Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung
noch am selben Tag gefunden, und in der Zeitung erscheint eine Beschreibung von ihr. Wenn sie von hier ist, zählt irgendjemand eins und eins zusammen und kriegt ganz schnell alles raus.«
»Was, wenn sie aus dem Ausland stammt?«, gab ich zu bedenken. »Aus England oder Spanien. Es gibt bestimmt eine Menge Länder, in denen Zahnpflege damals keinen hohen Stellenwert hatte. Außerdem könnte das erklären, warum sie nicht vermisst gemeldet worden ist.«
Dolan sagte: »Womöglich ist eine Vermisstenanzeige über Interpol gelaufen, aber nie bei uns angekommen. Es wäre eine Überprüfung wert. Vielleicht haben sie etwas in den Akten.«
»Irgendwo da drinnen steht eine Notiz über eine Frau, die behauptet, sie hätte bei Colgate eine Tramperin gesehen, auf die die Beschreibung des Mädchens passt. Das war ein paar Stunden, bevor die Angestellte aus dem Lebensmittelladen in Gull Cove am ersten August das Hippie-Mädchen gesehen hat. Vielleicht hat sie sich die Küste hochgearbeitet«, sagte Stacey.
Dolan griff nach dem schwarzen Ordner, in dem er die Zeugenaussagen bereits mit abgerissenen Zettelchen markiert hatte. Er blätterte ein paar Seiten um und las die Randnotizen durch, die er in erstaunlich kleiner Schrift verfasst hatte. »Du meinst Cloris Bargo. Sie sagt, sie habe am neunundzwanzigsten Juli um halb fünf am Nachmittag eine junge, weiße Frau, etwa einssiebenundfünfzig bis einssechzig groß, Alter sechzehn bis siebzehn, in einer marineblauen Bluse und einer geblümten Hose, mit langen blonden Haaren am Pfeiler der Fair-Isle-Überführung lehnen sehen. Bargo hat beobachtet, wie ein Fahrzeug angehalten und sie mitgenommen hat und dann auf dem Highway 101 weiter in Richtung Norden gefahren ist.«
»Das sollten wir noch mal überprüfen. Wenn die Unbekannte getrampt ist, könnten wir ihre Route zurückverfolgen und versuchen, ihren Herkunftsort herauszufinden, und vielleicht einen groben Zeitrahmen festlegen.« Stacey griff nach seiner Landkarte von Kalifornien und faltete sie auseinander, indem er das widerspenstige Blatt auf den Tisch klatschte und glatt strich. »Wenn sie aus dem Süden gekommen ist, müsste sie auf dem 405 bis zum 101 gefahren sein«, erklärte er. »Die Hauptverkehrsadern von Arizona nach Kalifornien sind der Highway 15 aus Las Vegas, Nevada, der Highway 40 aus Kingman, Arizona, der Highway 10 aus Phoenix und der Highway 8 aus Yuma. Wenn sie von irgendwo anders her gekommen ist, muss sie eine andere Route genommen haben.«
Dolan schob seinen Teller weg. »Das findest du nie raus. Sie kann von Gott weiß woher gekommen sein. Andererseits spielt sich das Ganze am neunundzwanzigsten Juli ab. Das ist derselbe Tag, an dem Frankie Miracle seine Freundin umgebracht hat und davongebraust ist. Wenn unsere Unbekannte getrampt ist, könnte er sie mitgenommen haben.«
Dabei beließen wir es und wandten uns anderen Themen zu.
Nach dem Mittagessen setzte mich Con an meinem Büro ab, wo ich die Notizen auf den Karteikarten nachtrug und dann ein paar Minuten mit digitalen Ermittlungen zubrachte, soll heißen, dass ich die Finger durchs Telefonbuch wandern ließ. Meine Aufgabe war es, die Aussagen über das Hippiemädchen zu verifizieren, das in der Zeit zwischen dem neunundzwanzigsten Juli und dem ersten August per Anhalter unterwegs gewesen war. Con wollte sich ans Telefon hängen und auskundschaften, wo sich Frankie Miracles frühere Zellengenossen aufhielten, während Stacey Frankies frühere Zusammenstöße mit dem Gesetz untersuchen wollte. Wir kamen überein, uns am selben Abend im CC’s zu treffen, um auszutauschen, was wir in Erfahrung gebracht hatten.
Ich hatte eine alte Adresse von Roxanne Faught, aber keine von Cloris Bargo. Doch das Glück war auf meiner Seite, denn es zahlte sich ausnahmsweise einmal aus, mit dem Nächstliegenden anzufangen. Ein Blick in die weißen Seiten förderte eine Bargo zutage, zwar keine Cloris, aber eine Schwester von ihr, die sich nicht einmal die Mühe machte, mich nach meinen Beweggründen zu fragen, bevor sie mir die aktuelle Telefonnummer und die Adresse in Colgate gab. Die sollte sich was schämen. Ich hätte ja auch eine Psychopathin oder eine Geldeintreiberin sein können.
Ich sah auf meinem Stadtplan nach und machte einen Kringel um mein Ziel – ein Viertel mit Mittelschichtshäusern, gleich hinter der Ausfahrt Fair Isle, wo Cloris Bargo das Mädchen gesehen hatte. Ich sperrte das Büro zu, ließ den VW an und fuhr auf der Capillo Avenue zum
Weitere Kostenlose Bücher