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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
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Vortritt ließ: Ich habe keine reguläre Ausbildung darin, wie man in Mordfällen ermittelt, auch wenn ich im Zuge meiner Berufsausübung bereits mit einigen Leichen zu tun hatte. Angesichts der Art des Mordes mutmaßten sie, dass der Täter höchstwahrscheinlich männlich war, unter anderem, weil Frauen eher vor blutigen Metzeleien aus nächster Nähe zurückschrecken. Überdies ließen die zahlreichen Stichwunden auf eine Brutalität schließen, die man im Allgemeinen eher mit Männern assoziiert.
    »Hey, heutzutage können Frauen richtige Tiere sein«, meinte Con.
    »Schon, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie eine Frau die Leiche in den Kofferraum und wieder heraus hieven soll. Siebenundfünfzig Kilo sind ein ganz schöner Brocken.«
    »Allerdings«, sagte Dolan. »Glaubst du, es war geplant?«
    »Wenn ja, sollte man annehmen, dass er sich auch überlegt hat, wie er die Leiche loswerden will. Der Typ hatte es eilig, zumindest so eilig, dass er sich nicht die Zeit genommen hat, ein Grab auszuheben.« Er machte sich auf einer Serviette Notizen, und der Stift verursachte Risse im Papier, während die Tinte verlief.
    Con öffnete das Päckchen mit seinen Essstäbchen, trennte die zwei hölzernen Hälften voneinander und rieb das eine am anderen, um eventuelle dünne Holzfädchen abzuschleifen. Er begoss sowohl sein Hühnchen als auch sein Rind mit so viel Sojasoße, dass sich ein seichter brauner See bildete, in dem die Reiskörner schwammen wie Fischlein. »Es wundert mich, dass er sich keine abgelegenere Stelle ausgesucht hat.«
    »Der Straßenabschnitt wirkt isoliert, wenn man sich nicht besser auskennt. Nirgends ein Haus in Sicht. Vermutlich hatte er keine Ahnung, dass dort der gesamte Verkehr zum und vom Steinbruch vorbeikommt.«
    »Da bin ich ganz deiner Meinung. Die von der Spurensicherung haben gesagt, dass das Kabel, mit dem er ihr die Handgelenke gefesselt hat, irgendwo abgerissen worden ist, also muss er sich geschnappt haben, was gerade greifbar war. Er hat einfach improvisiert.« Ich sah Dolan dabei zu, wie er seine Stäbchen zur Pinzette formte und ein Stück Hühnchen hochzuheben versuchte, das er aber nicht bis zum Mund brachte.
    »Die Frage ist, hatte er es speziell auf dieses Mädchen abgesehen oder hat er nur nach einem beliebigen Opfer gesucht, und sie hatte einfach Pech?«
    »Ich glaube, es war Zufall«, erwiderte Con. »Er hat es womöglich bei fünf oder sechs Mädchen probiert, bis schließlich eine Ja gesagt hat.« Nun ging er zu einer Art Schaufeltechnik über, indem er seine Stäbchen wie ein kleines Sims hielt, auf das er ein Stück Hühnchen schob. Er brachte es bis zu seiner Unterlippe. Weiter nicht. Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass wir es mit einem Serientäter zu tun haben. Die Sache sieht aus wie eine einmalige Tat.« Er versuchte es erneut, diesmal, indem er vorbaute und die Lippen ausstülpte wie ein Ameisenbär, während er seine Stäbchen hob. Er erwischte einen Streifen Orangenschale, bevor der Rest auf den Teller zurückfiel.
    Ich nahm eine Gabel vom Nebentisch und reichte sie ihm.
    Stacey malte einen Kringel auf die Serviette, die inzwischen völlig zerfetzt war. »Moment mal. Gehen wir noch ein Stückchen zurück. Vom Alter her würde ich sie eher am höheren Ende ansiedeln – sechzehn, siebzehn, achtzehn und darüber, statt bei den Zwölf-, Dreizehnjährigen. Ein so junges Mädchen wird zwangsläufig von irgendjemandem vermisst gemeldet, ganz egal, ob sie aus freien Stücken geht oder wütend davonstürmt. Als Mutter oder Vater zuckst du vielleicht die Schultern und denkst dir nicht viel dabei, aber wenn sie dann nicht nach Hause kommt, beginnst du dir Sorgen zu machen. Du telefonierst herum, erfährst, dass niemand von ihren Freunden sie gesehen hat, und dann rufst du die Polizei an. Wenn sie zwanzig ist und verschwindet, schrillen womöglich bei gar niemandem die Alarmglocken.«
    »Stimmt. Vielleicht war sie auch eine notorische Ausreißerin. Vielleicht war es nur ein weiteres Mal in einer langen Kette von Fluchten«, sinnierte ich.
    »Wenn wir schon dabei sind, wilde Vermutungen anzustellen, dann kann ich noch eine beisteuern«, ergriff Dolan wieder das Wort. »Ich glaube, sie war nicht von hier. Der Mörder hat keinerlei Verstümmelungen im Gesicht vorgenommen, also hat er sich offenbar nicht den Kopf darüber zerbrochen, dass jemand herausfinden könnte, wer sie war. Er konnte nicht wissen, wie lang sie dort liegen würde. Mal angenommen, sie wird

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