Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung
den Weg in die Halle. Draußen, vor dem Vordereingang, entdeckte ich eine Reihe von Münztelefonen, geschützt von einer Markise, die von der Tür zur Halle bis an die Rampe für die Patientenanlieferung reichte. Vor meinen Augen führte eine junge Schwesternhelferin eine frisch gebackene Mutter aus einem Rollstuhl in einen bereitstehenden Kleinbus. Zwar konnte ich das Gesicht des Babys nicht sehen, doch war das Bündel nicht viel größer als ein Laib Brot. Ich kramte in den Tiefen meiner Tasche herum und fand eine Hand voll Münzen. Lompoc hat dieselbe Vorwahl wie Santa Teresa, daher wusste ich, dass ich nicht viel Geld brauchte. Ich wählte die Nummer der Auskunft, während der junge Ehemann Blumensträuße und ein Bündel wippender, gasgefüllter Ballons in Pink und Silber hinten in den Kleinbus lud.
Ich bekam die Nummer von C. K. Vogel und notierte sie mir, bevor ich wählte. Als er sich meldete, stellte ich mich vor. Seiner Stimme nach war er über achtzig und wahrscheinlich mitten aus seinem nachmittäglichen Nickerchen gerissen worden. Ich sagte: »Entschuldigen Sie die Störung.«
»Nein, nein. Kein Problem. Arne Johanson hat mich am Freitag angerufen und mir gesagt, dass sich vielleicht jemand meldet. Sie wollen etwas über den Bus wissen, den ich gesehen habe, stimmt’s?«
»Ja, Sir. Genau.«
»Offen gestanden habe ich damals gar nicht so viel gesagt. Ich hatte einen Schwager, der bei der Sheriffbehörde gearbeitet hat – das war der Mann meiner Schwester Madge; er heißt Melvin Galloway. Inzwischen ist er gestorben. Wir sind nie miteinander ausgekommen. Er war ein verdammter Besserwisser. Hatte eine Meinung zu allem und jedem, und so wie er es rübergebracht hat, hatte er immer Recht. Ich konnte den Kerl nicht ausstehen. Klingt vielleicht unchristlich, aber es ist die Wahrheit. Ich habe ihm zweimal von dem Bus erzählt, aber er hat die Idee verächtlich abgetan und gemeint, wenn er sich die Mühe machen würde, jede beknackte Theorie zu verfolgen, die Otto Normalverbraucher unaufgefordert beisteuert, käme er zu nichts anderem mehr. Nicht, dass er sich je ein Bein ausgerissen hätte. Er war der faulste Saftsack, der mir je begegnet ist. Irgendwann hab ich mir gesagt, dass ich getan habe, was ich konnte, und ihn zum Teufel gewünscht. Hinterher kam mir aber, dass ich eigentlich den Hippie-Bus weniger auffällig fand als den anderen Wagen, den ich gesehen habe. Ein schickes rotes Cabrio mit Nummernschildern aus Arizona.«
»Arne hat den roten Wagen erwähnt, aber ich hatte den Eindruck, dass Sie eher den Bus für verdächtig gehalten haben. Habe ich da was falsch verstanden?«
»Nein, Ma’am. Der Bus ist mir wegen seiner Bemalung aufgefallen – Peace-Zeichen und so was, in den wildesten Farben, die man sich vorstellen kann. Er hat genau an der Straßengabelung geparkt, als ich ihn zum ersten Mal bemerkt habe.«
»Ich kenne die Stelle.«
»Das andere Auto ist mir deshalb aufgefallen, weil ich später in der Zeitung gelesen habe, dass man einen gestohlenen Wagen wiedergefunden hat, auf den die Beschreibung gepasst hat.«
»Erinnern Sie sich an das Fabrikat?«
»Das nicht, aber ich habe den Wagen bei drei Gelegenheiten gesehen. Das erste Mal in der Nähe des Steinbruchs, nur ein kleines Stück die Straße runter, und das zweite Mal drüben im Ort. Ich war auf dem Weg zum Arzt, um mir eine Zyste entfernen zu lassen, und bin in dem Moment vorbeigekommen, als ihn der Abschleppwagen gerade total ramponiert den Abhang hochgezogen hat. Es hat danach ausgesehen, als hätte derjenige, der den Wagen genommen hat, die Handbremse gelöst und ihn den Hügel hinunter ins Gebüsch geschubst. Auf dem Weg dorthin ist er wohl an ziemlich viele Bäume gestoßen, nach den vielen Kratzern und Beulen zu urteilen. Eine Woche lang war er nicht gefunden worden, aber der Mann, bei dem ich mein Auto reparieren lasse, war derjenige, der vom Sheriffbüro damit beauftragt worden war, den Wagen abzuschleppen. Ich habe ihn am nächsten Tag in der Werkstatt gesehen, als ich was an meinem Vergaser richten lassen wollte. Das war das dritte Mal. Danach habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
»Ich kann mich erinnern, dass von einem gestohlenen Wagen die Rede war. Hat irgendjemand drin gesessen, als Sie ihn das erste Mal gesehen haben?«
»Nein, Ma’am. Er hat am Straßenrand gestanden, direkt in der Einfahrt zum Anwesen Ihrer Großmama. Das Verdeck war unten und die Sonne hat brutal auf die feinen schwarzen Ledersitze gebrannt. Ich
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