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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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fuhr ich um Viertel nach zwölf in südlicher Richtung die 101 entlang, erleichtert, wieder etwas tun zu können. Hatte ich Reba erst einmal in Vince’ Büro abgeliefert, konnte er sie unter seine Fittiche nehmen, und ich wäre aus dem Schneider. Die Fahrt nach Bella Sera war genauso wie die früheren Male, bis hin zum Duft des Lorbeers und dem Geruch trockenen Grases. Es war dreizehn Tage her, seit ich diese Strecke gefahren war, um mich mit Nord Lafferty zu treffen, wobei ich mich die ganze Zeit gefragt hatte, was er wohl von mir wollte. Seine Tochter vom Gefängnis nach Hause begleiten. Was konnte daran schon kompliziert sein? Doch seit wir von dort hierher gekommen waren, hatte sich ihr Leben langsam aufgelöst. Das Verrückte daran war, dass ich sie mochte. Trotz der Unterschiede zwischen uns sprachen die zügellosen Elemente in meinem eigenen Wesen auf sie an. Reba agieren zu sehen war, als hätte ich eine verzerrte Version meiner selbst vor mir, nur überlebensgroß und weitaus gefährlicher.
    Bei meinem Eintreffen am Haus der Laffertys standen die Tore offen. Als ich um die Kurve in der Auffahrt bog, präsentierten sich dieselben Fahrzeuge wie damals – ein Lincoln Continental und ein Mercedes –, nur dass jetzt ein dritter Wagen neben den beiden stand – ein Jaguar-Cabrio in einem schönen Grün mit karamellfarbener Innenausstattung. Ich stellte mein Auto unverschlossen ab und ging die letzten Schritte zum Haus zu Fuß. Rags, Rebas massiger orangefarbener Kater, kam herbei geschlendert, um mich zu begrüßen, und sah mich mit verblüffend blauen Augen an. Ich streckte die Hand aus, damit er an meinen Fingern schnuppern konnte. Dann durfte ich ihm den Kopf kraulen, und er stupste mich immer wieder an, damit ich nicht aufhörte.
    Ich klingelte und wartete, während Rags um meine Beine strich und lange orangefarbene Haare an meinen Jeans hinterließ. Von drinnen vernahm ich das gedämpfte Klacken hoher Absätze auf hartem Marmor. Die Tür wurde von einer Frau geöffnet, die ich auf der Stelle als die legendäre Lucinda identifizierte. Dank der Arbeit eines erstklassigen Schönheitschirurgen wirkte sie wie eine Mittvierzigerin. Hals und Hände waren jedoch eindeutig fünfzehn Jahre älter als ihr Gesicht. Sie trug ihr Haar kurz und durchzogen von Strähnchen in verschiedenen Blondschattierungen, die aussahen wie von der Sonne gebleicht. Sie war schlank und steckte in einem schicken Designer-Outfit, das ich schon mal irgendwo gesehen hatte, obwohl ich den Markennamen vergessen hatte. Das zweiteilige schwarze Jersey-Kostüm war weiß paspeliert, und die Jacke hatte Messingknöpfe. Der knielange Rock ließ zwei knotige Waden sehen. »Ja?«
    »Ich bin Kinsey Millhone. Könnten Sie Reba sagen, dass ich da bin?«
    Sie musterte mich aus teerschwarzen Augen. »Sie ist nicht da. Kann ich Ihnen irgendwie weiterhelfen?«
    »Äh, nein. Ich glaube nicht. Dann warte ich auf sie.«
    »Sie müssen die Privatdetektivin sein, von der Nord gesprochen hat. Ich bin Lucinda Cunningham. Eine Freundin der Familie«, erklärte sie und streckte die Hand aus.
    »Schön, Sie kennen zu lernen«, sagte ich und schüttelte ihr die Hand. »Hat Reba gesagt, wann sie wieder zu Hause sein wollte?«
    »Leider nein. Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn Sie mir sagen würden, worum es geht.«
    Aufdringliche Person, dachte ich. »Sie hat heute Nachmittag einen Termin. Ich habe ihr versprochen, sie hinzubringen.«
    Ihr Lächeln war nicht unbedingt warm, doch sie trat auf die Veranda heraus und zog die Tür hinter sich zu. »Ich möchte ja nicht neugierig sein, aber dieser … ähm … Termin, ist der wichtig?«
    »Sehr. Ich habe sie selbst darüber verständigt.«
    »Tja, das könnte schwierig werden. Wir haben Reba seit gestern am frühen Abend nicht mehr gesehen.«
    »Sie war die ganze Nacht weg?«
    »Und heute Morgen auch. Sie hat weder einen Brief hinterlassen noch angerufen. Ihr Vater hat zwar nichts gesagt, aber ich weiß, dass er sich Sorgen macht. Als ich Sie gesehen habe, nahm ich an, Sie wüssten etwas über sie, auch wenn ich mich kaum zu fragen getraut habe.«
    »Seltsam. Wo sie wohl hingefahren ist?«
    »Wir haben keine Ahnung. Soweit ich weiß, war sie am Abend zuvor auch lange aus. Sie hat bis Mittag geschlafen und dann einen Anruf erhalten –«
    »Das dürfte ich gewesen sein.«
    »Oh. Nun, sie war hinterher etwas verstört. Ich glaube, sie hatte Besuch. Jedenfalls war sie den größten Teil des Nachmittags weg und ist erst wieder

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