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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
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bin’s, Kinsey. Können Sie mich hören?«
    Sie murmelte etwas, das ich nicht verstand.
    »Medora, haben Sie etwas gegen die Schmerzen genommen? Setzen Sie sich mal auf, ja?« Ich schob ihr einen Arm unter den Kopf und versuchte sie in Sitzposition zu hieven. »Ich ziehe Sie hoch, aber Sie müssen mithelfen.«
    Irgendwie riss sie sich zusammen und stützte sich auf einen Ellbogen, was es mir möglich machte, sie aufzurichten. Ihr Blick traf meinen mit einem Ausdruck der Verwirrung. »Was ist denn los?«
    »Ich weiß es nicht, Medora. Sagen Sie’s mir. Jetzt stehen Sie mal auf und gehen Sie ein Stück. Können Sie das?«
    »Wozu denn? Mir fehlt nichts. Ich will kein Stück gehen.«
    »Gut, dann bleiben Sie eben sitzen und plaudern mit mir. Ich will nicht, dass Sie wieder einschlafen. Haben Sie etwas genommen?«
    »Hab ein Nickerchen gemacht.«
    »Ich weiß, dass Sie ein Nickerchen gemacht haben, aber beide Türen standen weit offen, und ich war besorgt um Sie. Haben Sie irgendwelche Pillen genommen?«
    »Vorhin.«
    »Wie viele? Zeigen Sie mir, was Sie genommen haben – war es das?«
    »Und die anderen.«
    Ich las die Etiketten auf den Fläschchen: Valium, Tylenol mit Codein, Percocet, Xanax. »Das ist aber keine gute Idee. Sie sollen die nicht alle zugleich nehmen, und erst recht nicht, wenn Sie etwas getrunken haben. Das ist nicht sicher. Geht’s Ihnen gut?«
    »Dr. Belker hat mir die verschrieben.«
    »Aber Sie sollen sie nicht nehmen, wenn Sie trinken. Hat er Ihnen das nicht erklärt?«
    »Dann könnte ich sie ja überhaupt nicht nehmen. Ich trinke jeden Tag.« Sie schmunzelte über meine Begriffsstutzigkeit, nachdem sie diesen Punkt geklärt hatte.
    Auf diese Art machten wir weiter. Medora antwortete mit kurzen Aussagesätzen auf meinen Strom von Fragen. Auch wenn es nicht direkt ein anregendes Gespräch war, erfüllte es doch seinen Zweck, nämlich ihren Kontakt zur Wirklichkeit aufrechtzuerhalten. Als Justine fünfzehn Minuten später auftauchte, war Medora schon wacher und kontrollierter.
    Justine streifte ihre Jacke ab und warf sie über eine Stuhllehne. »Tut mir Leid, dass es so lang gedauert hat, aber ich habe auf Cornell gewartet. Zum Schluss habe ich dann die Nachbarin angerufen, und sie ist rübergekommen, um auf die Mädchen aufzupassen.«
    Medora sah Justine mit einem Ausdruck von Demut und Verlegenheit an. »Ich habe nicht gesagt, dass sie dich anrufen soll. Das würde ich nie tun.«
    Justine setzte sich neben ihre Mutter und nahm deren Hand. »Wie oft haben wir das jetzt schon durchexerziert, Mutter? Du kannst nicht ewig so weitermachen. Ich habe mein eigenes Leben.«
    »Ich habe nur einen Drink gehabt und eine Schmerztablette genommen.«
    »Ja, sicher. Wie viele?«
    »Wie üblich.«
    »Vergiss es. Spar’s dir einfach. Wozu verschwende ich meinen Atem? Fühlst du dich wohl?«
    »Bestens. Du hättest nicht rüberkommen brauchen und die Mädchen allein lassen müssen.«
    »Sie sagt, die Türen hätten weit offen gestanden. Was sollte das?«
    »Ich habe sie zugemacht. Ehrlich. Ich habe an das gedacht, was du gesagt hast.«
    »Wir bringen dich jetzt ins Bett. Wir können ja später darüber reden, wenn du wieder bei dir bist.«
    »Ich bin doch bei mir«, erwiderte sie mit trüben Augen, als ihr Justine aufhalf. Medora war ein bisschen wacklig auf den Beinen.
    »Brauchen Sie Hilfe?«
    Justine schüttelte den Kopf und konzentrierte sich darauf, ihre Mutter um den scharfkantigen Couchtisch herum, durchs Zimmer und in den kurzen Flur zu manövrieren, der zu ihrem Schlafzimmer führte. Ich hörte die beiden murmeln. Medora gab Entschuldigungen von sich, während Justine sich damit beschäftigte, sie ins Bett zu bugsieren.
    Fünf Minuten später kehrte Justine zurück und rieb sich nachdenklich die Arme. »Es wird immer schlimmer mit ihr. Ich weiß nicht mehr, was ich mit ihr machen soll. Meine Güte, hier drinnen ist es ja eiskalt.«
    »Schon wärmer als vorher.«
    Sie trat an den Thermostat. »Er ist aus. Was treibt sie da eigentlich – will sie etwa Heizkosten sparen? Kein Wunder, dass sie krank wird. Vor zwei Monaten hatte sie eine Lungenentzündung.« Sie stellte den Regler ein, und binnen Sekunden hörte man, wie der Heizkessel anging.
    Mit einem ärgerlichen Seufzen setzte sie sich aufs Sofa. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft ich schon mit ihr darüber gesprochen habe. Sie bringt den Müll raus oder holt die Zeitung aus der Einfahrt, und dann sperrt sie sich entweder selbst aus oder

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