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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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weißen Gipsvoluten und Pflanzenornamenten verzierten Bogen erstreckte. Der Mann hinter dem marmornen Tresen stützte sich auf den Ellbogen nach vorn und war offenkundig an meinen Absichten interessiert. Das hier erschien mir zwar wie ein weiterer vergeblicher Versuch, aber es war offen gestanden das einzige, was mir momentan einfiel.
    »Ich hätte gern den Geschäftsführer gesprochen. Ist er da?« »Das bin wohl ich. Mein Name ist Dave Estes. Und Sie heißen?« »Kinsey Millhone.« Ich holte eine Visitenkarte heraus und reichte sie ihm hinüber.
    Er las sie, indem er jedem Wort die gleiche ernsthafte Aufmerksamkeit widmete. Er war Mitte Dreißig, ein fröhlich aussehender Typ mit offenem Gesichtsausdruck, Brille, schiefem Lächeln, leichtem Überbiß und einem Haaransatz, der sich so weit zurückgezogen hatte, dass eine lange, abschüssige Stirn zum Vorschein kam, die aussah wie ein leerer Küstenabschnitt bei Ebbe. Was er noch an Haar hatte, war mittelbraun und kurz geschnitten. Er trug einen braunen Overall mit vielen Reißverschlußtaschen wie ein Automechaniker. Die Ärmel waren aufgerollt und brachten muskulöse Unterarme zum Vorschein.
    »Womit kann ich Ihnen helfen?«
    Ich legte das Foto von Tom Newquist vor ihm auf den Tresen. »Ich wüßte gern, ob Sie diesen Mann schon einmal gesehen haben. Er ist Fahnder im Sheriffbüro von Nota Lake. Er heißt Tom...«
    »Moment, Moment, Moment«, fiel er mir ins Wort. Er hielt eine Hand in die Höhe, um mich zum Schweigen zu bringen, und machte dann ein Gesicht, als müsse er gleich niesen. Er schloß die Augen, zog die Nase kraus und öffnete keuchend den Mund. Seine Miene hellte sich wieder auf, und er zeigte auf mich. »Newquist. Tom Newquist.«
    Ich war verblüfft. »Das stimmt. Kennen Sie ihn?« »Ach nein, kennen tu' ich ihn nicht, aber er war hier.« »Wann war das?« »Also, ich würde sagen, im Juni letzten Jahres. Vermutlich in der ersten Woche. Ich würde sagen, am fünften, wenn ich raten muß.« Die Bestätigung traf mich derart unvorbereitet, dass mir nicht einfiel, was ich als nächstes fragen sollte.
    Estes sah mich an. »Ist ihm etwas zugestoßen?«
    »Er ist vor ein paar Wochen an einem Herzinfarkt gestorben.«
    »He, so ein Jammer. Tut mir leid, das zu hören. So alt kam er mir gar nicht vor.«
    »War er auch nicht, aber ich glaube, er hat nicht besonders gut auf sich aufgepaßt. Können Sie mir sagen, was ihn hierhergeführt hat?«
    »Na klar. Er hat nach einem Kerl gesucht, der gerade aus dem Gefängnis entlassen worden war. Irgendwie kommen eine Menge Typen in dieser Situation hierher. Fragen Sie mich nicht, warum. Wo wir doch ein so nobles Haus sind. Anscheinend hat sich herumgesprochen, dass wir günstige Preise und saubere Zimmer haben und wenig Sperenzchen dulden.«
    »Erinnern Sie sich noch an den Namen des Mannes, den er gesucht hat?«
    »Der ist aus anderen Gründen leicht zu merken, aber ich stelle mich trotzdem gern auf die Probe. Warten Sie kurz.« Er spulte das gleiche Programm noch einmal ab und verzog das ganze Gesicht, um zu demonstrieren, wie angestrengt er nachdachte. Dann hielt er inne. »Sie fragen sich wahrscheinlich, wie ich das mache. Ich habe einen Kurs für Mnemotechnik besucht, das ist die Kunst, sein Gedächtnis zu verbessern. Ich bin viel allein, vor allem wenn ich Nachtdienst habe. Der Trick dabei ist, auf Eselsbrücken zu kommen, wissen Sie - Gedächtnisstützen und Assoziationen -, die einem helfen, etwas im Gedächtnis zu verankern.«
    »Sagenhaft. Ich bin beeindruckt.«
    »Dass ich mich an den zeitlichen Rahmen für den Besuch Ihres Newquist erinnere, liegt daran, dass ich ziemlich genau zu der Zeit, als er kam, meinen Kurs angefangen habe. Er war mein erster Übungsfall. Der Name Newquist?
    Kein Problem. New, weil er ein neues Gesicht für mich war, verstehen Sie?
    Und Quist wie in Quiz.
      Ein neues Gesicht kommt rein und stellt mir Fragen, also Newquist.«
    »Nicht schlecht«, sagte ich. »Und was ist mit seinem Vornamen?«
    Estes lächelte. »Den haben Sie mir verraten. Ich hatte ihn vergessen.«
    »Und der andere Mann? Der, nach dem er sich erkundigt hat?«
    »Was habe ich mir für den einfallen lassen? Mal sehen. Es hatte etwas mit Zahnärzten zu tun. Ach ja. Sein Familienname war Toth. Das ist wie tooth mit einem fehlenden O. Das war klasse, weil dem Kerl nämlich ein Zahn fehlte, also hat alles zusammengepaßt. Mit Vornamen hieß er Alfie. Zahnärzte hängen mit Hausärzten zusammen. Und beim Hausarzt sagt

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