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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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tatsächlich hierher schaffte. Zu der Zeit war Toth bereits aus der Haft entlassen worden und verschwunden.«
    »Tom hat also nie mit ihm gesprochen?«
      »Nicht dass ich wüßte. Es stellte sich heraus, dass der Leichnam, der dieses Jahr im Januar gefunden wurde, Toth war. Sowie er identifiziert war, rief ich Tom an. Der Tathergang war bei Ritter und Toth der gleiche, und das bereitete uns Kopfzerbrechen. Die beiden Todesfälle mußten etwas miteinander zu tun haben, aber es war schwer zu ermitteln, was dahinterstecken könnte.«
    »Soweit ich gehört habe, lagen die beiden Morde fünf Jahre auseinander. Haben Sie dafür eine Erklärung?«
    Ich sah, wie sie die Mundwinkel nach unten verzog und den Kopf hin und her wiegte, um ihre Unentschlossenheit auszudrücken. »Das war der Punkt, an dem Tom und ich uns nicht ganz einig waren. Es hätte ein abgekartetes Spiel sein können... wissen Sie, ein Banküberfall oder ein Einbruch, bei dem Ritter und sein Kumpan einen Komplizen übers Ohr gehauen haben. Der Typ spürt die beiden auf und bringt Ritter auf der Stelle um. Dann braucht er noch fünf Jahre, um dessen Freund Toth zu finden.« »Was war Toms Theorie?«
    »Tja, er dachte, Toth könnte Zeuge bei dem Mord an Ritter gewesen sein. In den Bergen passiert irgend etwas, und Pinkie Ritter kommt ums Leben. Toth kann fliehen, aber am Schluß findet ihn der Mörder doch.«
    »Oder vielleicht hat Alfred Toth Ritter ermordet, und ein Dritter kam hinzu und hat Ritter gerächt.«
    Sie lächelte kurz: »Ehrlich gesagt habe ich diese Theorie auch aufgestellt, aber Tom war fest davon überzeugt, dass der Täter in beiden Fällen derselbe war.«
    Ich dachte an Dr. Yees Ansicht, die mit der Toms übereinstimmte. »Es würde mir weiterhelfen, wenn ich wüßte, wie ich mich mit Ritters Familie in Verbindung setzen kann.«
    »Ich kann Ihnen die Telefonnummer geben. Ich habe sie zwar nicht bei mir, aber ich kann Sie nachher anrufen, wenn Sie möchten.«
    »Das wäre wunderbar. Eines noch: Ich weiß, dass es mich nichts angeht, aber waren Sie in Tom verliebt? Das höre ich nämlich zwischen den Zeilen heraus.«
     Ihre Körpersprache wandelte sich, und ich sah ihr an, dass sie mit sich selbst darum rang, wieviel sie preisgeben sollte. »Tom war treu wie ein Hund, seiner Frau völlig ergeben, und das hat er mir auch gleich zu Anfang gesagt. Ist es nicht immer so? Sämtliche guten Männer sind verheiratet.«
    »So heißt es.«
    »Aber ich sage Ihnen eines: Zwischen uns hat es wirklich gefunkt. Da habe ich zum ersten Mal den Begriff >Seelenverwandtschaft< verstanden. Wissen Sie, was ich meine? Wir waren Seelenverwandte. Ohne Witz. Es war, als fände ich mich selbst in einer anderen Hülle - mein geistiges Gegenstück -, und das war ein geradezu berauschendes Gefühl. Wir konnten mit fünf- oder sechshundert Leuten zusammen in einem Raum sein, und ich wußte immer, wo er war. Es war, als erstreckten sich Fangarme quer durch den Saal. Ich mußte nicht einmal nach ihm Ausschau halten, so stark war die Verbundenheit. Es gab nichts, das ich nicht zu ihm sagen konnte. Und lachen? Mein Gott, was haben wir gelacht!«
    »Sind Sie mit ihm ins Bett gegangen?« fragte ich beiläufig.
    Colleens Wangen röteten sich. »Nein, aber ich hätte es getan. Herrgott, ich war so verrückt nach ihm, dass ich das Thema selbst angeschnitten habe. Ich war schamlos. Ich war scharf auf ihn. Ich hätte ihn unter jeder Bedingung genommen - nur um einmal mit ihm zusammenzusein.« Sie schüttelte den Kopf. »Er war nicht dazu bereit. Und wissen Sie, warum? Er war redlich. Anständig. Können Sie sich vorstellen, wie bitter so etwas heutzutage wirkt?
    Tom war ein ehrenwerter Mann. Er hat ein Treueversprechen abgelegt, und das hat er ernst genommen. Das war eine der Eigenschaften, die ich an ihm am meisten bewundert habe.«
    »Vielleicht ist es besser so. Er hätte kein Talent fürs Betrügen gehabt, selbst wenn er bereit gewesen wäre, es zu versuchen.«
    »Das habe ich mir auch gesagt.«
    »Er fehlt Ihnen also«, sagte ich. »Ich habe jeden Tag geweint, seit ich von seinem Tod erfahren habe. Ich hatte nicht einmal Gelegenheit, mich von ihm zu verabschieden.«
     »Das muß hart sein.« »Schrecklich. Es ist einfach schrecklich. Er fehlt mir mehr, als mir meine eigene Mutter nach ihrem Tod gefehlt hat. Wenn ich mit ihm geschlafen hätte, hätte ich mich wohl umbringen müssen oder so was. Womöglich wären Verlust und Schmerz dann absolut unerträglich

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