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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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seit Tagen tot. Vermutlich hat man sie Mittwochnacht umgebracht. Wenn ich sie gerade getötet hätte, würde sie noch bluten...« Ich hasse es, wenn die Leute nicht mal das Fundamentalste begreifen.
    Elva blickte unruhig umher und trat nervös von einem Bein aufs andere. Dr. Dunne hatte sie als Paranoikerin bezeichnet. Die Frage war nur, was das bedeutete. Eigentlich hatte ich angenommen, dass solche Leute heutzutage mit Thorazin ruhig gestellt würden. Und die Frau war groß, der breitschultrige nordische Typ. Außerdem hatte ich bereits erlebt, wie unberechenbar sie reagierte. Wenn sie mich schon mit einem Tennisschläger beinahe erschlagen hatte, was würde sie erst mit einer Schusswaffe anrichten? Von unten näherten sich im Zickzack zwei Polizisten mit Taschenlampen. Es sah nicht gut aus für mich.
    Ich sah bedeutungsvoll an Elvas Hosenbeinen hinab. »Oje! Erschrecken Sie nicht! Aber da krabbelt eine ziemlich große Spinne an Ihrem Bein.«
    Elva konnte nicht anders, sie musste nachsehen.
    Ich holte aus und trat ihr die Waffe aus der Hand; sie verschwand in hohem Bogen mit einem doppelten Salto in der Dunkelheit. Dann rannte ich geduckt auf Elva zu und rammte ihr meinen Kopf in den Magen. Sie schrie auf, stolperte rückwärts und stürzte den Hang hinunter.
    Einer der Polizisten war offenbar bereits auf halber Höhe. Ich lief, was ich konnte. Ohne zu wissen wohin, wollte ich nur möglichst schnell weg. Zwischen den Bäumen hindurch kletterte ich in Richtung Brandschutzschneise, weil ich glaubte, dort eine Weile ungehindert weiterlaufen zu können. Die Schneise war von Unterholz überwuchert und wurde von Shanas Plymouth blockiert. Selbst wenn die Polizei es schaffen sollte, mit einem Streifenwagen so weit vorzudringen, würden sie an dieser Stelle nicht weiterkommen. Ich konnte nicht feststellen, ob mir jemand folgte; dazu machte ich selbst viel zu viel Krach. Aber sicher war es klüger anzunehmen, dass sie mir dicht auf den Fersen waren. Ich rannte schneller und stolperte über einen Baumstamm, der quer über dem Weg lag.
    Schließlich führte die Schneise steil bergan und endete ohne Vorwarnung an einem Gatter in einem Drahtzaun, der am Hang entlanglief. Ich stützte die Hände auf den Gatterpfosten, versuchte mit einer Flanke darüberzuspringen, blieb mit dem Fuß an der Drahtkante hängen und landete unsanft auf der anderen Seite. Ich unterdrückte ein Stöhnen und sprang sofort wieder auf die Beine. Beim Fallen hatte ich mir die Davis in die Rippen gerammt. Und das tat verdammt weh.
    Weiter, immer bergan. Die Steigung flachte ab und endete in einer wild wuchernden Wiese mit Buscheichen. Wir hatten zwar nicht Vollmond, aber der Mond schien hell genug, um das Gelände zu beleuchten. Ich musste noch gut vierhundert Meter von der Straße entfernt sein in einem für Fahrzeuge unzugänglichen Areal. Was ich dringend brauchte, war eine Verschnaufpause. Ich warf einen Blick zurück. Hinter mir war niemand zu sehen. Ich wurde langsamer und trabte im Joggingtempo weiter und suchte das Gras nach einer günstigen Kuhle ab.
    Völlig außer Atem ließ ich mich fallen und wischte mir mit dem Ärmel des Rollkragenpullovers den Schweiß von der Stirn. Irgendein geflügeltes Wesen segelte auf mich zu und entfernte sich flügelschlagend wieder. Vielleicht hatte es mich irrtümlich für etwas Essbares gehalten. Ich hasse Natur. Wirklich. Natur, das sind Äste und Wurzeln, über die man fallen kann, Löcher, in die man ahnungslos hineinstolpert, das ist Schmutz, das sind beißende, stechende Tiere und zahllose andere Gemeinheiten. Ich stehe mit dieser Einstellung übrigens nicht allein. Seit Jahrtausenden baut der Mensch Städte, um der Natur zu entkommen. Mittlerweile sind wir auf dem Weg zum Mond und anderen Planeten, wo man noch einen Stein hochheben kann, ohne gleich von irgendeinem Tier erschreckt zu werden. Je schneller wir dorthin kommen, desto besser, finde ich.
    Es war Zeit, mich wieder auf den Weg zu machen. Ich stand auf, fiel in mein normales Joggingtempo und wünschte, ich hätte einen genauen Plan gehabt. Ins Motel konnte ich nicht zurück — in spätestens zehn Minuten würde die Polizei dort auftauchen — , aber was sollte ich ohne Autoschlüssel und Geld anfangen? Vielleicht wäre es vernünftiger gewesen, mit Elva zusammen auf die Polizei zu warten und mich auf mein Glück im Umgang mit den Männern des Gesetzes zu verlassen. Jetzt war ich auf der Flucht, und das passte mir gar nicht.
    Ich sah die tote Shana

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