Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer
Registrierung der Pistole geklärt war.«
Aldo schnaubte. »Hinterhältiges Schwein.«
Claas rieb die Hände gegeneinander und streckte die Arme vor sich aus, die Finger verflochten und die Handflächen nach außen gedreht, bis ich seine Knöchel knacken hörte. »Tja, Mädels und Jungs, das sind wirklich hübsche Gutenachtgeschichten. Jammerschade, dass nichts davon vor Gericht standhalten kann.«
»O doch. Damit wären wir beim nächsten Schritt«, erklärte Aldo wie auf ein Stichwort hin. »Soll ich ihr von unserem Plan erzählen?«
»Sie wissen doch, dass ich das nicht mag«, sagte ich. »Es klingt wie vorher abgesprochen.«
»Genau«, bestätigte Claas. »Also, wir haben uns Folgendes ausgedacht: Vergessen Sie Vietnam. Wir werden ihn nie für den Mord an Duncan Oaks kriegen. Keine Waffen, keine Zeugen...«
»Quintero bringt auch nichts«, warf Aldo ein. »Ich meine, selbst wenn wir Bethels Beteiligung beweisen können, könnten wir äußerstenfalls auf eine Anklage wegen Totschlags hoffen, und das bringt’s einfach nicht.«
»Womit wir bei Mickey wären«, sagte ich.
»Und bei Ihnen«, erklärte Claas. Er fasste in seine Aktentasche und nahm den Kassettenrecorder heraus. Er hielt ihn so, dass ich ihn sehen konnte.
»Ich wusste, dass er da drin war«, sagte ich.
»Aber wussten Sie auch, wie wunderbar er funktioniert?« Er drückte die Rückspultaste und spielte dann eine klare, makellose Aufnahme des Gesprächs ab, das wir soeben geführt hatten. »Wir hatten uns gedacht, Sie könnten sich den in die Tasche stecken, zu Bethel marschieren und uns weiterhelfen.«
»Sie haben keine Abhörgenehmigung?«
»Nein, haben wir nicht.«
»Ist das nicht illegal? Ich dachte, man bräuchte eine richterliche Verfügung. Wo ist denn die Vierte Verfassungsergänzung geblieben?« Das von Kinsey Millhone, der Hüterin von Recht und Gesetz.
»Was Sie machen würden, wäre eine so genannte einverständliche Aufzeichnung. Informanten und verdeckte Ermittler tun das andauernd. Solange Sie nur Bemerkungen aufzeichnen, die jemand Ihnen gegenüber macht, hat das Gericht keine Einwände. Im schlimmsten Fall — vorausgesetzt, Ihre Ausbeute ist deftig — benutzen Sie das Band, um Ihre eigenen Erinnerungen aufzufrischen, wenn Sie vor Gericht aussagen.«
»Jetzt soll ich also vor Gericht aussagen?«
»Wenn Mickey stirbt, tun Sie das natürlich. Klar?«
Ich merkte, wie meine Aufmerksamkeit von Aldo zu Claas wanderte, der sagte: »Sehen Sie’s doch mal so: Wir schustern hier einen Tatbestand zusammen. Irgendwas müssen wir dem Staatsanwalt doch auch zu bieten haben.«
Aldo beugte sich vor. »Dafür werden wir schließlich bezahlt, dass wir diesen Scheißkerl beim Arsch kriegen, wenn Sie meine Ausdrucksweise entschuldigen wollen.«
»Und Sie meinen, Mark kapiert nicht, was ich vorhabe? Dumm ist er nämlich nicht«, wandte ich ein.
»Er ist Mickeys Anwalt. Sie kommen mit einem Scheißhaufen Informationen aus Kentucky zurück und informieren ihn darüber. Wie könnte er da widerstehen? Er will wissen, was Sie wissen, damit er abschätzen kann, wie tief er in der Scheiße steckt. Wenn er natürlich merkt, dass Sie ihm auf die Schliche gekommen sind, wird er als Nächstes Sie abknallen wollen.«
»Danke. Das beruhigt mich. Jetzt fühle ich mich erst richtig gut dabei.«
»Ach, kommen Sie. Das ist doch völlig harmlos. Er macht es garantiert nicht in seinem eigenen Wohnzimmer.«
Aldo ging ans Telefon und hielt den Hörer in den Raum. »Rufen Sie ihn an.«
»Jetzt gleich?«
»Klar. Warum nicht? Sagen Sie ihm, Sie hätten etwas, das Sie mit ihm besprechen müssen.«
»Okay«, sagte ich vorsichtig. »Und was dann?«
»Den Teil haben wir noch nicht ausgearbeitet.«
26
Das Anwesen der Bethels lag am Ortsrand von Montebello, hoch auf einem steilen Felsen mit Blick auf den Pazifik. Ich hatte mit Laddie telefoniert, und sie hatte mir den Weg zu ihrem Haus in der Savanna Lane erklärt. Mark war nicht da, aber sie sagte, er werde bald kommen. Es beunruhigte mich, dass sie nicht das geringste Erstaunen gezeigt oder Neugier über den Grund für mein Kommen geäußert hatte. Ich hatte die Reise nach Louisville erwähnt und gesagt, dass ich etwas zu besprechen hätte, am liebsten mit allen beiden, obwohl ich auch froh darüber wäre, erst mit ihr allein zu reden. Falls ein solches Gespräch ihr Unbehagen bereitete, so ließ sie es sich zumindest nicht anmerken.
Um Punkt sieben Uhr hielt ich vor dem Tor. Claas und Aldo waren mir
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