Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
Boden, was bedeutete, dass er, wo immer er sein mochte, nackt dort stand. Ich kicherte leise bei der Vorstellung, dass er jetzt gerade im Adamskostüm sonstwo erschien. Er musste sehr aufgebracht wegen Lyren Hallow sein, dass er sich so unvermittelt davonmachte. Eine solche Reaktion auf einen anderen Vampir hatte ich bei ihm noch nicht gesehen.
Die sinnliche Stimme eben in meinem Kopf hatte dieselbe Wirkung auf mich gehabt wie morgens im Sender. Hallows Tonfall wirkte seltsam beruhigend. Erst hinterher empfand ich den ungebetenen Eindringling als unheimlich. Doch während er in meinem Hirn herumkroch, schien ich keine Eile zu haben, ihm die Tür zu weisen. Was hatte es zu bedeuten, dass noch ein Vampir jederzeit auf meine Gedanken zugreifen konnte? Und was hatte er mit »Eroberung« gemeint?
»Er meinte genau das, was er sagte.«
Devereux tauchte wenige Zentimeter vor mir auf, raffte seine Sachen zusammen und begann, sich anzuziehen. »Du hättest mir sofort erzählen müssen, dass der Wahnsinnige dich kontaktiert hat. Dann hätte ich früher Schritte unternommen, um dich zu schützen. Ich war so mit der Vermittlung zwischen zwei zerstrittenen Vampirzirkeln beschäftigt, dass ich gar nichts von Hallows Ankunft hier mitbekommen habe. Was er gewiss auch so geplant hatte. Aber das lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Ich habe alles arrangiert. Du ziehst bis auf weiteres in mein Penthouse. Wir fahren zu deinem Stadthaus, wo du dir Kleidung und alles holen kannst, was du brauchst. Wenn das mit Hallow geregelt ist, kannst du wieder zu dir ziehen.«
Er bückte sich und hob mein Kleid auf. »Hier, zieh das schon mal an! Ich suche deine Schuhe.«
Hol! Fuß! Dreh dich! Platz!
Ich nahm das Kleid, stapfte ans Fußende des Betts und hockte mich hin. Er machte es schon wieder! Wieder einmal verkündete er, die Lage wäre kritisch und ich müsste geschützt werden – genau wie bei den zweitausend Dramen vorher. Ohne mir nur einen einzigen sachdienlichen Hinweis zu liefern, nahm er schlicht an, er wüsste besser, was gut für mich war, als ich. Ich beobachtete, wie er meine Schuhe aufhob und zu mir kam.
Vor mir blieb er stehen und runzelte die Stirn. »Kismet. Du bist nicht angezogen. Worauf wartest du?«
Meine Stimme war lauter und schriller als sonst. »Ich warte, dass du mir die Höflichkeit erweist, mir ein paar Antworten zu geben. Wie war das noch gleich vorhin? Sagtest du nicht, du wolltest mich nicht mehr bevormunden? Wie nennst du das hier?«
Er winkte mit arroganter Miene ab. »Wir haben jetzt keine Zeit für so was! Es ist wichtig, dass du an einen sicheren Ort gebracht wirst, wo ich ein Auge auf dich haben kann.«
Mich einsperren, meinst du. Wenn ich nicht aufpasse, steckst du mich noch in einen der alten Kerker unter dem »Crypt«. Zu meinem eigenen Besten, versteht sich. So leicht kriegst du mich nicht dazu, zu kuschen!
»Nun, dann richtet es trotzdem ein, Eure Majestät, denn ich gehe nirgends hin«, erklärte ich sehr langsam, weil ich nebenher die Wut unterdrücken musste, die in mir brodelte. Wann hatte ich die Kontrolle über mein Leben verloren? Offenbar war ich viel zu nachgiebig gewesen. »Wer ist Lyren Hallow, und wieso ist der Typ so etwas Besonderes? Du hast ihn den Jäger genannt. Was heißt das?«
Okay, Kismet. Reiß dich zusammen! Was passiert mit mir? Wieso reagiere ich so übertrieben?
Devereux sah mich an, und sein Zorn sprühte buchstäblich Funken. »Du musst aufhören, unvernünftig zu sein! Ich erzähle dir alles, sowie wir in meinem Penthouse sind, wo es zusätzlich zur Vampirsecurity magischen Schutz gibt. Dies ist nicht der passende Zeitpunkt, sich danebenzubenehmen!«
Mir stand der Mund offen. »Wie bitte? Danebenbenehmen?! Du behandelst mich schon wieder wie ein ungezogenes Kind. Dass du älter als Staub bist, gibt dir nicht das Recht, herablassend zu sein!«
Alarmstufe rot, Kismet! Beruhige dich endlich! Ich verstehe nicht, wieso ich mich so aufrege. Ich komme mir vor, als hätte ich gar keine Kontrolle mehr über mich.
Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, überlegte es sich aber anscheinend anders und seufzte. »Bitte, zieh dein Kleid und deine Schuhe an! Ich möchte dich nicht nackt transportieren, aber notfalls werde ich es tun.«
Okay, er bevormundete mich immer noch, aber wenigstens beamte er uns nicht einfach aus dem Zimmer, ob es mir gefiel oder nicht.
War das nicht ein gewisser Fortschritt?
Ich betrachtete ihn schweigend und versuchte, zu begreifen, weshalb
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