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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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filzige Grün der Büsche wahrnahm.
    Sie wich ein Stück in die Sträucher zurück. Die Dornen zerkratzten ihr Gesicht und Arme. Atemlos lehnte sie sich gegen den Maschendrahtzaun.
    Die Schritte kamen näher. Jemand ging gemächlich den Weg entlang und ließ sich Zeit damit, die steilen, ausgetretenen und von Wind und Wetter verschlissenen Stufen hinaufzusteigen. Das Rascheln kam näher. Katinka spähte durch das dichte Laub. Ob Eagle sie hier überhaupt sehen würde? Und wie konnte er von der anderen Seite des Milchwegs her auf sie zukommen, wenn er ihr gefolgt war? Er müsste einen weiten Umweg in Kauf nehmen, denn wenn er sich durch die Büsche an ihr vorbeigeschlichen hätte, hätte sie ihn bemerkt.
    Die Schritte waren nun ganz nah. Katinka machte sich bereit. Sie rief ihre zitternde Hand zur Ordnung.
    Jemand ging an ihr vorbei. Katinka stieß sich vom Zaun ab, quetschte sich durch die Büsche, sprang auf den Weg. Ihr blieb der Mund offen stehen.
    Vor ihr stieg eine Nonne langsam die Stufen hinauf. Sie schien Katinka gehört zu haben, denn sie drehte sich bedächtig um.
    Katinka starrte auf die Waffe in ihrer Hand, dann auf die Ordensschwester.
    Ihre Blicke trafen sich. Sie mochte etwa sechzig Jahre alt sein. In ihrem Blick stand mehr Erstaunen als Furcht.
    Katinka ließ die Waffe sinken
    »Entschuldigung«, sagte sie. »Ich bin … ich habe mich getäuscht.«
    Bevor die Nonne sich von ihrer Verblüffung erholen konnte, rannte Katinka an ihr vorbei die Stufen hoch und auf und davon.
    Wer den Anfang kennt, kennt auch das Ende.
    Die Kunst ist es, den Anfang zu machen. Wenn ein Anfang gemacht ist, kommt alles andere von selbst. Das wird es ihnen leicht machen, wenn sie meine Strategie durchschaut haben. Der Anfang einer jeden Sache ist so wichtig wie der Anfang des Lebens. So haben wir alle unsere Prägung am Beginn unseres Lebens, in unserer Kindheit erfahren. Der Anfang eines Experiments ist jedes Mal der teuerste. Er lenkt die Vorfreude, indem er unsere Neugier anstachelt. Der Anfang einer Flucht ist der hoffnungsfroheste Augenblick. Meine Planungen beruhen auf der Glückseligkeit des Anfangs. Sobald ein Anfang gemacht ist, ergibt sich das Ende von allein.
     

16. Point of no return
    Keuchend jagte Katinka den Weg zurück, den sie gekommen war, bog aber dann in den Vier-Kirchen-Blick ein und ruhte sich erst aus, als sie bis zum Kaulberg gerannt war. Die Sonne brannte erbarmungslos. Es war schon nach eins. In weniger als einer Stunde würde das Fischerstechen beginnen.
    Sie ging den Berg ein Stück hinauf und betrat die Domterrassen . Hier war nicht viel los. Das Wichtigste spielte sich unten am Regnitzufer ab. Zehntausende würden da sein, und wer keinen guten Platz zum Zuschauen mehr fand, der würde seine Enttäuschung mit einer ordentlichen Menge Bier durch die Kehle jagen. Bier. Was hatte Uttenreuther neulich gesagt? »Wie wäre es, wenn Sie bei drei Brauereien die Fässer kontaminieren?«
    Sie bestellte eine Apfelschorle und zückte ihr Handy.
    Der Kommissar ging nicht dran. Er sieht meine Nummer aufleuchten und will mich strafen, dachte sie. Sie ließ es zwanzig Mal klingeln, dann legte sie auf. Sie versuchte es wieder. Keine Reaktion. Beim dritten Mal nahm er ab.
    »Sie lassen wohl nie locker.«
    »Sorry. Hat Plöger auch eine Szenerie entworfen, wonach das Bier auf der Sandkirchweih vergiftet werden könnte?«
    »Zu aufwendig.«
    Katinka nickte. »Haben Sie schon was gefunden?«
    »Nein.«
    »Wenn sich eine Nonne bei Ihnen meldet und davon spricht, dass sie von einer Frau in einem roten T-Shirt und blauen Hosen mit einer Pistole bedroht wurde, dann …«
    »Herrgott nochmal!«, brüllte Uttenreuther. »Sind Sie wahnsinnig? Können Sie auch noch was anderes, als Ärger machen?«
    Katinka zuckte zusammen. Sie wollte einen Schluck trinken, aber ihre Hand zitterte so sehr, dass sie das Glas wieder abstellen musste.
    »Es war keine Absicht. Ich hatte die Schwester mit Eagle verwechselt.« Sie war sich bewusst, wie idiotisch sie sich anhörte.
    »Denninger kurvt als Nonne verkleidet durch Bamberg? Das ist ein guter Witz. Sie haben das Pulver wahrlich nicht erfunden.«
    »Wenn wir Eagle haben, können wir ihn zwingen, damit herauszurücken, wo das Gift steckt!«
    »Können wir das, tatsächlich?« Uttenreuthers Stimme triefte vor Spott. »Ich wäre nicht drauf gekommen.«
    Katinka legte auf. Sie wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen. Alles hatte sie vermasselt. Wäre sie im Zelt sitzen geblieben, hätte

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