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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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sie vermutlich auch nicht weniger tun können als jetzt. Sie zahlte und ließ sich den Kaulberg hinuntertreiben. Ganze Pulks marschierten lachend und voller Erwartungen in die gleiche Richtung. Manche hatten Ferngläser dabei. Katinka blinzelte gegen das Sonnenlicht. Sie musste einen guten Platz finden. Im Laufschritt überholte sie ein paar Grüppchen.
    »Nicht so eilig«, rief ihr jemand nach. »Du kriegst die kräftigen Fischerjungs schon rechtzeitig zu sehen.«
    Als Katinka am Kranen ankam, standen Hunderte am Ufer. Auf der Brüstung der Unteren Brücke saßen die Zuschauer dicht gedrängt. Seelenruhig starrte die Kaiserin Kunigunde in die andere Richtung. Selbst gegenüber auf der Markusbrücke waren schon alle Plätze besetzt. Katinka stieg auf die kleine Erhöhung neben der Mitorai-Skulptur und betrachtete den Fluss. Ein orange leuchtendes Schlauchboot mit der Aufschrift DLRG paddelte in der Nähe der Schiffsanlegestelle. Katinka kniff die Augen zusammen. Melissa und Florian saßen Arm in Arm darin. Uff, dachte Katinka. Wenigstens das hat geklappt. Sie band sich im Gedränge den Rucksack vor den Bauch.
    Der Moderator griff zum Mikrofon und begann, die Wettkampfregeln zu erläutern. »Willkommen zum 52. traditionellen Fischerstechen«, rief er. Die Massen tobten. Etliche kleine Kajaks paddelten in den Wellen vor Klein Venedig. Katinka stellte sich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können. Die Sonne stach. Wahrscheinlich freute sich derjenige, der als erstes ins kühle Nass gestoßen wurde. Allmählich gingen die Schelche in Stellung. Auf den langen, schmalen Fischerbooten waren am Bug kleine Plattformen angebracht, auf denen die Vertreter der Schiffer- und Fischerzunft Position bezogen. Mit ihrer langen Stange, an deren Ende ein Gummipfropfen steckte, mussten sie den Gegner so schnell wie möglich von dessen Schelch stoßen. Am Heck der Boote saß jeweils ein Ruderer, der die Aufgabe hatte, die Wettkämpfer in eine günstige Position zueinander zu bugsieren. Katinka ließ sich von der fröhlichen Stimmung mitreißen. Sie fragte sich, weshalb sie sich eigentlich in alles eingemischt hatte. Wenn sie nur damit rechnen könnte, dass die Polizei das ganze Desaster rechtzeitig in den Griff bekommen würde!
    Unter dem Applaus der Zuschauer purzelte der Fischerstecher von Schelch 2 in den Fluss. Katinka richtete sich auf. Wenn sie heute schon ordentlich versagt hatte, konnte sie ebenso gut versuchen, zu retten, was zu retten war. Konzentriert fixierte sie die Publikumsreihen, ein Gesicht nach dem anderen. Viele trugen Strohhüte, in deren Schatten die Züge kaum zu erkennen waren. Weiter hinten, nah beim ehemaligen Schlachthaus, meinte sie Mette Moldrup zu erkennen. Keinen der Zuschauer identifizierte sie als Winfried Denninger. Er konnte überall sein. Oder weit weg. Hatte vielleicht die Stadt verlassen und wartete nun an einem sicheren Ort auf den Ausgang seines teuflischen Plans. Schelch 3 und 4 wurden in Stellung gepaddelt. Vom Alten Kanal glitt ein Zweierkajak heran. Ein nicht mehr ganz junges Paar saß darin. Das wäre was für Tom und mich, dachte Katinka grinsend. Sie beschloss, ihren Beobachtungsposten aufzugeben, um anderswo nach Eagle Ausschau zu halten. Das plötzlich aufbrandende Gejohle lenkte sie für einen Augenblick ab. Einer der Kontrahenten tänzelte auf seinem Trittbrett. Wild mit den Armen fuchtelnd gelang es ihm, das Gleichgewicht wiederzugewinnen. Sein Gegner hatte anscheinend fest zugestoßen, denn die beiden Schelche waren weit voneinander abgetrieben worden. Katinka blickte suchend über das Wasser. Die glitzernden Lichtreflexe taten ihren Augen weh. Das DLRG-Boot war noch da. Melissa schien eine Menge Spaß zu haben. Es dauerte eine Weile, bis die Schelche wieder eine geeignete Kampfposition erreicht hatten. Das Ausflugsschiff Christel näherte sich. Der Kampf wurde unterbrochen, um es passieren zu lassen. Munter schaukelten die leichten Schelche auf den Wellen. Die Zuschauer ließen ihrer Ungeduld freien Lauf. Wie groß so ein Dampfer ist, dachte Katinka. Sie beobachtete aus den Augenwinkeln, wie die Christel festmachte.
    Dann sah sie das Kajak. Anders als die anderen Zaungäste auf dem Wasser paddelte es nicht gemütlich an einer Stelle herum, um möglichst gute Sicht auf die Fischerstecher zu haben. Sein Lenker legte ein ziemliches Tempo vor. Das Kajak glitt unter Katinka vorbei auf den Alten Kanal zu. Später würde sie sich daran erinnern, dass sie sich wunderte. Alle wollten das

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