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Kirchwies

Kirchwies

Titel: Kirchwies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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mehr zurückgekommen«, sagte er. Dann lehnte er sich zurück und streckte die Beine von sich. »Aber bei Wang Ming hat noch Licht gebrannt. Der hat noch rumhantiert, der Chinese. Falls Sie damit was anfangen können.«
    Mehr war aus Mehmet Wandra nicht herauszuholen.
    »Wir haben zwei Hauptverdächtige«, sagte Campari, als Wandra gegangen war. »Den Wandra und den Scheiberl. Der Wang Ming wird um die Uhrzeit noch seine Sachen von der Gartenparty aufgeräumt haben. Was fangen wir jetzt damit an? Was meint meine Assistentin?«
    »Du hast doch deine Spucki angefordert …«
    »… Spusi.«
    »Spusi. Wann kommen die denn? Sie müssen rausfinden, ob der Scheiberl aus dem Auto ausgestiegen ist und im Haus war. Ob er Spuren hinterlassen hat. Das bedeutet, sie müssen auch sein Haus überprüfen. Und das Gleiche gilt für den Wandra. Hat er den Marsch zum Haus unterwegs abgebrochen, oder war er in Theas Haus und auf dem Grundstück? Lügen tut er eh wie gedruckt.«
    Als sie Campari von dem Ergebnis ihrer Kontrollfahrt zu Wandras Hof berichtete, legte er die Stirn in Falten und griff zum Telefon.
    »Hallo, Bruni, wann seid ihr hier? Es haben sich neue Aspekte ergeben, möglicherweise vielversprechende. Und ich hab ein Schnapsglas für euch reserviert, das ihr auf Fingerabdrücke untersuchen sollt.« … »Ja, dringend.«
    Anschließend ließ er sich mit der Mordkommission verbinden.
    »Wie weit seid ihr mit dem Kind und dem möglichen Vater? Seid ihr in Reichenhall fündig geworden? … Was? Der Menzinger ist dort? Sagt ihm, er soll mich anrufen, wenn er fertig ist. Bitte! Und reicht mich jetzt an die Pathologie weiter.«
    »Was? Wer ist dran? … Ach, Sie sind die Assistentin? Dann hab ich noch eine Frage, nur um sicherzugehen. Die Antwort ist wichtig für unsere Ermittlungen.«
    Er wollte dringend auf diesen Punkt kommen. Es ließ ihm keine Ruhe. Die ganze Zeit über hatte er Margots Geschimpfe im Ohr gehabt – und ihren Verdacht. »Vielleicht warst du der Mörder! Weil sie ein Kind von dir gekriegt hat.«
    »War Thea Brommel schwanger?«, fragte er die Assistentin und hielt die Luft an.
    Befreit atmete er wieder aus, als die Antwort kam.
    »Nein. Eindeutig nein. Die Frau war nicht schwanger.«
    »Pffffhhhh …« Beruhigter als vorher wandte er sich Fritzi zu. »Dieser großspurige Journalist, der bei dir ein Zimmer bezogen hat«, sagte er. »Würdest du dich bitte selbst um ihn kümmern? Ich komm im Moment nicht dazu.«

sechs
    Es war der Abend, nachdem Spanien das Endspiel gegen Italien gewonnen hatte und wieder Fußballeuropameister wurde. Silva, Alba, Torres und Mata schossen die Tore zum 4   :   0. Ein Jubel ging durch die spanische Sommernacht. Ein wenig jubelten auch die Deutschen, die vorher so unerwartet gegen Italien ausgeschieden waren.
    »Solche Versager!«, schrie der Journalist in die Welt hinaus. Das wurmte. Mehr als die halbe Mannschaft bestand aus Spielern von Bayern München. Vorzeitig verloren hatten sie den Titel, weil sie so ein Zufallsungeheuer wie den Balotelli nicht in den Griff bekommen hatten.
    »Versager!«, brüllte er noch einmal.
    Da hörte er es klopfen. An seiner Tür. Er reagierte rasch. Als hätte er schon darauf gewartet.
    Fritzi Gernot, seine Pensionswirtin! Obwohl sie daraus ein Geheimnis zu machen schien, hatte er selbstverständlich schon recherchiert, dass es sich bei ihr um die frühere Boxweltmeisterin handelte. Das beeindruckte ihn zwar, haute ihn aber nicht um. Sie war eine Frau wie jede andere, nur mit einer besonderen Vergangenheit.
    Als er öffnete, konnte er sie in aller Ruhe von Kopf bis Fuß ansehen. Schlank und zierlich, doch kraftvoll. Helle Jeans, goldfarbene Ballerinas, kirschrotes Top, passender Lippenstift, zurückgestecktes Haar. Die sanfte Weichheit ihres Teints faszinierte ihn. Ein Mann, der keine Angst hat, kann alles tun, was er will, dachte er.
    Fritzi Gernot trat ein. Sie hatte den Entschluss gefasst, den undurchsichtigen Mann endlich zum Reden zu bringen. Sie strahlte Stärke aus und versah ihn mit einem inquisitorischen Blick, vor dem er jedoch nicht zurückschreckte.
    »Vier zu null«, sagte er.
    Er wandte den Blick vom Fernseher ab, bückte sich und hob ein zerknülltes Stück Papier auf. Seine mit Dollarnoten bedruckten Hosenträger spannten über den Schultern. Baseballmütze und Brille fehlten. Als er wieder in der Senkrechten war, strahlten ihr Argwohn und Misstrauen entgegen.
    »Weiß ich schon«, sagte sie.
    »Wo haben Sie Ihren Sohn?«, fragte

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