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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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wieder vor mir. Vermutlich war sie erschlagen und dann in die Pumpkammer des Pools geschoben worden; vielleicht hatte der Mörder vorgehabt, die Leiche später verschwinden zu lassen, überlegte ich. Vielleicht war das der Grund gewesen, weshalb sich Elva im Dunkeln dort oben rumgetrieben hatte. Ich wusste nicht, ob ich Elva die Sache mit dem Anruf glauben sollte. Hatte sie Shana Timberlake umgebracht? Und vielleicht auch ihre Tochter siebzehn Jahre zuvor? Aber weshalb der große Zeitabstand? Und warum Ori Fowler? Wenn Elva die Mörderin sein sollte, ergab Oris Tod überhaupt keinen Sinn. Oder wollte der Anrufer mich in eine Falle locken? Die einzigen, die wussten, wo ich war, waren meines Erachtens Jack Clemson und Bert.
    Ich blieb stehen. Das Gelände vor mir führte wieder steil bergab. Ich spähte angestrengt in die Dunkelheit. Am Fuß des Abhangs erkannte ich das graue Asphaltband einer Straße. Ich hatte zwar keine Ahnung, wohin diese Straße führte, doch wenn die Polizisten schlau waren, hatten sie Verstärkung angefordert, und die Streifenwagen mussten jeden Augenblick hier vorbeikommen, um mir den Weg abzuschneiden. Ich kletterte so schnell wie möglich den steinigen Hang hinunter, halb laufend, halb auf dem Hinterteil rutschend und kleine Lawinen aus Erde und Steinen lostretend. Gerade als ich die letzten Meter über das lockere Erdreich hinunterschlidderte, hörte ich das Heulen von Polizeisirenen näher kommen. Mein Atem ging keuchend vor Anstrengung, doch ich gönnte mir keine Pause. Ich rannte geduckt über die Straße und hatte die gegenüberliegende Seite gerade erreicht, als der erste schwarz-weiße Streifenwagen an der gut sechshundert Meter entfernten Kurve auftauchte.
    Ich sprang mit einem Satz ins Gebüsch, warf mich zu Boden und kroch auf dem Bauch weiter durchs hohe Gras. Sobald ich den schützenden Baumgürtel erreicht hatte, blieb ich liegen. Jetzt galt es erst, die Orientierung wieder zu gewinnen. Gegen die aufziehende Nebelbank erkannte ich den reflektierenden Schein der Straßenbeleuchtung auf der Ocean Street. Floral Beach war nicht weit. Mein Pech war nur, dass zwischen mir und der Stadt das bewachte Gelände der Ölraffinerie lag. Ich schätzte den gut zwei Meter hohen Maschendrahtzaun ab. Die Oberkante war noch zusätzlich mit Stacheldraht gesichert. Da gab es kein Durchkommen. Hinter dem Zaun ragten die monströsen pastellfarbenen Öltanks wie überdimensionale Geburtstagskuchen in den Nachthimmel.
    Ich war noch so nahe an der Straße, dass ich die quäkenden Geräusche aus den Funkgeräten der Streifenwagen hören konnte, die mittlerweile auf der Bankette parkten. Lichtkegel glitten über den Abhang. Ich hoffte inständig, dass die Bullen keine Hunde mitgebracht hatten. Das hätte mir gerade noch gefehlt. Ich kroch bis zum Zaun und setzte meinen Weg dicht am Zaun entlang fort. Er diente mir im Dunkeln nicht nur als Orientierungshilfe, sondern auch als Halt. Immer mehr Warnschilder tauchten auf. Auf dem Gelände galten strenge Sicherheitsvorschriften, und ich hatte nicht einmal einen Schutzhelm. Ich war völlig außer Atem und schweißgebadet, meine Hände waren zerschunden, und meine Nase lief. Der Geruch des Meeres wurde stärker. Das war mein Trost.
    Plötzlich machte der Zaun eine scharfe Biegung nach links, und vor mir öffnete sich ein Trampelpfad, von Abfall übersät. Vielleicht ein Pfad, der von Liebespaaren benutzt wurde. Ich wagte nicht, meine Taschenlampe anzuknipsen. Zwar befand ich mich noch immer oberhalb von Floral Beach, aber ich näherte mich der Stadt. Nach weniger als vierhundert Metern mündete der Trampelpfad in die Kehre einer Sackgasse. Und dann wusste ich zum Glück, wo ich war: direkt über dem Steilhang hinter dem alten Wohngebäude der Timberlakes. Ich brauchte nur die wacklige Holztreppe bis zur Haustür von Jeans alter Wohnung hinunterzusteigen und mich zu verstecken. Rechts lag das große Haus aus Holz und Glas, wo ich vorhin geklingelt hatte. Drinnen brannte Licht.
    Ich ging an der hüfthohen Hecke des Grundstücks entlang. Hinter dem Küchenfenster stand der Bewohner und schien mich geradewegs anzusehen. Ich ließ mich automatisch fallen. Dann wurde mir klar, dass der Mann an der Spüle stehen musste und in der reflektierenden Scheibe nicht mich, sondern sein Spiegelbild sah. Vorsichtig richtete ich mich wieder auf und schaute genauer hin. Es war Dwight Shales.
    Ich überlegte. Konnte ich ihm vertrauen? War ich hier oben bei ihm sicherer als in dem

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