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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
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eingesalzen waren wie kleine Kabeljaufilets, im Wagen schlafen legen. Bei Dolan und Stacey löste der Anblick der aufgereihten Camping-Fahrzeuge die Erinnerung an einen weiteren ungelösten Mordfall aus – zwei Teenager, die an einem abgelegenen Strandstück erschossen worden waren. Danach vertrieben sie sich die Zeit damit, auf verschiedene Stellen hinzuweisen, wo frühere Mordopfer abgelegt worden waren. Im Bezirk Santa Teresa gab es eine ganze Reihe solcher Stellen.
    Ein paar Kilometer hinter Gull Cove nahm Dolan die Ausfahrt und fuhr in westlicher Richtung auf dem California 1 weiter. Ich merkte, wie mich die vorbeiziehende Landschaft schläfrig machte. Hier wogten die Hügel dahin, getupft mit zerzausten Ansammlungen der dunkelgrünen Eichen, die sich übers Land zogen. Der Himmel war blassblau und nur von zartesten Wolken marmoriert. Die Luft roch nach den heißen, mit Butterblumen gesprenkelten und von der Sonne ausgetrockneten Weiden, auf denen gelegentlich Rinder grasten. Die zweispurige Straße wand sich nach Nordwesten. Von Zeit zu Zeit führte sie durch unregelmäßige, hoch aufragende Felsengründe. Auf einem dieser Streckenabschnitte war vor zweiunddreißig Jahren ein riesiges Felsstück den Abhang herunter gedonnert, als wir gerade vorbeifuhren, und hatte die Windschutzscheibe des Autos meiner Eltern zertrümmert. Ich saß hinten, spielte mit meiner papierenen Puppe und sah erbost drein, weil ich ihr gerade das linke Pappbein am Knöchel abgeknickt hatte. Die unbezwingbare Wut einer Fünfjährigen wallte in mir auf, weil ihr Fuß jetzt ganz krumm und lahm aussah. Ich wollte gerade zu heulen anfangen, als einer der beiden Erwachsenen entsetzt aufschrie. Vielleicht war das herabstürzende Felsstück auf seinem Weg nach unten kurz zu sehen gewesen, als es in einem rasanten Strom aus kleineren Steinen und Erdreich nach unten kullerte. Die Zeit reichte nicht, um zu reagieren. Die Wucht des Felsstücks durchschlug die Windschutzscheibe, zertrümmerte meinem Vater Schädel und Brustkorb und tötete ihn auf der Stelle. Das Auto brach nach rechts aus, schlitterte außer Kontrolle dahin und krachte gegen die felsige Anhöhe.
    Der Aufprall schleuderte mich nach vorn und quetschte mich gegen den Fahrersitz. In diesem engen Käfig aus zerdrücktem Metall leistete ich meiner Mutter in den letzten, langen Momenten ihres Lebens Gesellschaft. Heute weiß ich, was für ein Gefühl es aus ihrer Perspektive gewesen sein muss. Sie war so schwer verletzt, dass sie außerstande war, sich ohne höllische Schmerzen zu bewegen. Sie konnte mich wimmern hören, doch es war ihr unmöglich, herauszufinden, wie schwer ich verletzt war. Sie sah, dass ihr Mann tot war, und wusste, dass sie ihrerseits nicht weit davon entfernt war. Sie weinte und schluchzte vor Trauer. Nach einer Weile verstummte sie, und ich weiß noch, dass ich das für ein gutes Zeichen hielt, da ich nicht wusste, dass sie ihren Körper verlassen hatte und davongeschwebt war.
    Dolan machte einen Schlenker, um einem Backenhörnchen auszuweichen, das direkt vor uns über die Fahrbahn gehuscht war. Instinktiv streckte ich eine Hand aus, um mich abzufangen, und sah dann wieder auf die Straße, während ich meine Gefühle mit der Geschicklichkeit eines Vivisektionisten abspaltete. Das ist ein Trick von mir, der vermutlich auf diese frühen Jahre zurückgeht. Ich versuchte, mich wieder auf die Unterhaltung zu konzentrieren, nachdem ich zu spät bemerkt hatte, dass ich angesprochen war.
    Dolan fragte: »Hören Sie uns zu?«
    »Sicher. Entschuldigung. Ich habe nur das Letzte nicht mitgekriegt.«
    »Ich war gerade bei diesem Typen, diesem Frankie Miracle, von dem wir gestern Abend geredet haben. Er ist bei einer Routine-Verkehrskontrolle bei Lompoc herausgezogen worden. Der Saftsack hatte ein kaputtes Rücklicht, und als die Kollegen das Kennzeichen überprüfen, kommt heraus, dass der Wagen als gestohlen gemeldet ist und vom Sheriffbüro Los Angeles County gesucht wird. Galloway liest ihm seine Rechte vor und wirft ihn ins Kittchen. Gleichzeitig wird der Wagen in die Polizeigarage geschleppt. Als sich Galloway hinhockt, um seinen Bericht zu schreiben, liest er die Fahndungsmeldung, in der steht, dass die rechtmäßige Besitzerin des Fahrzeugs Opfer eines Mordes geworden ist. Er geht noch mal rüber ins Gefängnis, erklärt Frankie, dass er unter Mordverdacht steht, und liest ihm erneut seine Rechte vor. Zwei Tage danach gehen Stacey und ich auf Rotwildjagd und finden das

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