Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
bevor er zerstört wurde. Sicher sind all seine menschlichen Freunde und Verwandten längst gestorben, und Vampire brauchen diese Art Zeremonien nicht.« Als er mein Stirnrunzeln bemerkte, ergänzte er: »Aber wenn du dich damit besser fühlst, können wir seine Asche begraben. Ich lasse seine Überreste holen, und du sagst mir, wie du es gern arrangiert hättest. Was den Teppich betrifft, wird er sofort ausgetauscht und das Zimmer wieder in den vorherigen Zustand versetzt. Du musst dich um nichts kümmern. Ich habe schon die nötige Hilfe gerufen. Gehen wir zurück ins Penthouse!«
Er schloss mich in seine Arme, und wir rematerialisierten uns im Wohnzimmer des Penthouse, nahe den nackten Vampiren, die in Grüppchen zusammenstanden und sich unterhielten wie bei einer Untoten-Cocktailparty.
Prospero kam mit hocherhobenen Armen auf uns zu. »Devereux, ist es wahr? Hat das Monstrum unsere Schutzmauern durchbrochen? Falls das so ist, muss ich unser Ritual neu überdenken.«
Devereux legte eine Hand auf die Schulter des dicken Vampirs. »Ja, mein Freund, leider ist es wahr. Ich sollte mich jetzt auf andere Methoden konzentrieren, um für Kismets Sicherheit zu sorgen. Aber ich wäre ausgesprochen dankbar, wenn du und alle anderen hier für uns mit dem Ritual fortfahrt. Eure Weisheit und Hilfe sind mir sehr willkommen.«
»Betrachte es als erledigt.« Wie ein Regisseur am Filmset wurde Prospero sogleich aktiv, wies die anderen auf ihre Plätze und diskutierte Strategien mit ihnen. Wieder einmal war ich verwundert über seine Grazie und Flinkheit.
Devereux hob sein T-Shirt vom Boden auf und zog es sich über den Kopf. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Welches war meine Rolle in diesem Krieg der Willenskräfte?
Ein tiefes Summen erklang aus dem Ritualkreis. Jeder Vampir stand mit ausgestreckten Armen da, die Handflächen nach oben haltend. Vielleicht täuschten meine Augen mich, aber ich hätte schwören können, dass die Luft um die Gruppe herum zu schimmern begann. Es erinnerte mich an das Hitzeflirren über heißem Asphalt im Sommer. Ich war so fasziniert von dem Phänomen, dass ich erschrak, als eine raspelnde Stimme Zentimeter neben meinem Ohr vibrierte.
»Meister, unten ist ein Mensch, eine Dame, die behauptet, eine Freundin von Dr. Knight zu sein. Sie besteht darauf, mit ihr zu sprechen. Soll ich ihr Gedächtnis löschen und sie wegschicken?«
Ich drehte mich zu der Stimme um. Da ich erwartet hatte, einen großen kräftigen Körper zu sehen, wie er zu dem Klang der Stimme gepasst hätte, lachte ich beinahe laut los, denn dort stand ein kleiner schmaler Mann, der wie ein Gangster aus den 1930er-Jahren gekleidet war. Sein Filzhut saß leicht schräg auf seinem Kopf, und eine unangezündete Zigarette baumelte in seinem Mund, deren Papier offenbar an seiner Unterlippe klebte, so dass er sprechen konnte, ohne das Requisit zu verlieren.
»Wer ist sie?«, fragte ich den Boten.
Er redete weiter mit Devereux, ohne auf mich zu achten. »Sie sagt, ihr Name sei Maxie. Ich habe noch nie weißes Haar an einer jungen Dame gesehen. Sie ist ein ziemlich heißer Feger. Allerdings wirkt sie aufgekratzt – nervös. Was soll ich mit ihr anfangen?«
Devereux blickte zu mir. »Möchtest du sie sehen? Ich weiß nicht, ob es klug ist, sie in ein Penthouse voller Vampire zu lassen. Schließlich ist sie Reporterin.«
»Ja, das ist sie, aber auch eine Freundin. Eine sehr hartnäckige Freundin.« Und Mitglied eines sehr kleinen Clubs. Ich überlegte kurz. »Gibt es ein Zimmer, in das wir gehen können, wo sie deine anderen Gäste nicht sieht?«
»Die Bibliothek. Sie ist vom Rest des Penthouse abgetrennt und nur von dieser Nische aus zu erreichen.« Er ging zu der holzvertäfelten Wand nahe dem Vordereingang, berührte die kunstvolle Schnitzerei im Holz, und schon glitt ein türgroßes Holzfach beiseite. Devereux bedeutete mir hineinzusehen. »Ich bewahre hier seltene Ausgaben meiner Lieblingsbücher auf. Manche der Dokumente hinter Glas sind so alt und empfindlich, dass sie zerstört würden, setzte man sie der Luft aus.« Ich streckte meinen Kopf hinein. »Es wäre gut, wenn deine Freundin sich nicht allzu gründlich hier umsieht, sonst fragt sie sich noch, wie ein bescheidener Clubbesitzer zu solchen unbezahlbaren Büchern und Kunstgegenständen kommt.« Lächelnd neigte er seinen Kopf.
»Bescheidener Clubbesitzer? Ich glaube nicht, dass irgendjemand, ob Reporter oder nicht, dich so bezeichnen würde. Maxie übrigens
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