlich süßliche Geruch von Raumspray die Luft. Nichts Natürliches hat je so gerochen.
    Es vergingen mehrere Minuten. Eine Sitzgelegenheit war nirgends verfügbar, sodass ich stehen blieb, wo ich war, und mich in dem kleinen Raum umsah. Goldbrauner Teppichboden, die Wände waren mit wild gemasertem Kiefernholz verkleidet. Ein Bild mit Birken in leuchtend oranger und gelber Herbstfärbung hing über einem Couchtisch aus Ahorn, auf dem ein Stapel Prospekte über Floral Beach und Umgebung auslag. Ich blätterte die Prospekte durch und griff schließlich nach dem Werbeblatt eines Thermalhotels, der Eucalyptus Mineral Hot Springs, an dem ich auf der Herfahrt vorbeigekommen war. Der Werbetext versprach Moor- und Thermalbäder zu »vernünftigen Preisen«, was immer das heißen mochte.
    »Jean Timberlake hat nachmittags nach der Schule dort gejobbt«, sagte Ann hinter mir. Sie stand im Türrahmen, in einer blauen Hose mit weißer Seidenbluse, und machte einen gelösteren Eindruck als in Gegenwart ihres Vaters. Ihre Haare waren frisch gewaschen und fielen in weichen Wellen auf die Schultern, was den Blick von ihrem leicht fliehenden Kinn ablenkte.
    Ich legte den Prospekt zurück. »Und was hat sie dort gemacht?«
    »Ausgeholfen. Als Zimmermädchen. Für uns hat sie auch ein paar Tage pro Woche gearbeitet.«
    »Sie haben sie gut gekannt?«
    »Gut genug«, antwortete Ann. »Sie war mit Bailey befreundet, seit er zwanzig geworden war. Sie kam damals gerade in die Highschool.« In Anns rehbraune Augen trat ein abwesender Ausdruck.
    »Dann war sie wohl ein bisschen jung für ihn, oder?«
    Ann lächelte flüchtig. »Vierzehn.« Jeder weitere Kommentar wurde von einer Stimme aus dem Hintergrund abgeschnitten.
    »Ann, ist da jemand? Du wolltest doch gleich wiederkommen. Was gibt’s denn?«
    »Sie möchten sicher Mutter kennen lernen«, murmelte Ann, und ihr Ton verriet Skepsis. Sie öffnete die Klapptür in der Theke für mich.
    »Wie geht es Ihrem Vater?«
    »Nicht gut. Gestern war ein harter Tag für ihn. Heute Morgen ist er ein paar Stunden aufgewesen, aber er wird schnell müde. Ich habe ihm geraten, sich wieder hinzulegen.«
    »Sie haben wirklich alle Hände voll zu tun.«
    Ann warf mir einen gequälten Blick zu. »Ich musste Urlaub nehmen.«
    »Was machen Sie denn normalerweise?«
    »Ich bin Psychologin an der Highschool. Aber wer weiß, wann ich an meinen Arbeitsplatz zurückkehren kann.«
    Ich ließ sie ins Wohnzimmer vorausgehen, wo Mrs. Fowler mittlerweile von vielen Kissen gestützt aufrecht in ihrem Krankenhausbett saß. Sie war eine grauhaarige korpulente Frau, deren dunkle Augen hinter dicken Brillengläsern in plumpem Plastikgestell unnatürlich groß wirkten. Sie trug ein weißes Krankenhaushemd, das im Rücken geschlossen wurde. Der Halsausschnitt war einfach und ließ die Aufschrift »San Luis Obispo Country Hospital« in Blockschrift erkennen. Ich fand es seltsam, dass sie diesen Aufzug einem eigenen Nachthemd mit Bettjäckchen vorzog. Möglicherweise benutzte sie ihre

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