Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
weitere Vampirillusion. »Danke, dass ihr gekommen seid, meine Freunde! Die meisten von euch sind über die Situation im Bilde, und ich weiß eure Bereitschaft, bei der Verstärkung unseres Schutzes zu helfen, sehr zu schätzen.« Er ließ meine Hand los und legte seine auf meinen Rücken, um mich sanft nach vorn zu schieben. »Denjenigen von euch, die sie noch nicht kennen, möchte ich meine Gefährtin vorstellen: Kismet. Zu ihrem Schutz sind wir heute Nacht zusammengekommen.«
Ich hoffte, dass mein Lächeln so höflich und gesetzt aussah, wie ich es geplant hatte.
Seine Gefährtin!
Mich wunderte, dass er mich so bezeichnete, denn ich dachte, dass wir uns einig gewesen wären, erst über die Implikationen zu sprechen, ehe wir diesen Titel öffentlich benutzten. Schließlich wusste ich nach wie vor nicht genau, was die Bezeichnung für ihn bedeutete und wieso sie so wichtig war. Warum hatte er vorher nichts gesagt?
Wie auf Kommando verneigten die Fremden sich oder machten einen Knicks. »Lady Kismet«, sagten sie im Chor.
Lady Kismet?
Was zur Hölle ging jetzt ab? Waren alle Vampire so melodramatisch? Und wieso war ich immer die Letzte, die erfuhr, was vor sich ging?
Ich sah verärgert zu Devereux, der mir mit einem kaum merklichen Kopfschütteln bedeutete, lieber keines der boshaften Worte auszusprechen, die mir auf der Zunge lagen. Er war eindeutig schon zu lange von Untertanen und Dienerinnen umgeben.
War ich eben noch eine Gleichgestellte gewesen, wurde ich nun zu seinem Eigentum. Zumindest fühlte es sich so an.
Ein unheimlich aussehender, kleiner, fetter Vampir in einem schwarzen Dracula-Cape kam auf uns zu. Sein strähniges, graues Haar reichte ihm über die Schultern. Seine hellgrünen Glubschaugen fixierten mich kurz, ehe er Devereux die Hand reichte. Dabei klaffte sein Umhang vorn auf und enthüllte nackte, faltige Haut. »Meister Devereux, es ist mir eine Ehre, zu diesem Ritual gerufen und mit der Gestaltung der Zeremonie heute Nacht betraut worden zu sein.« Sein Akzent war so stark, dass ich ihn fast nicht verstand. Und dass seine Reißzähne vollständig verlängert waren, machte es natürlich um nichts besser. Er schenkte mir ein Lächeln, und ich betete, dass meine Lippen mir gehorchten und es ähnlich freundlich erwiderten. Sein Bauch war der größte, den ich je an einem Vampir gesehen hatte. Offenbar hatte seine Wandlung eher unvermittelt stattgefunden, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass irgendjemand freiwillig über Jahrhunderte untot als schmieriger, müffelnder Gossennikolaus leben wollte.
Devereux ergriff die Hand des Schmerbäuchigen. »Prospero, mein Freund, willkommen in meinem Heim! Ich möchte dich gern mit Kismet bekannt machen – der Frau, auf die ich gewartet habe.«
Auf die er gewartet hat? Was soll das denn heißen? Ich komme mir vor, als wäre ich mitten in einen Kinofilm hineinmarschiert.
Der schmierige Kerl schlug die Enden seines Capes nach hinten, so dass ich freien Blick auf
das Ganze
hatte. Unweigerlich wanderte mein Blick zu seinem Schritt. Anders als die meisten Fettbäuche war seiner vorgewölbt wie bei einer Schwangeren, nicht die hängende, penisüberlappende Sorte. Folglich waren sein Stolz und seine Freude deutlich zu sehen.
Offensichtlich bemerkte er, wo ich hinschaute, denn er grinste und zwinkerte mir zu.
Iiihhh!
Während er sich übertrieben verneigte, nahm er meine Hand und küsste sie. »Wir alle sind hocherfreut über Ihre Ankunft, M’Lady!«
»Prospero? Ist das nicht eine Figur aus Shakespeares
Der Sturm?
«
»Ja«, bestätigte er kichernd. »Ich hörte, dass er mich in eines seiner kleinen Märchen eingearbeitet hat. Ich sollte es dringend einmal lesen.«
Er ließ meine Hand los und wandte sich an die Gästeschar. »Nehmt eure Plätze im Kreis ein!« Dann drehte er sich wieder zu mir und warf sein Cape vollständig ab. Es bauschte sich zu seinen Füßen. »Folgen Sie mir!«
Ich sah zu Devereux, der sich vergeblich bemühte, nicht zu schmunzeln, und zu den hängenden Pobacken nickte, die vor uns wabbelten. Es schien mir geradezu erstaunlich, dass Prospero sich ohne ein Gegengewicht auf dem Rücken aufrecht halten konnte. Devereux raunte mir zu: »Prospero ist ein sehr mächtiger Magier und mein Freund, aber du solltest nie mit ihm allein sein. Seine Schwäche für schöne Frauen ist allgemein bekannt, und er verfügt über ein beachtliches Talent, was das Bannen angeht. Ihm sind schon Damen nach einem kurzen Blick auf sein
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