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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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und umrundete das Schloss Geyerswörth. Die Geräusche des wirklichen Lebens traten in den Hintergrund. Überlaut hörte sie ihren eigenen Atem.
    Sie ging rasch auf die Bischofsmühlbrücke zu. In der Mitte stützte sie sich mit den Ellenbogen aufs Geländer und sah vorsichtig nach rechts und links. Nichts. Nichts und niemand. Sie musste es geschickter angehen. Er durfte ihre Absicht nicht durchschauen. Am besten, sie ginge zielstrebig weiter. In ihrem Kopf baute sich der Stadtplan von Bamberg auf. Dankbar für ihr gutes fotografisches Gedächtnis ging sie den Weg in Gedanken ab, bevor sie sich entschlossen umdrehte, nach der Brücke links abbog. Am Sonnenplätzchen war alles still. Kein Mensch kreuzte in diesen engen, winzigen Gassen auf. Hier sieht es aus wie in Venedig, dachte Katinka. Ihre Schritte hallten von den Wänden wider. Warum schickt keiner die Touristen hierher? Authentische Bamberger Architektur jenseits ausgetretener Pfade. Sie bog in die Schimmelsgasse ein. Allein der Name gefiel ihr. Am Eck stand das Haus, in dem der erste Bamberger Drucker Albrecht Pfister der Schwarzen Kunst nachgegangen war. Sie stellte sich vor, wie an der Mauer in der Hasengasse einst eine Gedenktafel hängen würde: Hier wirkte die private Ermittlerin Katinka Palfy. Sie musste grinsen, ging nach links weiter und bog schließlich zum Stephansberg ab.
    Als sie am Eingang zum Spezikeller vorbeikam, keuchend von der Hitze und der Steigung, fiel ihr ein, dass sie sich bei Britta gar nicht mehr gemeldet hatte. Sie würde das nachholen, sobald diese Sache hier ausgestanden war. Katinka ging die Sternwartstraße bis zum Knick. Blieb stehen. Atmete tief durch. Ihr Herz raste. Steckte Eagle hier irgendwo? War er ein Meister im Beschatten? Das T-Shirt klebte ihr am Körper. Heißer Durst überfiel sie. Ich hätte eine Flasche Wasser mitnehmen sollen, dachte sie. Zu spät. Angst überkam sie beim Anblick des Schlundes aus Büschen und Dornen. Sie hatte Uttenreuther gar nicht mehr gefragt, ob endlich jemand das Gartenhäuschen am Weinbergweg observierte. Dann holte sie tief Luft.
    Sie ging auf den verwilderten Pfad zu. Milchweg. Warum auch immer der so heißt, dachte sie. Zweige schlugen ihr ins Gesicht. Der Weg führte auf ihrer Seite steil bergab. Sie wusste, dass er weiter hinten wieder anstieg. Die Steinstufen waren ausgetreten und teilweise zerstört.
    Eine Brille kann auch ganz praktisch sein, dachte Ka-tinka. Wenigstens kriegt man die Dornen nicht direkt in die Augen. Sie hielt sich die Arme vors Gesicht. Als sie die ersten paar Stufen hinuntergestiegen war, blieb sie stehen. Sie drehte sich um. Kein Mensch war zu sehen. Sie sah auf die Uhr. Bald halb eins. Sie hoffte, dass Melissa und Florian sich die Mundschutze geholt hatten und taten, was Katinka ihnen aufgetragen hatte. Sie hoffte, dass Florian ein Boot bekommen würde, um während des Fischerstechens auf dem Wasser zu sein. Wenn ihre Hoffnungen sich bewahrheiteten, war es auf dem Fluss für die beiden nicht so gefährlich wie an Land. Und Melissa würde die Wettkämpfe ansehen können.
    Ein Zweig knackte hinter ihr. Sie erschrak.
    Dann klingelte ihr Handy. Unbekannter Anrufer, meldete das Display.
    »Hallo?«
    Katinka hielt den Atem an.
    »So, Frau Detektivin«, kam es blechern aus dem Telefon.
    »Wo sind Sie!«, rief Katinka.
    »Ganz in der Nähe.«
    Katinka wirbelte herum. Die Bäume und Sträucher um sie herum begannen sich zu drehen.
    »Ganz so blöd bin ich nicht, wie Sie vielleicht denken«, erläuterte Eagle.
    »Wo haben Sie die Ricinpäckchen versteckt?«
    Eagle lachte trocken.
    »Sagen Sie mir, warum ich ausgerechnet Ihnen das sagen sollte?«
    »Rufen Sie die Polizei an. Machen Sie sich nicht unglücklich!«
    »Wenn dieser Satz nicht schon so oft durch die Schnäbel von Krethi und Plethi gegangen wäre«, höhnte
Eagle.
    »Warum tun Sie das?« Katinka hielt das Handy ein Stück von ihrem Ohr weg, um zu lauschen. Nichts rührte sich in ihrer Umgebung. Ihr wurde schwindelig, sie stützte sich an einem Baumstamm ab.
    »Wie werden Sie meine Intentionen jemals begreifen können!«
    »Wo sind Sie? Kommen Sie, treffen wir uns. Reden wir.«
    »Haha, ich habe ganz vergessen, wie man lacht.«
    Eagle legte auf. Überrumpelt starrte Katinka auf das Display.
    Dann hörte sie die Schritte. Sie kamen von der anderen Seite des Milchwegs. Katinka riss die Beretta aus dem Rucksack. Das Klicken, als sie sie entsicherte, erschreckte sie mehr, als die Bewegungen, die sie durch das dichte,

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