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Kirchwies

Kirchwies

Titel: Kirchwies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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Freundin erfahren hatte.
    Ja, Thea habe ihr einmal angedeutet, dass sie ein Kind hätte. Sie habe aber keinen Kontakt zu ihm gehabt, soweit sie sich erinnere.
    Nein, wo das Kind sich aufhalte, wisse sie nicht, sagte Margaret. Auch nicht, wie es heißt. Nur, dass das Kind ein Bub sei. »A little boy«, sagte sie.
    Fast zeitgleich rief Menzinger an. Menzinger war der Beamte, der in Bad Reichenhall nach dem Jungen forschte. Er war fündig geworden. Ja, es gab einen Sohn der Thea Brommel. Ein Junge, der schon zur Schule ging. Er hieß aber nicht Brommel, sondern Krauss, Vorname Hubert. Offenbar war er irgendwann von diesem Ehepaar namens Krauss aufgefangen und adoptiert worden.
    Fritzi rief ein zweites Mal an und schilderte Campari, was der Journalist herausgefunden haben wollte. Von Hans Schmid, der Thea angeblich geschlagen hatte und nun in Südamerika lebte.
    »Wie heißt denn dieser Journalist überhaupt, und was will er hier?«, fragte Campari ungeduldig.
    »Er heißt … warte mal … Felix Breitenberg. Er kommt aus München. Soll ich buchstabieren?«
    »Um Gottes willen, nein. Hauptsache, du weißt es selbst. Aber noch mal: Was will er hier bei uns? Hast du ihn überprüft? Sein Alibi?«
    Ja, soweit sie das beurteilen könne, sei er sauber. Reportage über Herzlichstes Dorf und so weiter und so fort.
    »Behalt ihn im Auge!«
    »Klar. Er wohnt ja bei mir.«
    Es war überflüssig, dass Campari diese Fragen stellte. Er wusste sehr wohl über diesen Journalisten Bescheid. Doch das wollte er nicht preisgeben. Er hatte seine Gründe.
    Er streckte seine Finger aus und hörte sich weiter um.
    Wang Ming.
    Blumen-Heidi.
    Dann rief Bruni an, der Spurensicherer. Die Untersuchung von Anton Scheiberls Villa und Grundstück habe keine neuen Erkenntnisse gebracht. Ebenso wenig der gebückte Gang durch den Hof des Bauern Benedikt.
    Campari wollte sich schon ein halbes Stünderl hinlegen, da klingelte sein Handy.
    »Der Odilo ist weg!« Margot klang ganz aufgelöst. Ganz anders als vor einer Woche, als sie ihm eine Szene wegen seiner Assistentin gemacht hatte.
    »Weiß es Fritzi schon?«, fragte er vorsichtshalber.
    »Oh mein Gott, hab ich ganz vergessen.«

neun
    Fritzi hörte ein Klopfen, begleitet vom Gebell eines Hundes. Nein, zuerst hatte es geklingelt, dann geklopft. Scharf geklopft, an der Haustür. Als ob es jemand eilig hätte, hereinzukommen oder etwas zu übermitteln.
    Fritzi setzte sich auf und stellte die nackten Füße auf die eiskalten Steinfliesen. Odilo konnte es nicht sein. Der übernachtete heute wieder bei Margot. Sie wunderte sich, wie gut er mit ihr zurechtkam. Sie selbst, Fritzi, hatte bisher keinen besonderen Draht zu ihr gefunden. Dass Odilo überhaupt so viel Zeit außerhalb ihrer Reichweite bei den Camparis verbrachte, betrachtete sie als Übergangslösung. Sie würde hoffentlich bald, sehr bald, ein Ende haben.
    Voller Zärtlichkeit musste sie an Odilo denken. Sein kleines grünes T-Shirt mit der gelben Sonnenblume auf dem Rücken lag achtlos über einen Sessel geworfen da. Sie griff nach der kleinen Uhr neben sich und warf einen schnellen Blick darauf. Wieder einmal war sie vor dem Fernseher eingeschlafen.
    Dann klingelte und klopfte es wieder, diesmal voll Ungeduld. Der Hund bellte, diesmal weiter entfernt. Dreimal schlug es hart auf Holz. Eine Stimme, verschwommen. Sie durchquerte die Diele und warf einen Blick durch das kleine Seitenfenster auf die Auffahrt, die vom unteren Tor herführte. Der Bewegungsmelder hatte das Außenlicht angeschaltet. Trotzdem konnte sie nichts erkennen.
    Sollte es der Journalist sein? Was könnte er diesmal wollen?
    Fritzi öffnete die Tür. Die Gestalt, die davorstand, fiel ihr fast entgegen.
    »Fritzi!«, keuchte Margot Campari. »Ist der Odilo bei dir?«
    Margot setzte den Fuß über die Schwelle, drängte Fritzi ins Haus und schloss die Tür von innen.
    Die Frau des Bürgermeisters, der sie ihren Sohn anvertraut hatte, sah aus wie ein Gespenst. Staubiges blondes Haar, dunkle Ringe um die Augen, zittrige Hände, ungeordnete Kleidung.
    In diesem Augenblick wusste Fritzi es. Es stand in Margots Augen. Das atemlose Luftholen.
    Fritzi wich vor ihr zurück und knickte vornüber. Sie griff sich an die Brust. »Wann?«, fragte sie. Sie wunderte sich, wie cool sie klang.
    »Ich weiß nicht«, sagte Margot. »Als ich heimkam, war er weg.
    Fritzi spürte, wie Wut in ihr hochkroch. Wie sie zu kochen begann. Wie ihr Kopf glühte. Wie ihr Mund sich öffnete, um zu schreien. Was ist

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