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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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nicht zurück. Sie wusste nicht einmal, ob jemand ihr folgte. Sie stürmte über die Markusbrücke und stürzte sich auf der anderen Regnitzseite ins Getümmel. Selbst am Vormittag ging es in der Sandstraße schon zu wie in einem Ameisenhaufen. Vorsichtig setzte Katinka ihre Füße zwischen Glasscherben auf den Asphalt.
    Einem plötzlichen Impuls folgend, zog sie ihr Handy aus dem Rucksack und wählte Uttenreuthers Nummer.
    »Seien Sie mir nicht böse«, sagte sie.
    »Ich zerquetsche Ihnen höchstpersönlich alle Rippen«, knurrte der Kommissar.
    »Hier draußen bin ich Ihnen viel nützlicher als in Ihrem Zirkuszelt«, versetzte Katinka. »Ich melde mich.«
    Sie beendete das Gespräch und grinste in sich hinein. Dann rief sie ihre eigene Festnetznummer an. Es dauerte eine Weile, bis Melissa sich meldete.
    »Kommt in die Stadt«, sagte Katinka. »Ich habe was Wichtiges für euch.«
    »Warum kommst du nicht hierher?«
    »Haha!«, machte Katinka. »Gerade bin ich der Bullerei davongelaufen. Ich nehme an, dass mein neuer Kumpel Emmerling mich gerne wiederfinden würde.«
    »Ich verstehe nur Bahnhof.«
    »Du kennst das Hofcafé in der Austraße? Egal, Florian kennt es bestimmt. Ich hinterlasse an der Theke etwas für euch. Florian soll sagen, für die DLRG sei etwas abgegeben worden. Kannst du dir das merken?«
    »Schon«, sagte Melissa.
    »Ihr verlasst das Haus so, dass ihr gegen 12 im Hofcafé seid. Nicht früher. Dort kann man übrigens gut essen.«
    Katinka drückte den Aus-Knopf. Sie hoffte, dass Melissa sich an alle Anweisungen halten würde. Dann sah sie sich genau um. Sie konnte sich nicht denken, dass die Polizei ihr auf den Fersen war. Wozu auch, in den Augen Emmerlings war Katinka Palfy völlig unwichtig. Dennoch spazierte sie durch verschiedene Höfe, bevor sie geborgen in einer Herde kirchweihfanatischer Menschen über die Obere Brücke stapfte und in die Austraße abbog.
    Im Hofcafé sprintete sie in den ersten Stock. Sie bat das Mädchen an der Theke um einen Briefumschlag, stopfte zwei der Mundschutze hinein, schrieb einen kurzen Zettel dazu und gab alles ab. Dann setzte sie sich in eine Ecke, wo sie die Treppe beobachten konnte, bestellte sich ein Frühstück und plante.
    Sie hatte zwei Möglichkeiten. Entweder, sie fand die Giftpäckchen, oder sie fand Eagle und zwang ihn, die Ricinverstecke preiszugeben. Die realistischere Lösung war zweifelsohne die letztere, denn kleine weiße Päckchen konnten überall verborgen werden. Zwar würden sie irgendwo lagern, wo sich viele Menschen aufhielten, aber am dritten Wochenende im August, noch dazu am Sonntag, war die Innenstadt gestopft voll mit Besuchern. Katinka dachte nach. Sicherlich mussten die Päckchen halbwegs so positioniert sein, dass das Gift sich auch weithin verbreiten konnte. Vielleicht war es dann doch nicht so schwer, es zu finden?
    Aber, sinnierte Katinka weiter, gesetzt den Fall, Plöger täuschte sich, und Eagle schoss weiter mit kleinen Kügelchen um sich. Je nachdem, wie viele er präpariert hatte, konnte er eine große Menge Menschen töten.
    Sie starrte auf den Rest ihres Brötchens.
    Es war gescheiter, Eagle zu finden. Ein gruseliges Gefühl kroch in ihr hoch. Fast hatte sie den Eindruck, dass Eagle sie finden würde, nicht umgekehrt. Er hatte vor ihrem Haus gelauert, gewartet, bis sie Claudia hinterhersprintete, und dann die Zeitung mit dem Zettel abgelegt. Katinka stützte den Kopf in ihre Hände. Es mochte eine wirksame Methode sein, Eagle anzulocken, ihn sich an ihre Fersen heften zu lassen. So würde sie ihn am ehesten finden. Allerdings ängstigte sie der Gedanke, dass sie wahrscheinlich schon unter seiner Beobachtung stand. Womöglich hat er mir sogar eine Rolle in seinem perversen Theaterstück zugedacht, überlegte sie. Ihr Hände wurden eiskalt. Sie winkte der Kellnerin und zahlte.
    Es war halb zwölf. Das Fischerstechen begann um 14 Uhr. Wenn ihre Vermutung zutraf, dann würde vorher nichts Dramatisches in der Stadt passieren. Sie hatte also noch mehr als zwei Stunden Zeit, um Eagle aufzutreiben.
    Langsam setzte sie sich in Bewegung. Sie brauchte einen Platz, der einsam genug war, um Eagle aus der Reserve zu locken, aber so gelegen, dass sie eine realistische Chance hatte, dem Wahnsinnsknaben zu entkommen.
    Mehr ihrer Intuition als einem überlegten Plan folgend trabte sie in Richtung Lange Straße. Um die Massen zu meiden, ging sie durch die Generalsgasse. Sie stellte ihre Ohren auf Empfang, überquerte den kleinen Holzsteg

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