Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kirmes des Todes

Kirmes des Todes

Titel: Kirmes des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
Vom Netzwerk:
getötet wurde und der Todesfahrer flüchtig ist.“ Er lächelte: „Sie können immer noch Ihre Geschichte von Kirmes-Schmitz machen, Herr Bahn. Das weiß sonst niemand.“
     
     
    Bahn atmete erleichtert auf und Küpper fuhr fort: „Ein Anrufer will einen blauen Opel gesehen haben, der über die Straße gerast sei, nachdem es laut geknallt habe. Ein anderer verdächtigte den Fahrer eines roten Audi. Das war’s auch schon. Beide Hinweise bringen uns natürlich nicht weiter.“
     
     
    Küpper schenkte Kaffee nach. „Das einzige, was wir wissen, war eigentlich von vornherein klar: Der Tote hatte natürlich Alkohol im Blut. Der hatte knapp an die drei Promille, als er starb.“
     
     
    „Der war so besoffen, daß der gar nicht merkte, wo er war“, ließ sich Wenzel verächtlich hören.
    „Das glaube ich nicht, Herr Kollege“, erwiderte Küpper streng. „Der war Alkoholiker und brauchte seinen bestimmten Pegel, um überhaupt leben zu können.“
    Er wandte sich wieder dem Journalisten zu. „Aber vielleicht bringen Sie uns weiter, Herr Bahn?“
    „Wieso das denn?“ Bahn war erstaunt. „Was hab’ ich denn damit zu tun?“
     
     
    „Wahrscheinlich mehr, als Sie denken“, antwortete Küpper. Von seinem Schreibtisch nahm er einen Briefumschlag, den er Bahn entgegenhielt. „Der ist für Sie. Wir haben ihn gestern am späten Abend noch im Mantel des Toten gefunden“, erklärte er mit einem bösen Blick zu Wenzel. „Wir haben den Brief selbstverständlich auch schon geöffnet und den Inhalt erkennungsdienstlich untersucht. Aber es finden sich nur die Fingerabdrücke von Schmitz. Sie können also ruhig zupacken“, meinte er, als er Bahns Zaudern sah.
    Unsicher griff Bahn zu.
    „Nicht so ängstlich, Herr Bahn“, lästerte Wenzel, „das ist doch nur ein Brief von einem Penner, gewissermaßen eine Flaschenpost, aber keine Briefbombe.“
     
     
    Auf dem Briefumschlag hatte Schmitz mit unruhiger, schwer lesbarer Schrift die Adresse des Dürener Tageblatts und den Namen von Bahn geschrieben. Auch war schon eine Briefmarke aufgeklebt. Einen Absender gab es nicht.
    Mit spitzen Fingern öffnete Bahn den Umschlag und zog ein Blatt hervor. Es war die Kopie eines Schreibens der Kontinentalia-Versicherung an Kirmes-Schmitz. Als Adresse war ein Postfach in Düren angegeben. Datiert war das Schreiben auf einen Tag, der ziemlich genau zwei Jahre zurücklag. Der Inhalt bestand nur aus wenigen Zeilen: „Herr Schmitz, wir bedauern, Ihren Schaden nicht begleichen zu können. Der von Ihnen angegebene Schaden fällt nicht unter den Ihnen von uns gewährten Versicherungsschutz.“
     
     
    „Wissen Sie, was das soll?“ Irritiert wandte sich Bahn an Küpper. Der schüttelte verneinend den Kopf. „Wenn Sie’s nicht wissen.“
     
     
    „Ich kann mir da keinen Reim drauf machen“, meinte der Journalist. „Kirmes-Schmitz wollte noch einmal mit mir reden. Aber es sah nicht so aus, als sei es eilig“, erinnerte er sich an die Begegnung in der Wirtelstraße. „Und er hat keine Andeutungen gemacht, die mit diesem Brief in Zusammenhang stehen könnten. Ich weiß nicht, was das soll.“
     
     
    Küpper erhob sich von seinem Schreibtischstuhl. „Ich weiß es auch nicht. Das war’s dann wohl. Nehmen Sie sich den Brief als Andenken mit. Ich hab’ mir schon eine Kopie für die Akte gemacht.“ Er schüttelte Bahn zum Abschied die Hand. „Wie heißt es doch so schön: kurzer Strich, langer Strich, abgehakt. Lassen wir Kirmes-Schmitz in Frieden ruhen.“
     
     
    Nachdenklich ging Bahn zu seinem Porsche, den er auf dem Besucherparkplatz abgestellt hatte. Im Wagen zog er den Brief aus einer Tasche seiner Lederjacke und las ihn noch einmal durch. Er wurde einfach nicht schlau aus dem Schreiben.
    Zunächst wollte er zur Redaktion zurückfahren, doch dann überlegte Bahn es sich anders. Er fuhr zur Rurstraße, und er sah dort seine Überlegung bestätigt. Nicht weit von der Stelle entfernt, an der Kirmes-Schmitz überfahren worden war, befand sich ein gelber Briefkasten. Etwas verloren hing er an einer windschiefen Mauer, direkt gegenüber einem Durchgang zur Schrebergartenkolonie. Der wollte den Brief hier in den Kasten werfen, vermutete Bahn.
    Er ging über den schmalen Weg zwischen den Schrebergärten bis zu den Rurwiesen. Es war noch menschenleer am Uferstreifen. Am Nachmittag würden Sonnenhungrige und Wasserratten kommen und das Gelände bevölkern. Mallorca für die Armen, wurde dieser Flecken gerne genannt.
     
     
    Es

Weitere Kostenlose Bücher